Beiträge von void im Thema „Ein säkularer Buddhismus – von Stephen Batchelor“

    Doris Rasevic-Benz:

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    Batchelor schreibt von dem, das allein dem Glauben unterliegt, wie die Wiedergeburt und die Höllenbereiche (eben nicht als übersetzbare Metaphern), die Spekualtionsobjekte also. Das finde ich auch überflüssig, ja hinderlich, da es zum Spekulieren geradezu verführt. Das ist nicht nur Zeit- und Ressourcenverschwendung, es passt überhaupt nicht in unsere Gesellschaft. Das genau wird bei den christlichen Kirchen beklagt, dieser Irrationalität wird ständig widersprochen, aber beim Buddhismus wird die gleiche Sauce dann gegessen und als unverzichtbar betrachtet. Wiedergeburt und Jungfrauengeburt sind aus einer Familie.


    In seinem Buch "Buddhismus für Ungläubige" hat er ja noch eine Definition von säkular vetreten, der es datrum ging alles übersinnlich, magische wegzulassen. Die in obigem Artikel zum Ausdruck gebrachte Ansicht, geht aber von einer viel breiteren Bedeutung von "säkular" aus. Jetzt ist für Batchelor auch das Ideal der Befeiung aus Samsara ein unnötige "Soteriologie", die man fallen lassen sollte. So habe ich das zumindest verstanden.


    Und es ist wirklich eine legitime Frage, ob ein Buddhismus ohne Befreiung und Buddhaschaft ein Buddhismus ist. Bei Höllenbereichen ist das nicht die Frage.

    Matthias65:
    boehnchen:

    Der Dalai Lama selbst ist aktiver Fürsprecher einer Säkularisierung


    Wenn das stimmt, dann hat der Dalai Lama aber wohl eine andere Vorstellung von "Säkularisierung" wie Batchelor !


    Stephen Batchlor geht in seinem Essay von einer jungen Frau aus, die unter Schmerzen leidet. Sie macht deswegen Achtsamkeitsmeditation und profitiert davon. So können, - argumentiert Batchelor - buddhitische Meditation vielen Menschen helfen, ihr Leben zu verbessern und weniger traurig, unausgelichen und unzufrieden zu sein. Ihne dass damit das "soteriologische" Ziel einer Buddhschaft, also ein Ausstieg aus dem Daseinskreislauf verbunden ist.


    Auch der Dalai Lama sieht es so, dass das Ziel der Buddaschaft in diesem Leben nur für ganz wenige Menschen ein realitisches Ziel ist. Für Mönche die das zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, sowie für einige Laien, die die schwerere Aufgabe übernehemen, das in einem weltlichen Umfeld zu versuchen. Aber der Dalai Lama sieht es so, dass der Buddhismus auch für Leute geeignet ist, die das ganz weltliche Ziel haben glücklich und zufrieden zu werden. So wie es ja in der Geschichte des Buddhismus immer die Mehrheit war, die für sich ein besseres jetziges und zukünftiges Leben erhofften. Ein solcher "säkularen Buddhismus" hatte also immer seinen Platz.


    Vieles an dem Anliegen von Stephen Batchelor ist berechtigt. Von jedem Buddhisten zu fordern, er solle einen auf Pseudo-Mönchn machen ist ja ähnlich verlogen, wie wenn sich jeder Hobbysportler vormachen würde, er trainiere für die olympischen Spiele. Batchelor ist damit angnehm volks- und realitätsnah. Aber mit der Forderung die Soteriologie ganz aus dem Buddhismus rauszunehmen, schiesst er über das Ziel hinaus. So als denkt man, man würde die Sportvereine fördern, indem man den Profisport verbietet und Olympiaden ächtet.


    Natürlich ist es wichtig Buddhismus in der Welt mit ihren unvollkommenen Menschen zu verankern. Aber gerde um der Welt zu helfen, braucht es Ideale die über sie hinausweisen. Das ist bei ganz sakularen Werten wie der "Menschenwürde" nicht anders: Eben weil im Getriebe von Interesssen und Kompromissen eh alles verschlissen und auf das Allzumenschliche reduziert wird, ist es gut Menschen zu haben, die für das Ideal eintreten, das die "Würde des Menschen unantastbar" ist. Extremisten, die ihr Leben geben würden, um dafür zu kämpfen, statt dem üblichen Schlendrian zu verfallen.


    Und so ist es auch für den Buddhismus gut, dass es da das "soterologische" Ziel des Befreiung vom Leid gibt und und Leute, die ihm folgen gibt. Auch im Sportverein freue ich mich jemanden zu haben, der wirklich eine Ahnung von der Sache hat. Bei Batchelor ist es aus seiner Biographie heraus natürlich zu vestehen, dass es ein Befreiungschlag war, sich von dem für ihn unpassenden und drückenden monastischen Ideal zu befreien. Aber kann und sollte man das verallgemeinern?

    Bishafu_2:

    Es wäre für manche ganz hilfreich die Vielfalt der Welt wahrzunehmen. Wenn die Natur uns erfreuen will erschaft sie nicht nur eine Rose, sondern einen großen Strauß verschiedener Blumen. So ist das mit allem, sogar mit Religionen. Das Wichtigste ist, dass es uns weiterhilft. Dem einen mag Zen helfen, einem anderen katholisches Christentum oder gar vielen sogar der Koran, einigen wenigen sogar Batchelorismus


    Ich kann es verstehen, dass jemand so ein rationalistischer Knochen ist, dass er alles Religiöse und Metaphysische scheut. Von daher ist es gut, wenn jemand die buddhitischen Methoden und Lehren zusammenfasst, die solchen Leuten einen Zugang eröffnen. So wie es ja auch gut ist wenn eine Kantine auch vergetarische und vegane Gerichte anbietet und auch für Hindus und Juden passende Speisen da sind. Soweit könnte ich also den Ansatz von Stephen Batchleor nachvollziehen.


    Aber dann sind da auch Sachen, die ich nicht nachvollziehen kann:


    So war er ja bei dem südkoreanischen Meister Kusan Sunim sehr glücklich und verlies den Tempel erst nach dessen Tod. Ich kann es verstehn, dass er zu dennen Nachfolger als Abt nicht den gleichen Draht hatte. Aber sind diese privaten Gründe wirklich ausreichen um mit der Tradition zu brechen? Im koreanische Zen kann man ja auch gut praktizieren ohne an künftige und vergangene Wiedergeburten zu denken. (Seing Sahn ist ja auch recht flippig) Kann man nicht INNERHALB dieser Tradition auch als Laie säkular und zeitgemäß lehren) Warum also das Kind mit dem Bad ausschütten und sich selber was zusammen basteln?


    Ich finde es einen großen Unterschied, ob man bestimmte buddhitische Methoden und Lehrinhalte für sich selber ablehnt weil man keinen Zugang dazu findet oder ob man das verallgemeinert. Und hier ist Stephen Batchelor keiner der aus seiner Nische heraus andere Ansätze anerkennt. Im Gegenteil ist für ihn das alles veralteter abergläubischer Buddhismus 1.0, dem er seinen aufgeklärten Buddhismus 2.0 gegenüberstellt. Ist er wirklich so arrogant und intolerant oder versteh ich ihn da vollkommen falsch? Hätte er das seinem alten Lehrer Kusan Sunim ins Gesicht gesagt?