Beiträge von xxx im Thema „Tötung und Erlösung vom Leid!“

    Mirco:

    Mal 'ne Nebenfrage: Was bedeutet das für Dich, wenn Du es nicht gutheißen kannst? Wie gehst Du damit um?


    Ich versuche meine Sichtweise als mögliche Alternative darzustellen. Eventuell untermaure ich diese mit Argumenten.
    Manchmal überzeuge ich manchmal lasse ich mich auch überzeugen. Meist lassen sich die verschiedenen Meinungen jedoch nicht sofort voneinander beeinflussen, dann bleiben sie halt nebeneinander stehen. In diesem Fall versuche ich das Thema zu wechseln.


    Gruss Bakram

    Hallo Doris


    Ich kann Deine Argumente zwar verstehen aber nicht billigen. Deine säkulare Sicht ist völlig in Ordnung und aus diesem Blickwinkel betrachtet für mich verständlich: Den gegenwärtigen Zustand annehmen und daraus das beste machen. Gesunder Menschenverstand. Sich nicht verrückt machen lassen von fremden Regeln die man in letzter Konsequenz gar nicht befolgen kann und somit belasten.


    Der Mensch ist nun mal so wie er ist. Aber soll er deshalb auch für immer so bleiben ?
    http://www.zeit.de/2012/42/Toe…gie-Kriminalistik/seite-1...... http://www.zeit.de/wissen/2011-08/thomas-elbert-interview
    In meiner Interpretation des Buddhismus reicht "menschlich sein" allein nicht mehr aus. Ziel ist doch Entwicklung. Eigentlich sind wir ja mitten drin ohne es zu merken. Entwicklung geschieht auch ohne Buddhismus. "Menschlich sein" beinhaltete vor einigen tausend Jahren noch Kannibalismus, vor einigen hundert Jahren noch Sklaverei, vor einigen Jahrzehnten noch Geschlechterdiskriminierung und in Zukunft wird man darunter auch wieder anderes als heute verstehen.


    Selbstzufrieden am Status quo festzuhalten -diese Einstellung lese ich aus deinem obigen Post heraus- empfinde ich verwegener als das Töten pauschal abzulehnen. Auch ich bin kritisch gegenüber Pauschalisierungen, Regeln und Dogmen die andere aufstellen.
    Ich stelle hier ja keine Regeln auf, befehle niemandem vom töten abstehen zu müssen, verlange es von niemandem, nicht mal von mir selber. Ich habe kein schlechtes Gewissen nachdem ich unbewusst mit einer reflexartigen Handbewegung eine Stechmücke auf meinem Bein töte. Diese Handlung war nicht geplant, sie entstand aus einem Trieb des Körpers. Leider bin ich kein Bhikkhu der alle Triebe kontrolliert oder gar ein triebbefreiter Buddha. Aber deshalb legitimiere ich das Töten noch lange nicht nur weil ich es auch tue und schwach bin.


    Ich versuche nur die Dinge aus meiner Wahrnehmung heraus darzulegen:


    Der Lehre (Dhamma) Buddhismus zu folgen bedeutet doch in erster Linie der Wille sich zu Entwickeln zu Verwirklichung zur Individuation. Über das momentan menschliche hinaus gehen.
    Die im Samsara gefangene Daseinsform Mensch zu kultivieren ist nicht eigentlich Essenz des Buddhismus.


    Dies beantwortet auch die Frage wie Buddhismus aus meiner Sicht zum Thema Töten steht. Versuchen mit ganzem Herzen vom Töten abzustehen so gut man es im Moment halt grad vermag und dabei immer weiter um die Entwicklung des Geistes besorgt zu sein. Nicht mehr aber auch nicht weniger.


    Bakram

    Sowohl aus absolutem Blickwinkel betrachtet...

    Zitat

    Absichtliches Töten ist immer!!! unheilsam.


    ......als auch unter speziellen Bedingungen beurteilt - etwa Selbstverteidigung...

    Zitat

    Soweit ich weiß, verschreibt der Arzt die Medikamente um die Würmer zu töten

    Zitat

    Ja, was ist bei Notwehr..........?


    ....oder Mitleid -...

    Zitat

    Ich habe als Kind mal aus Mitleid einen schwerverletzt blutenden Vogel der in unser Fenster donnerte mit einem schweren Stein zerquetscht


    gibt es meiner Ansicht nach keine guten Gründe zu töten, höchstens gute Ausreden.


    Die Gleichungen
    Gute Absicht = heilsames Karma und böse Absicht = unheilsames Karma funktionieren nicht


    Karma hat nichts mit guter oder böser Absicht zu tun. Karma bezeichnet heilsamen und unheilsamen Willen der das Geschick, den Charakter und/oder die Wiedergeburt der Wesen beeinflusst.
    Meiner Ansicht nach hat dies nichts moralisierendes an sich, das in die Kategorien gut und böse eingeteilt werden soll. Gut und Böse sind schliesslich auch nur Empfindungen. Das das gut/böse Denken so überbewertet wird gründet meiner Ansicht nach eher im christlichen "Schuld und Sühne Gedanken" als im Buddhistischen. Gut ist was Wohlbefinden schafft, böse ist was Leid verursacht. Nichts weiter.


    Die Wurzeln des Heilsamen sind
    Gierlosigkeit
    Haßlosigkeit
    Unverblendung


    Die Wurzeln des Unheilsamen sind:
    Gier (lobha),
    Haß (dosa),
    Verblendung, Unwissenheit (moha).


    Töten wäre also dann heilsam wenn es gierlos, hasslos und unverblendet geschehen würde. Die Krux liegt in Verblendung/Unwissenheit denn man kann sie bei sich selber nicht unmittelbar erkennen.

    Weiss der, der aus Mitleid tötet auch ob diese Tat wirklich heilsam ist oder meint er dies in seiner Verblendung vielleicht nur ? Er denkt etwa weil Mitleid als gute Eigenschaft gilt müsse Töten mit dieser Motivation auch etwas gutes sein ? "Gut gemeint" ist aber oft genau das Gegenteil von gut gemacht. Vielleicht verwechselt er Mitleid mit Mitgefühl ? Wer mitleidet will möglicherweise mit dem Töten mehr sein eigenes (Mit-)Leid beenden als dem anderen helfen.


    War das auch nur eine weitere verblendete Meinung ? Vielleicht. Auf jeden Fall nicht der Weisheit letzter Schuss. Was hilft gegen Verblendung: Citta-bhavana oder wie Kusala sagte gehen auf dem 8-fachen Pfad.


    Bakram

    kofiX:

    Der rein menschliche (mitfühlende) Gedanke sollte ja sein, dem Tier das Sterben so leicht wie möglich zu machen. Jedoch ist letzten Endes das Töten lt. den fünf Silas ... (nicht verboten aber ihr wisst schon).


    Was sind eure *persönlichen* Meinungen zu dem Thema?


    Hallo kofix


    Ich bemühe mich alles Leben von seiner Geburt bis zu seinem Tod zu respektieren. Da sterben für mich auch noch zum Leben gehört, hätte ich Skrupel mich selbstgerecht in den Sterbeprozess einzumischen. Irgendwie erscheint es mir arrogant jemanden "gutgemeint" zu töten. Man mischt sich hier schliesslich in persönliche Angelegenheiten ein, die nicht wirklich verstanden sind. So betrachtet erscheint eine sogenannt gutgemeinte Tötung fast verwerflich. Wenn ich ehrlich zu mir selber bin muss ich sogar gestehen, dass ich einen todkranken Menschen wahrscheinlich eher aus egoistischen Motiven töten würde damit ich es (= das Leiden) selber nicht mehr ertragen muss.


    Meine Ansicht würde ich deshalb so formulieren: Sterbehilfe nein, Sterbebegleitung ja. Nicht das Sterben ist böse und muss ausgemerzt oder beschleunigt werden sondern das Leiden, d.h. der durch das Sterben ausgelöste Schmerz. Sei dies nun Trennungsschmerz, körperlicher Schmerz, Angst...
    Diese Schmerzen soll man lindern mit allen zur Verfügung stehenden Mittel: Anteilnahme, Präsenz(Händchenhalten), Medikamente oder Religion. Wenn man so helfen kann lässt sich nämlich auch der eigene Schmerz, die eigene Angst die das Sterben bei sich selber auslöst vermindern.


    Obiges gilt natürlich in erster Linie für Menschen.


    Ich habe als Kind mal aus Mitleid einen schwerverletzt blutenden Vogel der in unser Fenster donnerte mit einem schweren Stein zerquetscht. Es tut mir heute noch leid es getan zu haben. Allerdings habe ich selbst heute kein alternative Idee.
    Es wäre schwierig einen solchen Vogel beim Sterben zu begleiten. Andererseits kann ich ja nicht wissen ob der Vogel wirklich leidet, ich schliesse darauf weil er sich z.B. unnatürlich bewegt. Aber ist es auch so ? Was wäre hier Wu wei ?


    Bakram