Beiträge von fotost im Thema „Die zehn Fesseln“

    _()_ danke. Gute Antwort :D


    Du bietest Aristoteles, ich erhöhe mit Luther. :lol:
    Das Originalzitat fällt mir nicht unbedingt ein, aber ungefähr 'Hier stehe ich und kann nicht anders' Reichstag Worms. Also genau die Aristoteles Idee, nur noch eine Stufe weiter - wenn man erkannt hat, das eine von fast allen mehr oder weniger anerkannte Regel falsch ist, dann muss man manchmal sogar Gesetze brechen.


    Spontan kommt mir dazu der Gedanken der Wehrdienstverweigerer der 70er und 80er in den Kopf. Nicht so sehr ihr echtes Anliegen, mehr die geistige Haltung. In einer von der Angst des kalten Krieges gefangenen Gesellschaft einen 'aggressiven' Pazifismus zu praktizieren, selbst auf die Gefahr von Gefängnisstrafen hin.

    Hallo Mukti,


    es gibt in den Mönchsgedanken


    Zitat

    [16.6.3 Die Erlaubnis mindere Regeln aufzuheben]
    Wenn man es verlangt, Anando, soll die Jüngerschaft nach meinem Verscheiden die minderen Verordnungen und was damit zusammenhängt aufheben. -


    Digha Nikāya 16.6 http://www.palikanon.com/digha/d16_6.htm#16.6.3


    Interessanterweise ist dabei nirgendwo festgelegt was mindere Verordnungen (Regeln) sind. Buddha hat wohl einerseits auf die Mönchsgemeinde vertraut und andererseits akzeptiert, daß Regeln immer in Wechselwirkung zu äußeren Bedingungen stehen. Wenn man das so sehen mag, sind minderer Regeln alles, was nicht zum absoluten Kern der Lehre gehört.


    Ritus. Ich bin kein asiatischer Mönch, aber ist deren Leben nicht weitgehend von Riten bestimmt? Regelmäßiges (tägliches) gemeinsames Aufsagen von Texten in Fremdsprachen, öffentliches Bekennen von Vergehen in stundenlangen Zeremonien, öffentliche Aufnahmerituale in den Orden, Weihen/Segnen von Neubauten, Schiffen, Autos oder was Laien sonst noch so gesegnet haben möchten. Und das nur im Theravada. Da gehen sinnvolle Umsetzung von Regeln und Ritus/Tradition wild durcheinander und ich habe massive Probleme, eins vom anderen zu unterscheiden.


    Danke für die Quelle Deiner ursprünglichen Übersetzung von sīlabbata. Für mich war das der Hauptanlass, weiterzulesen und dabei musste ich eben die Unterschiede der verwendeten Übersetzungen feststellen.

    Danke für eure Antworten, es hat mir sehr beim Weiterlesen geholfen.


    Von der reinen Übersetzung her scheint es auf verschiedenen Sites eine 70:30 Haltung zu geben, zwischen sīlabbata bedeutet 'Regeln und Riten' und 'nur Riten' wobei dann ein Begriff von Ritus angenommen wird, der sehr nahe bei dem von mukti zitierten Wiki Text liegt. Aber das ist nicht so entscheidend.


    Vom Inhalt her ist es mir für meinen Entwicklungsstand jetzt klarer. (Regeln und) Riten sind ein Sprungbrett - wenn man die Zweifelsucht überwunden hat und es abgesprungen ist, verliert das Sprungbrett an Bedeutung.


    Und wenn man nicht weit genug gesprungen ist, freut man sich, daß das Sprungbrett liegen geblieben ist und richtet es vielleicht etwas neu aus :lol:


    Anguttara Nikaya X 13 3.Saṃyojana Sutta http://www.palikanon.com/angutt/a10_001_020.html#a_x13


    Wer kann erklären, was in diesem Zusammenhang 'Hängen an Regeln und Riten' bedeutet, die Rede wendet sich immerhin direkt an Mönche? War sich Buddha bewusst, daß auch Regeln und Riten bedingt sind und angepasst werden müssen, wenn sich die äußeren Bedingungen änden?