Das Problem in das sich die christlichen Kreationisten verfangen haben ist ja, dass sie Spiritualität mit Welterklärung vermischen. So wie es uns Buddhisten wichtig ist, dass nicht aus sich selbst heraus existiert, ist es vielen Christen wichtig, sich jederzeit bewusst zu bleiben, dass er selbst und alles andere nur aus der Gnade und dem Willen Gottes heraus existiert. Um diesen (im Sinne der Spiritualität) "heilsamen" Gedanken zu stützen und ihm gegenüber naturwissenschaftlichen Auffassungen Gewicht zu verleihen, glauben Kreationisten ihn in einer banalen und geradezu bizarr konkreten Weise auffassen zu müssen, in der Gott zu einem Ingenieur wird, der die Erde in sieben Tage hingeschustert hat. (Wohl umflattert von einer Wolke von Projektmanagment-Engeln)
Wie ich schon in dem Threads "der Geist Entscheidet" und "Welt, ein Trugbild?" sagte, glaube ich, dass die Auffassung, die Geist als ein der Welt vorgelagertes Schöpfungsprinzip sieht, vor allem didaktische Gründe hat.
Man sagt das also nicht aus Gründen der Spekulation über die Weltentsehung und auch nicht wie die Kreationisten, um dadruch andere Ideen zu legitimieren, sondern deswegen, weil man es als einen konstruktiven Gedanken im folgenden Sinne erachtet:
Betont man gegenüber jemanden, wie sehr seine Handlungen und auch seine Gedanken bedingt sind, so kann das ja dahingehend ermutigen, sich als "Opfer der Umstände" zu betrachten. Demgegenüber möchte man jemanden vielleicht ermutigen, indem man betont, wie sehr man durch das eigene Denken und Handlen für das was man erlebt verantwortlich ist. Und das man alles ändern kann, wenn man damit anfängt das eigenen Denken zu ändern.
Beim eigenen Willen zu beginnen, wird also als eine im Sinne der Praxis ermutigende und damit heilsame Sichtweise gesehen. Aber es handelt sich um eine einseitige und verzerrende Sichtweise, weil sie alles ausblendet, was "vor" dem Willen ist:
nibbuti:
Wohingegen die Lehre des Buddha vom Bedingten Entstehen erklärt, dass Wahrnehmung, Empfindung, Anhaftung usw. erst beim Kontakt dreier Dinge entsteht: Sinnestor, Objekt, (Sinnes-)Bewusstsein.
Die Frage ist jetzt, ob man diese Verzerrrung in Kauf nimmt. Und da gibt es die Ansicht, dass wenn wir sowieso in verblendeter Umnachtung leben und es so lange man kein Buddha ist, nicht hoffen kann die Welt zu sehen wie sie ist, es doch sinnvoll sein könnte, "heilsame Illusionen" zu hegen.
wiki:
The implication is that even if a technique, view, etc., is not ultimately "true" in the highest sense, it may still be an expedient practice to perform or view to hold; i.e., it may bring the practitioner closer to the true realization in a symilar way.
( Ich probiere es mal auf Deutsch: " Die Konsequenz ist, dass auch wenn eine Technik, Ansicht, usw. nicht im höchsten Sinne "wahr" ist, sie dennoch eine brauchbare Praxis oder Ansicht sein kann, das heißt den Parktzierenden gleichsam dem Erwachen näherbringen kann.")Quelle
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Mann kann also argumentieren, dass diese Ansicht in der Praxis so heilsam ist, dass ihre Einseitigkeit und mangelnde Übereinstimmung mit buddhitischen Grundkonzepten zu entschuldigen ist. Kann man dem "Risiken und Nebenwirkungen" engegenhalten, wo die Ansicht nicht konstruktiv sondern verghängnisvoll und gefährlich ist?