Beiträge von Sudhana im Thema „Nördlichen Zen Schule“

    blue_aprico:

    also: warum sollte denn dann da nich vinaya stehen, auch wortwörtlich ????


    Weil Dōgen mit Vinaya-Regeln einfach nichts am Hut hatte. Also - ich habe mir mal Zuimonki 1.2 angeschaut (ist zu dem Thema die maßgebliche Fundstelle) und dort steht definitiv nicht 毘奈耶 (Chin. pinaye, Jap. binaya), also die Transliteration von Vinaya. Es steht auch nirgendwo 律 (Chin. lü Jap. ritsu) bzw. 戒律 (Chin. jie lü Jap. kairitsu), was sich auf den Vinaya bzw. die Regeln des Vinaya bezieht. Es steht dort lediglich 戒 (Chin. jie Jap. kai), was allgemein für Verhaltensregeln bzw. Gelübde / Gelöbnisse steht, in aller Regel jedoch (anders als 戒律 kairitsu) auf die Bodhisattva-Gelöbnisse bezogen wird. Zusätzlich - und das ist etwas merkwürdig - verwendet Dogen noch den Ausdruck 齋 (Chin. zhai Jap. sai), was allgemein für Abstinenz (in Bezug auf Essen und / oder Trinken) oder aber speziell für das Mittagsmahl buddhistischer Mönche steht. D.h. für eine Regelung, die im Vinaya steht, aber wiederum auch durch die Klosterregeln (qing gui /shingi) festgelegt ist - kann auch gar nicht anders sein, da die Mahlzeiten ja gemeinsam eingenommen werden. Also ist auch bei 齋 nicht notwendig von Vinaya-Regeln die Rede, sondern (mE wahrscheinlicher) von shingi.


    Explizit vom Vinaya scheint mir überhaupt nur in 4.8 die Rede zu sein (eine eingehende Suche ist mir, offen gesagt, für dieses Thema zu aufwendig) - und das nicht in dem Sinne einer Empfehlung, die Vinaya-Gelübde abzulegen, wie der Kontext zeigt.


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    blue_aprico:

    Im Zuimonki steht auch, dass sein chinesische Meister ihm Dharma Übertragung des Soto Zen gegeben hat ( den genauen Wortlaut muss ich erst raussuchen, bei Interesse ) Das hieße Dogen hat keine "neue Schule" gegründet ("ging auf Linie") und keine "eigene" Plattform, sondern die sg. Hyakujo-Shingi Regeln ( Ejo sagt: die indischen BS ) inkl. Grundregel der Tendai, konpon kai(?) übernommen. Der Unterschied besteht darin, dass er die Erfüllung der Regeln durch die Ausübung des Shikantaza gegeben sah und von einem "Tag und Nacht Rezitieren und blindem Befolgen" absah.


    Etwas komplizierter ist es schon. Näheres im Thread 'Vinaya und Zen'


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    bel:
    Benkei:


    Festzustellen ist allerdings, dass die täglichen Rezitationen der japanischen Sôtô Shû doch sehr viele Aspekte der Tendai Shû enthalten, etwa die Herz-Sutra-Rezitation oder auch Kapital 16 und 25 des Lotos-Sutra. Auch die Ordinations-Gelübde der Sôtô Shû sind ja aus der Tendai Shû und nicht etwa diejenigen, welche in der chinesischen Caodong-zong


    Hu? Herzsutra wird in allen Zen-Traditionen ob China, Korea oder jap. Rinzai rezitiert.


    - und nicht nur in Zentraditionen und im Tendai. Auch im Shingon, im Kegon, im Shin ... Das Fumonbon ge (aus Kap. 25 des Lotossutra) gehört ebenfalls im chinesischen Chan zu den Standardrezitationstexten. Beim Juryōhon ge (aus Kapitel 16) bin ich mir nicht sicher; nach dem Baizhang Shingi (das in der überlieferten Form allerdings erst aus der Ming-zeit stammt) scheint in chinesischen Klöstern dessen Stelle vom Wuliangshou Jing (Sukhāvatīvyūhaḥ sūtra) eingenommen zu werden. Woraus nun allerdings eher nicht "festzustellen" wäre, dass die Rezitationen der Jōdo-shū und der Jōdoshin-shū "doch sehr viele Aspekte" des chinesischen Chan enthalten und deswegen eine inhaltliche Abhängigkeit bestünde.

    bel:

    Und wieso sollen die Ordinations-Gelöbnisse die selben sein wie im Tendai? Tendai ordiniert nach Brahamajala.


    So, wie auch die chinesischen Chan-Schulen - wir reden hier, wohlgemerkt von der Bodhisattva-Ordination und nicht von der Vinaya-Ordination. Tatsächlich ist die Tendai-Form der Bodhisattva-Ordination deutlich näher an der chinesischen als die durch Dōgen eingesetzte Form. Dōgen setzte sich hier vielmehr deutlich vom Tendai ab. Gemeinsam haben Tendaishu und Sōtōshu (genauer: alle sog. Kamakura-Schulen) das Fehlen einer Vinaya-Ordination.


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    Ein Exzerpt des Supplements zu seiner 'Geschichte' hat Dumoulin 1993 im Japanese Journal of Religious Studies 20/1 veröffentlicht: http://ibc.ac.th/faqing/files/…uddhism%20A%20History.pdf


    Standardwerk zum Thema Nördliche Schule ist:


    John R. McRae
    The Northern School and the Formation of Early Ch'an Buddhism
    University of Hawaii Press, Honolulu 1986
    ISBN 0824810562


    Ein stark gekürzter Scan dieses Werks kursiert im Internet. Da vermutlich illegal, nenne ich keine Quelle (sie zu finden ist per Suchmaschine aber auch kein Problem).
    Das Werk erschien als Band 3 der 'Studies in East Asian Buddhism' des Kuroda Institute; in Band 1 (Studies in Ch'an and Hua-Yen, ed. Editor: Gimello, Robert M. / Gregory, Peter N., University of Hawaii Press, Honolulu 1983, ISBN 0824808355) findet sich von John McRae die Arbeit: 'The Ox-head School of Chinese Buddhism: From Early Ch’an to the Golden Age' (S. 169-253). Für den Threaderöffner (falls er hier noch mitliest) vielleicht von Interesse ist in demselben Band (S. 1 - 68) eine Arbeit Jeffrey Broughtons: 'Early Ch'an Schools in Tibet'.


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