Beiträge von Kirschbluete im Thema „Neugier = Gier?“

    Meine Neugierde auf den Inhalt der kanonischen Schriften hat mir jedenfalls sehr viel geholfen.
    Ebenso auch meine Neugierde, mich durch die tägliche Dhammaübung "kennenzulernen" und dadurch zu erfahren, was mir zur Beruhigung des Gemüts dienlich ist usw.


    Angenommen, ich hätte jemanden gesagt: "Du, ich bin neugierig, was im Sutta Pitaka steht." und ich hätte als Antwort: "Neugier ist Gier und die verursacht Leiden" bekommen, hätte ich mir an die Stirn getippt auf dem Absatz kehrt gemacht und hätte mich da sicherlich nicht mehr blicken lassen (und solange wir noch in Unterscheidung und Bewertung leben, mache ich auch davon Gebrauch zu unterscheiden, was unheilsam für mich ist und was heilsam für mich ist).


    Jede Bücherbestellung und jede Dhammaübung wären hinfällig, wenn man nicht neugierig wäre, die Lehre zu erfassen und zu erfahren.
    Ich stell' mir gerade vor, wie doof ich gucken würde, wenn ich eine Antwort aus einem guten Verlag im schönen Frankenland bekommen würde, in der steht: "Kirschblüte, Sie bekommen das Buch XYZ nicht, weil wir ihre Gier nicht befriedigen wollen. Lösen Sie sich von allen Vorstellungen und schaffen Sie sich nichts mehr an!" :lol:

    Ich denke, es gibt auch ganz feine Abstufungen von Neugierde:
    ich kann neugierig sein, was der Nachbar im Kochtopf hat, ich kann auf "Neuigkeiten gieren", was es denn heute über "diesen oder jenen" abzulästern gibt,
    ich kann aber auch neugierig darauf sein, was z.B. im Palikanon steht, ich kann neugierig sein, eine Gemeinschaft kennenzulernen, ich kann neugierig sein, mich durch Introspektion oder Supervision in der oder der Situation besser kennenzulernen.


    Was ich in Gesprächen in einer Erziehungsberatungsstelle verstanden habe ist, dass Kinder, denen eingeredet wird, Neugierde sei etwas Schlechtes, irgendwann aufhören (auch kritisch) zu (hinter)fragen.


    Wie man das für sich werten möchte, kann jeder nur für sich entscheiden.