Beiträge von mumei im Thema „Drei Tore der Befreiung“

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    Die Drei Tore der Befreiung
    Die drei Tore der Befreiung sind Leerheit, Zeichenlosigkeit und Absichtslosigkeit.


    Der Begriff der Leerheit wird meist zunächst mit etwas Skepsis und Angst aufgenommen. Er beschreibt jedoch nicht eine Nicht-Existenz. Er beschreibt im Gegenteil die Verbindung aller Dinge und Lebewesen mit allen anderen Dingen und Lebewesen. Der Computer, auf dem du diese Zeilen liest, steht auf einem Tisch. Dieser Tisch ist aus Holz. Das Holz stammt von einem Baum. Dieser Baum brauchte Wasser zum Wachsen, dieses Wasser erhielt er aus den Wolken. Wenn du diese Kette fortsetzt, wirst du feststellen, dass die ganze Welt mit dem Tisch verbunden ist, auf dem dein Computer steht. Der Tisch besteht jedoch ausschließlich aus nicht-Tisch-Elementen. Er ist leer von einem eigenen unabhängigen Selbst. Ein Zen-Meister hat einmal ein Sandkorn vor seine Schüler gehalten und erklärt: "Wäre dieses Sandkorn nicht, so könnte der gesamte Kosmos nicht existieren."


    Zeichenlosigkeit wird uns als logische Notwendigkeit erscheinen, sobald wir beginnen, Leerheit zu erfassen. Die Leerheit der Dinge bleibt uns verschlossen, so lange wir sie mit Begriffen beschreiben und glauben, die Begriffe seien mit den Dingen identisch. Wasser zum Beispiel kann mir als flüssig, fest oder gasförmig erscheinen. Wenn ich Wasser ausschließlich als flüssig betrachte, bleibe ich in einem seiner Zeichen verfangen. Die Wahre Natur des Wassers über seine Zeichen hinaus erkennen, heißt, das Wasser im Himmel, in mir, in den Pflanzen, in der Sonne und in meinen Gedanken zu erkennen. Zeichen sind Mittel, die uns die Verständigung erleichtern. Sie sind aber nicht die absolute Wahrheit und täuschen uns. Wahrnehmungen sagen oft mehr über den Wahrnehmenden aus, als über das, was wahrgenommen wird. "Wenn du die Zeichenlosigkeit erkennst, erkennst du den Tathagata", heißt es im Diamant-Sutra. Die Welt der Zeichenlosigkeit ist hier, inmitten der Zeichen erreichbar. Sie zu erreichen heißt, das Nirvana zu erreichen: das Ende aller Begriffe, aller Ideen, aller Zeichen.


    Absichtslos bin ich, wenn ich mich von dem Anspruch freigemacht habe, ein Ziel erreichen zu müssen. Es gibt kein Ziel im eigentlichen Sinn, weil auch dieses Ziel - was immer es sei - leer ist von einem eigenen unabhängigen Selbst. Das Ziel ist verbunden mit allem, was ist. Das Ziel ist der Weg. Der Weg aber ist seinerseits begrifflich nicht fassbar. Nur seine einzelnen Schritte sind möglich, allerdings auch sie nicht als Begriffe, sondern als direkte achtsame Erfahrung: wenn ich esse, weiß ich, dass ich esse. Wenn ich sitze, weiß ich, dass ich sitze. Wenn ich atme, weiß ich, dass ich atme. Ich atme nicht, um etwas zu erreichen. Ich atme, um zu atmen. Es gibt keinen Weg, es gibt nur Schritte.