Beiträge von perkele im Thema „Ordensspaltung“

    Werte Losang Lamo,


    ich selbst hatte mir ja die Spitzfindigkeit als möglicherweise so erscheinend unterstellt.


    Für den gegebenen Hinweis hatte ich mich noch bedanken wollen. Denn er ist allgemein sehr richtig, und wohl auch eher allgemein gehalten.


    Was Spitzfindigkeit beim Auslegen der Lehre angeht, so kann man dabei gewiss leicht sehr unheilsam handeln, wenn man persönlichen Vorteil sucht und (auch -besonders- unbewusst und subtil) einen Kampf daraus macht.


    Das ist manchmal gar nicht so leicht zu merken. Und gewiss aus solchem Grund agiert manch Wächter der Lehre in solchen Fällen oftmals latent unwirsch, wenn gerade einer besonders schlau sein will.


    Der Hinweis von Accinca kam mir in der Hinsicht durchaus nicht unangebracht vor, wenngleich ich an die vorgebrachte Spitzfindigkeit (dass dieser gewisse Halbsatz mir nicht richtig vorkommt) nach wie vor zu glauben neige. Aber Glaube macht nicht unbedingt selig. :P


    Vielen Dank für deinen Einwurf und die Möglichkeit, so meinen Dank auszusprechen.


    Freundliche Grüße


    perkele

    Danke sehr für die Herausforderung der schwierigen Diskussion.



    Hier also haben wir unseren wunden Punkt der Nichtübereinkunft:


    accinca:

    mehr übel als wenn
    du die Lehre gar nicht erst gehört hättest."


    Vielleicht scheint das spitzfindig, aber ich halte es doch für wichtig, diese interpretierte Teilaussage abzulehnen.


    Ich bin ja der Meinung, dass selbst Arittha, und wer auch immer hier und da das Dhamma falsch aufgefasst und dafür im richtigen Bezugsrahmen zurecht gewiesen wurde, wie man es da und dort in den Sutten nachlesen kann, davon profitiert haben. Selbst wenn manche sich sichtlich so gegrämt haben, über ihren Verlust an Ansehen, so gepeinigt durch ihren Zusammenbruch geliebter Vorstellungen und so weiter, oder so oder so weiterhin verwirrt in dieser und jener Hinsicht und nicht sehr glücklich erscheinend, wie man es an manchen verstreuten Stellen findet oder sich denken kann. Dass in unserer heutigen Kultur, wo man so gern die Schuld den Lehrern, den Eltern, all diesen "schlechten" Einflüssen gibt, das leicht als Mittel verwendet werden kann, die Lehre des Buddha selbst als bedrohlich und gefährlich darzustellen, und die Angst vor solchen womöglich aufkeimenden Auffassungen, sollte dennoch kein Grund sein, in die falsche Richtung nachzugeben und dem noch beizupflichten, mit der überspitzten Aussage: Es wäre besser, diese oder jene hätten besser nichts vom Dhamma gehört.


    Ich hege ja selbst die optimistische Auffassung, selbst die unverbesserlich erscheinenden Sechser-Mönche, welche ja glaube ich Ursache für die Hälfte der Vinaya-Regeln gegeben haben, hätten vom Dhamma profitiert, obwohl sie als sehr rüde, leichtfertig und rücksichtslos in ihren Handlungen wie beschrieben rüber kommen und sicher auch gewesen sind.


    Ganz sicher hat König Ajatasattu profitiert (der ja nun nicht wirklich die Lehre falsch aufgefasst hat, sondern überhaupt erst dazu gefunden hat, nachdem er sich durch Vatermord einen Platz in der Hölle gesichert hatte).


    Ja, und selbst Devadatta, selbst von dem glaube ich, dass er trotz seines intriganten Macht(über?)nahmeversuchs dennoch durch das Hören des Dhamma profitiert hat, womit wir den Bogen zum Thema "Ordensspaltung" wieder zurück gespannt hätten.


    Ich mutmaße, dass solch eine Art von Angst ähnlich wie oben beschrieben hinter solch einer überspitzten Interpretation liegt. Ich denke, falls dem so ist, diese Angst ist nicht sehr gut begründet.


    Und ich denke, bei diesen von mir aufgestellten vagen Mutmaßungen über die Motivation, und die mögliche Ursache für unseren wunden Punkt der Nichtübereinstimmung (nämlich die grobe Richtigkeit meiner Mutmaßungen - oder ganz anders ihre grobe Verfehltheit), möchte ich es erst einmal bewenden lassen, mit der Möglichkeit, besonnener Stellungnahme und weiterem Anknüpfen daran, weiterer Diskussion, oder der möglichen Rückkehr zum Ursprungsthema.



    Oh, Zusatz noch:

    accinca:
    perkele:

    Schlechtes ist nie irgendwo von Vorteil.
    Schlechtes ist immer nachteilig und schlecht.


    Ja, das sagst du jetzt so, aber es gibt eben viele Ansichten in der Welt.
    Eine davon ist z.B. das schlechtes gut ist weil man daraus lernen kann
    es besser zu machen. (nur so als Beispiel.)


    Ja, diese Sichtweise befürworte ich durchaus in gewissem Sinn: Aus Schlechtem (dem Resultat davon und dem Erkennen dessen) kann man lernen. Das soll in keinster Weise zu schlechten Absichten und Handlungen animieren. Sondern bloß auch diese, wenn sie geschehen sind und man die Resultate sieht, als Quelle der Erkenntnis zu nutzen. "Es wäre besser nie geschehen" hilft nie. Gerade weil man das, was "besser nie geschehen wäre", dann gern falsch identifiziert: "Dass ich das Dhamma gehört hab, wäre besser nie geschehen" anstatt (richtig erkennend) "was ich da für einen Unsinn hinein interpretiert hab, das sollte ich nicht fortsetzen oder wiederholen"


    Stichwort hierfür "transcendental dependent arising" - mal irgendwo aufgeschnappt.
    War so ein Schlagwort für ein Sutta, wo an die zwölfgliedrige Kette von "Unwissenheit -> Gestaltungen -> ... -> Alter, Krankheit, Tod und Leid" angeknüpft wurde und fortgesetzt mit "Alter Krankheit, Tod und Leid -> Saddha (Vertrauen, Überzeugung) -> Sukha (Freude) -> ... -> ... -> Befreiung vom Leid"


    Mal gegooglet, hier ist ein Aufsatz darüber von Bhikkhu Bodhi: Transcendental Dependent Arising — A Translation and Exposition of the Upanisa Sutta


    Das Upanisa Sutta ist SN 12.23 aus dem Nidanasamyutta, laut Aufsatz.



    (Schlechtes sind schlechte Motivationen und Absichten.
    Gutes sind gute Motivationen und Absichten.)


    Ich hoffe, ich bin jetzt mit all dem nicht zu sehr abgewichen.


    Ich danke dir sehr für diese mir sehr hilfreich erschienene Auseinandersetzung und heiße weitere Ergründung willkommen. Und insbesondere wenn ich total daneben lag.



    perkele

    Zitat

    Ich gebe zu, das ich "sich selbst großen Schaden erwirken" für einen Nachteil halte den sie ohne die Lehre gehört zu haben nicht gehabt hätten.


    Man kann davon ausgehen, dass sie sonst andere Nachteile gehabt hätten. Samsara ist voller Nachteile, überall.




    Zitat

    Der Buddha bezeichnet seine Lehre ja als gefährlich wenn man sie nicht richtig anfasst


    Gefährlich ist aber doch nicht wirklich die Lehre, sondern das falsche Anfassen.

    Zitat

    und warnt davor und vor den fatalen Folgen eines solchen falschen Verständnis der Lehre.


    In der Tat tut er das. Allerdings sicher nicht, um jemanden abzuschrecken: "Oh, Dhamma ist gefährlich. Gut, dass er mich warnt. Mach ich lieber die Ohren zu."


    Zitat

    - und ist das denn
    nicht immer und bei allem so - egal was es ist - falsch angefaßt kann es Krankheit und Tod bringen.


    Ganz genau, das ist bei allem so: Wenn man etwas falsch anfässt, kann es weh tun.



    Zitat

    Und was ist die Moral dieser Geschichte: Besser gar nicht anfassen
    als falsch anfassen - ist doch klar.


    Na, wenn das der Buddha gelehrt hätte: Nichtstun aus Angst. Und dass das Dhamma so gefährlich sei. Was glaubst du, wer hätte da gewagt, die Lehre über 2500 Jahre zu erhalten?




    Zitat

    Es gibt ja Menschen die sich die Welt schön reden. Sie finden immer
    noch eine Entschuldigung für die schlimmsten Sachen. Überall suchen sie
    den guten Sinn in einer Sache, mögen diese auch noch so Katastrophal sein.
    Aber die Welt ist nicht so gebaut, das alles schlechte irgendwo und
    irgendwie ein Vorteil wäre.


    Schlechtes ist nie irgendwo von Vorteil.


    Zitat

    Schlechtes kann auch tatsächlich nur
    nachteilig und schlecht sein.


    Schlechtes ist immer nachteilig und schlecht.


    Zitat

    Und die Lehre des Buddha die falsch
    angefaßt ist, die ist das Schlechte denn dadurch entsteht Leiden.


    Nein. Das falsche Anfassen, das Fehlinterpretieren und Fehldarstellen ist schlecht.


    Deshalb sollte man da vorsichtig sein. Gerade wenn man das Schlangengleichnis anführt, um andere abzuschrecken und Angst einzujagen.
    Man erwirkt sich selbst großen Schaden.

    Zitat

    Nein? warum nicht? steht doch dort.


    Die Aussage, die du getroffen hast, "Danach wäre es für solche sicher besser von der Lehre nie gehört zu haben", ist die, die du gefolgert hast. Und nicht eine die "dort" (im Sutta) steht.


    Sie erwirken sich selbst großen Schaden dadurch, dass sie das Dhamma falsch angefasst haben.
    Daraus kann man dennoch nicht schließen (wie du behauptest), dass es besser für sie gewesen wäre, vom Dhamma nie gehört zu haben.


    Diese Aussage halte ich für falsch und irreführend.


    Sie erschließt sich nicht aus dem Sutta.