Danke sehr für die Herausforderung der schwierigen Diskussion.
accinca:
Ich glaube nicht, das dies die Aussage des Buddha war:
"Komm, höre dir die Lehre an und selbst wenn du sie falsch
auffäßt ist es nicht schlimmer als wie es sowieso für dich ist."
Für mich hört sich das vielmehr so an:
"Komm, hör dir die Lehre an, aber paß auf das du sie nicht
verkehrt anfaßt, denn wenn du sie völlig verkehrt anfaßt,
dann sind die Konsequenzen echt übel,
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Hier also haben wir unseren wunden Punkt der Nichtübereinkunft:
accinca:
mehr übel als wenn
du die Lehre gar nicht erst gehört hättest."
Vielleicht scheint das spitzfindig, aber ich halte es doch für wichtig, diese interpretierte Teilaussage abzulehnen.
Ich bin ja der Meinung, dass selbst Arittha, und wer auch immer hier und da das Dhamma falsch aufgefasst und dafür im richtigen Bezugsrahmen zurecht gewiesen wurde, wie man es da und dort in den Sutten nachlesen kann, davon profitiert haben. Selbst wenn manche sich sichtlich so gegrämt haben, über ihren Verlust an Ansehen, so gepeinigt durch ihren Zusammenbruch geliebter Vorstellungen und so weiter, oder so oder so weiterhin verwirrt in dieser und jener Hinsicht und nicht sehr glücklich erscheinend, wie man es an manchen verstreuten Stellen findet oder sich denken kann. Dass in unserer heutigen Kultur, wo man so gern die Schuld den Lehrern, den Eltern, all diesen "schlechten" Einflüssen gibt, das leicht als Mittel verwendet werden kann, die Lehre des Buddha selbst als bedrohlich und gefährlich darzustellen, und die Angst vor solchen womöglich aufkeimenden Auffassungen, sollte dennoch kein Grund sein, in die falsche Richtung nachzugeben und dem noch beizupflichten, mit der überspitzten Aussage: Es wäre besser, diese oder jene hätten besser nichts vom Dhamma gehört.
Ich hege ja selbst die optimistische Auffassung, selbst die unverbesserlich erscheinenden Sechser-Mönche, welche ja glaube ich Ursache für die Hälfte der Vinaya-Regeln gegeben haben, hätten vom Dhamma profitiert, obwohl sie als sehr rüde, leichtfertig und rücksichtslos in ihren Handlungen wie beschrieben rüber kommen und sicher auch gewesen sind.
Ganz sicher hat König Ajatasattu profitiert (der ja nun nicht wirklich die Lehre falsch aufgefasst hat, sondern überhaupt erst dazu gefunden hat, nachdem er sich durch Vatermord einen Platz in der Hölle gesichert hatte).
Ja, und selbst Devadatta, selbst von dem glaube ich, dass er trotz seines intriganten Macht(über?)nahmeversuchs dennoch durch das Hören des Dhamma profitiert hat, womit wir den Bogen zum Thema "Ordensspaltung" wieder zurück gespannt hätten.
Ich mutmaße, dass solch eine Art von Angst ähnlich wie oben beschrieben hinter solch einer überspitzten Interpretation liegt. Ich denke, falls dem so ist, diese Angst ist nicht sehr gut begründet.
Und ich denke, bei diesen von mir aufgestellten vagen Mutmaßungen über die Motivation, und die mögliche Ursache für unseren wunden Punkt der Nichtübereinstimmung (nämlich die grobe Richtigkeit meiner Mutmaßungen - oder ganz anders ihre grobe Verfehltheit), möchte ich es erst einmal bewenden lassen, mit der Möglichkeit, besonnener Stellungnahme und weiterem Anknüpfen daran, weiterer Diskussion, oder der möglichen Rückkehr zum Ursprungsthema.
Oh, Zusatz noch:
accinca:
perkele:
Schlechtes ist nie irgendwo von Vorteil.
Schlechtes ist immer nachteilig und schlecht.
Ja, das sagst du jetzt so, aber es gibt eben viele Ansichten in der Welt.
Eine davon ist z.B. das schlechtes gut ist weil man daraus lernen kann
es besser zu machen. (nur so als Beispiel.)
Ja, diese Sichtweise befürworte ich durchaus in gewissem Sinn: Aus Schlechtem (dem Resultat davon und dem Erkennen dessen) kann man lernen. Das soll in keinster Weise zu schlechten Absichten und Handlungen animieren. Sondern bloß auch diese, wenn sie geschehen sind und man die Resultate sieht, als Quelle der Erkenntnis zu nutzen. "Es wäre besser nie geschehen" hilft nie. Gerade weil man das, was "besser nie geschehen wäre", dann gern falsch identifiziert: "Dass ich das Dhamma gehört hab, wäre besser nie geschehen" anstatt (richtig erkennend) "was ich da für einen Unsinn hinein interpretiert hab, das sollte ich nicht fortsetzen oder wiederholen"
Stichwort hierfür "transcendental dependent arising" - mal irgendwo aufgeschnappt.
War so ein Schlagwort für ein Sutta, wo an die zwölfgliedrige Kette von "Unwissenheit -> Gestaltungen -> ... -> Alter, Krankheit, Tod und Leid" angeknüpft wurde und fortgesetzt mit "Alter Krankheit, Tod und Leid -> Saddha (Vertrauen, Überzeugung) -> Sukha (Freude) -> ... -> ... -> Befreiung vom Leid"
Mal gegooglet, hier ist ein Aufsatz darüber von Bhikkhu Bodhi: Transcendental Dependent Arising — A Translation and Exposition of the Upanisa Sutta
Das Upanisa Sutta ist SN 12.23 aus dem Nidanasamyutta, laut Aufsatz.
(Schlechtes sind schlechte Motivationen und Absichten.
Gutes sind gute Motivationen und Absichten.)
Ich hoffe, ich bin jetzt mit all dem nicht zu sehr abgewichen.
Ich danke dir sehr für diese mir sehr hilfreich erschienene Auseinandersetzung und heiße weitere Ergründung willkommen. Und insbesondere wenn ich total daneben lag.
perkele