Der Buddha war gegenüber der Wut nicht tolerant, wie es im "Gleichnis von der Säge" drastisch rüberkommt.
"Wenn auch, ihr Mönche, Räuber und Mörder mit einer Baumsäge Gelenke und Glieder abtrennten, so würde wer da in Wut geriete nicht meine Weisung erfüllen. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: 'Nicht soll unser Gemüt verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemütes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüte durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen': also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben.
Kakacūpama Sutta
Natürlich wäre der Buddha, wenn Räube und Mörder Menschen verstümmlen, bestimmt nicht untätig danebengestanden.
Immer wenn es Misstände in seinem Orden gab, hat er diese Misstände angprangert und die Verantwortlichen zu Rechenschaft gezogen. Zum Beispiel, als als sein Cousin Devadatta eine Ordenspaltung anzettelt und versucht hatte, Buddha zu ermorden.
Das hat Leute, die meinten, ein Tathagata müsste immer sanfte, den anderen nicht verletzende ,Worte wählen, sehr gewundert. Einmal wurde der Prinz Abhaya zu Buddha geschickt, um ihn des Widerspruchs zu überführen:
Bei dieser Gelegenheit lag ein junges, zartes Kleinkind unbeholfen auf dem Schoß des Prinzen Abhaya. Da sagte der Erhabene zum Prinzen Abhaya: "Was meinst du, Prinz? Wenn dieses Kind ein Stöckchen oder einen Kieselstein in den Mund stecken würde, während du oder dein Kindermädchen nicht darauf aufpaßt, was würdest du dann mit ihm anfangen?"
"Ehrwürdiger Herr, ich würde es herausnehmen. Wenn ich es nicht sofort herausnehmen könnte, würde ich seinen Kopf in die linke Hand nehmen, und indem ich einen Finger der rechten Hand krümme, würde ich es herausnehmen, auch wenn dabei Blut flösse. Warum ist das so? Weil ich Mitgefühl für das Kind habe."
"Ebenso, Prinz, Worte, die der Tathāgata als unwahr, falsch und nicht nützlich erkennt, und die auch anderen unwillkommen und unangenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr und richtig, aber nicht nützlich erkennt, und die auch anderen unwillkommen und unangenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr, richtig und nützlich erkennt, aber die anderen unwillkommen und unangenehm sind: für den Gebrauch solcher Worte kennt der Tathāgata den richtigen Zeitpunkt. Majjhima Nikāya 58
D.h auch Buddha trat Misständen und Schurke in Worten und taten entschieden und mit der notwenigen Schärfe entgegen. Das aber nicht aus einer Motivation der Wut heraus, also weil er Devadatta schaden wollte, sondern rein aus Mitgefühl heraus. Von Außen muss das nicht erkennenbar sein. So wie ja auch Anblick von jemanden der ein blutendes Kleinkind von einem Stöckchen befreit wahrscheinlich nicht sehr erhebend ist. Und wenn das Kind schreit, vielleicht sogar nach Gewalt und Misshandlung aussieht.
Im tibetischen Buddhismus gibt es Leute, die für so ein scharfes, mitfühlend Verhalten das Wort "Zorn" wählen, um es von "Wut" abzugrenzen. Weil im normalen Sprachgebaruach Wut und Zorn synonym gebraucht werden, hat sich das aber nicht sehr durchgesetzt.
Mann kann dieses Konzept auch gut dazu missbrauchen, alle seine Wutanfälle zu Zornanfällen zu erklären.
Das Gegenteil von Wut ist ja Geduld. Geduld ist aber nicht, wie man oft meint etwas rein passives. ich glaube, um Misständen wirklich entgegnzutreten, braucht es eher Geduld. Also wie ein Fels aufrecht in der Brandung zu stehen und ihr zu trotzden. So wie ja auch gandhi, indem er gleichzeitig geduldig und berharrlich war viel mehr gewirkt hat, als hasserfüllte Hitzköpfe.