Beiträge von accinca im Thema „Wiedergeburt als Baum?“

    Evolver:
    accinca:

    Dies klang sehr danach, das du nicht mit Wiedergeburt rechnetest.


    Ich rechne nicht in dem Sinne mit Wiedergeburt, wie manche Leute glauben, sie seien einmal diese oder jene Person gewesen. Meine Charakteristika mögen sich fortsetzen, mein Streben und Mühen und Begehren. Eben so wie es beschrieben ist. Aber ich glaube nicht, dass dies im Zusammenhang mit dem Ende meines Lebens steht. Solange ich dem Durst (ich übernehme mal dieses Ausdruck der Deutlichkeit wegen) folge, säe ich ihn aus, denn er ist irgendwie wie eine Kettenreaktion. Doch das passiert zu Lebzeiten. Die Wiedergeburt bezieht sich auf das Begehren, welches ständig wiedergeboren nicht, nicht den, der das Begehren empfindet.


    Wie auch immer, jedenfalls lehrte der
    Buddha ja ganz klar:


    „Solchen Gemütes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt,
    geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet und lenkt er das Gemüt
    auf die erinnernde Erkenntnis früherer Daseinsformen.


    So kann er sich an manche verschiedene frühere Daseinsform erinnern,
    als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an
    vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig
    Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig
    Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an
    hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen,
    dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die
    Zeiten während mancher Weltenentstehungen - Weltenvergehungen.


    'Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an,
    das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich
    erfahren, so war mein Lebensende; dort verschieden trat ich anderswo
    wieder ins Dasein: da war ich nun, diesen Namen hatte ich, dieser
    Familie gehörte ich an, dies war mein Stand, dies mein Beruf, solches
    Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende; da
    verschieden trat ich hier wieder ins Dasein': so erinnert er sich mancher
    verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigentümlichen Merkmalen,
    mit je den eigenartigen Beziehungen.


    „Gleichwie etwa, großer König, wenn ein Mann von seinem Orte nach
    einem anderen Orte ginge und von diesem Orte wieder nach einem anderen
    Orte und von diesem Orte nach seinem eigenen Orte zurückkehrte; der
    sagte sich nun: 'Ich bin von meinem Orte nach jenem Orte gegangen,
    dort bin ich also gestanden, also gesessen, habe also gesprochen, also
    geschwiegen; von jenem Orte bin ich aber nach diesem Orte gegangen,
    da bin ich nun also gestanden, also gesessen, habe also gesprochen, also
    geschwiegen; dann bin ich von diesem Orte nach meinem eigenen Orte
    wieder zurückgegangen': ebenso auch, großer König, kann nun der Mönch
    sich an manche verschiedene frühere Daseinsform erinnern, mit je den
    eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Das
    aber, großer König, ist ein sichtbarer Lohn der Asketenschaft, vortrefflicher
    noch und erlesener als es der frühere war. (D 2)


    mfg.
    accinca

    Evolver:
    accinca:

    Dies klang sehr danach, das du nicht mit Wiedergeburt rechnetest.


    Ich rechne nicht in dem Sinne mit Wiedergeburt, wie manche Leute glauben, sie seien einmal diese oder jene Person gewesen. Meine Charakteristika mögen sich fortsetzen, mein Streben und Mühen und Begehren. Eben so wie es beschrieben ist. Aber ich glaube nicht, dass dies im Zusammenhang mit dem Ende meines Lebens steht. Solange ich dem Durst (ich übernehme mal dieses Ausdruck der Deutlichkeit wegen) folge, säe ich ihn aus, denn er ist irgendwie wie eine Kettenreaktion. Doch das passiert zu Lebzeiten. Die Wiedergeburt bezieht sich auf das Begehren, welches ständig wiedergeboren nicht, nicht den, der das Begehren empfindet.


    Nicht den der das Begehren empfindet?
    Wer soll das denn sein? Es gibt zwar das
    Empfinden von Begehren auf Grund eben
    des Begehrens, aber keinen der es jetzt
    empfindet. Trotzdem wird es so gedacht und
    empfunden als sei jetzt ein Empfinder vorhanden.
    Genau das passiert Aufgrund von Begehren und
    Nichtwissen und genau das ist im nächsten Leben
    auch so. Immer wieder entsteht die Empfindung
    eines Empfinders - so wie jetzt auch und jeden
    Morgen neu - ja in jedem Augenblick neu und im
    nächsten Leben auch neu usw. usw. Jede Wiedergeburt
    erscheint genau so viel und genau so wenig real
    wie die gegenwärtige auch.


    mfg.
    accinca


    Ja und wie weit liegen wir auseinander?


    du schriebst ja:
    "Ich kann mit dem sehr indisch geprägten Verständnis von Wiedergeburt nicht viel anfangen. Es gibt kein festes Selbst, kein 'Ich' das isoliert von anderen Dingen existiert, also nicht soetwas wie eine Seele im z.B. christlichen Sinn. Also was soll den wiedergeboren werden?"


    Dies klang sehr danach, das du nicht mit Wiedergeburt rechnetest.


    mfg.
    accinca

    Evolver:

    Ich denke es ist eine Frage der Ansicht. Ich kann mit dem sehr indisch geprägten Verständnis von Wiedergeburt nicht viel anfangen. Es gibt kein festes Selbst, kein 'Ich' das isoliert von anderen Dingen existiert, also nicht soetwas wie eine Seele im z.B. christlichen Sinn. Also was soll den wiedergeboren werden?


    'Mein Leben' hat nicht vor 25 Jahren begonnen, als ich aus dem Körper meiner Mutter kam. Die zwei Zellen, die Anstoß zu meiner Entwicklung gaben, lagen schon lang in den Körpern meiner Eltern. Darüber hinaus bin besteht mein Körper aus Pflanzen und Tieren und befindet sich im Kreislauf der Natur, es ist unvermeidlich, dass der Körper "stribt". Aber was heißt das schon, dass er stribt? Doch nur, dass er transformiert wird. Verwesung wird einsetzen, Würmer und Insekten verwerten ihn, er wird zu Erde, dann zu Pflanzen, Tieren usw.


    Und mein Geist, verhält es sich da anders? Wurde er geboren, kann er sterben? Unser Geist ist ebenso wenig von der Welt isoliert, wie es unser Körper ist. Er wird genährt von Wahrnehmungen, transformiert sich beständig, die Ergebnisse des Denkens beeinflussen alles, womit wir in Berührung kommen.


    Mit so einer Vorstellung kann man Wiedergeburt auch gar nicht
    verstehen, denn so eine Vorstellung von einer materiellen Basis
    des Lebens, liegt ihr auch nicht zugrunde.
    Was wiedergeboren werden soll wenn es kein Ich gibt, wenn nichts
    da ist mit dem man eine Person ein für alle Ewigkeit identifizieren
    und fest machen könnte, ist eine häufig gestellte Frage, so daß es
    schon verwunderlich ist, daß es dafür noch keine FAQ gibt. Jedenfalls
    keine die ich kenne.
    Man könnte sich schon Gedanken darüber machen was wohl dahinter
    steht, das es nicht allgemein bekannt ist, was da wiedergeboren wird,
    denn das wird ja schon in der dritten der vier Heilswahrheiten vom Buddha
    gelehrt und ja oft genug gesagt was da wiedergeboren wird.

    Jedenfalls auch wenn es kein Ich gibt, so lehrte der Buddha doch,
    das sich der jeweilige Durst der die eigentliche Ursache und Kraft des
    Lebens und Leides ist, sich von Dasein zu Dasein fortsetzt. Die
    Vorstellungen von ICH und MEIN sind alleine seine Folgen. Und so ist
    Wiedergeburt zu verstehen als die Fortsetzung der jeweiligen nach
    Befriedigung dürstenden Triebe und deren Wirkungen.


    "Und was, ihr Mönche, ist die Wurzel des Übels?
    Es ist dieses Begehren (Durst), das Wiedergeburt erzeugende,
    mit Lust-Gier verbundene, hier und dort sich erfreuende,
    nämlich das Begehren nach Sinnlichkeit, nach Dasein,
    nach Nichtsein. Dies, ihr Mönche, wird die 'Wurzel des Übels' genannt." S.22.31


    "Dieser Durst da, Bruder Visākho, der Wiederdasein säende,
    gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich ergetzende,
    als da ist der Sinnlichkeitsdurst, der Daseinsdurst, der
    Nichtdaseinsdurst, das, Bruder Visákho, hat der Erhabene
    gesagt, ist die Enstehung der Persönlichkeit." M 44


    "Es ist dieser Durst, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene,
    bald da bald dort sich ergetzende.
    Weil er ergetzt ist, sich anschließt, sich verlocken läßt, das Labsal
    beharrlich erspäht, schichten sich ihm die fünf Daseinsgruppen weiterhin
    auf; und sein Durst, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene,
    bald da bald dort sich ergetzende, der wächst ihm weiter.


    Dem wachsen körperliche Spaltungen weiter, wachsen geistige Spaltungen
    weiter, wachsen körperliche Qualen weiter, wachsen geistige Qualen weiter,
    wachsen körperliche Brünste weiter, wachsen geistige Brünste weiter; und
    körperlichen Schmerz und geistigen Schmerz erfährt er an sich. " M 149


    mfg.
    accinca