Beiträge von Jojo im Thema „Zenlehrer - ein Schublade?“

    Aiko:

    Man sollte verdammt vorsichtig sein mit den Sätzen von Jōshū Jūshin. Jeder Satz ist hier für sich - ohne Zusammenhang möglich, sinn-und sinnlos zugleich. Hier drückt sich die Sprechweise des Zen aus - das hört man sich an und geht über die Anji-Brücke - um diesen Ort geht es nämlich hier. Heißt auch Joshu's Steinbrücke.


    Mir hat´s gefallen, und es macht für mich Sinn. Kann sein, dass sich später ein anderer Sinn erschließt. Auch gut, völlig ungefährlich.


    Das Bild gefällt mir besonders gut. Der vorne kriecht, macht keinen besonders souveränen Eindruck. Aber er kriecht vorne. Es gibt noch eine andere Version des Bildes. Auf der kriecht einer alleine. Und die Brücke endet mitten über dem Wasser im Nichts.

    Ja. Ich habe Erwartungen an Lehrer. Immer wieder.
    Sie sind nicht totzukriegen :(
    Die Erwartungen.


    Noch schlimmer sind die Erwartungen, die ich an mich selber habe.
    Ich enttäusche mich immer wieder.

    Zorița Câmpeanu:

    das wesentliche von 71 Posts zu dem thema "was ist ein guter lehrer? zusammengefasst in 2 Zeilen

    bel:

    ....die waren/sind einfach so, wie sie eben einfach waren/sind, ganz natürlich, und das ist auch für mich nicht nur ausreichend, sondern eigentlich das entscheidende Merkmal eines "Lehrers" - "kein Bewußtsein dafür Lehrer zu sein"


    :lol:
    Komme mir gerade vor wie nach einer ausgedehnten empirischen Untersuchung, die mit einer Feststellung endet, die sowieso schon jedem bekannt ist...


    Der alte Zhaozhou drückte es so aus:
    "Ältere und jüngere Brüder! Wenn jemand aus dem südlichen Gebiet ankommt, helfen wir ihm, sein Gepäck abzuladen. Und wenn jemand aus dem nördlichen Gebiet ankommt, helfen wir ihm, sein Gepäck aufzuladen. Manchmal, wenn wir uns an jemanden wenden, der erfahrener ist als wir, und nach der Wahrheit fragen, verlieren wir sie. Und manchmal, wenn wir uns an jemanden wenden, der weniger erfahren ist als wir, und nach der Wahrheit fragen, erlangen wir sie. Ältere und jüngere Brüder! Wenn ein rechtschaffener Mann falsche Lehren erteilt, werden diese falschen Lehren recht, und wenn ein schlechter Mann rechte Lehren erteilt, werden sie im Ergebnis falsch sein. Es gibt viele Meister in den verschiedenen Richtungen, aber es ist schwierig, ihre Wahrheit zu erkennen, obwohl wir sie in der Wirklichkeit erfahren können."
    Aus Zensplitter.Blogspot.co.at (Sonntag, 31. Januar 2010)



    Hakuin: Zwei Blinde tasten sich über eine Brücke

    Jikjisa:

    Bitte, das ist dein Kriterium zum Thema "das Wesentliche". Meins nicht. Mich wundert nicht, daß dieses Dein Kriterium dich in eine Sackgasse führt :D


    he Oide!
    (Wo ist hier der Keisaku-Smiley?)

    Zorița Câmpeanu:
    Jojo:

    ein guter Lehrer nimmt die Rolle wahr, die der Schüler ihm zuweist, und geht damit konstruktiv um.


    kannst du so ein szenario beschreiben?


    Na nimm die Standardsituation. Ein durchschnittliches Dojo. Jeder Neue, der da hin kommt, erwartet von dem Dojoleiter wohl erst mal, dass der über Wasser gehen kann.


    Jetzt ist die Frage, erstens, ob der das von sich auch erwartet, und zweitens, wie er sich dagegen verwahrt.

    bel:
    dorakuan:

    die Rolle von "Zen-Lehrern" im eigenen Lernen wird manchmal etwas überschätzt.


    was aber nur mit der "Rolle" zu tun hat, die man ihm zuweist, oder die er schlechterdings spielt.


    die Rolle ist, glaube ich, sehr wichtig.
    fällt mir gerade jetzt erst auf.
    wie wär´s damit.
    ein guter Lehrer nimmt die Rolle wahr, die der Schüler ihm zuweist, und geht damit konstruktiv um. (Konstruktiv hatte ich zuerst definiert, aber lieber lasse ich es mal so offen.) Dabei akzeptiert er seine eigenen Beschränkungen, die durch seine eigenen Grenzen entstehen.

    dorakuan:

    Deswegen sehe ich Zen-Gruppen oder Sesshin wo man "nur sitzt", gelegentlich einem Vortrag des Lehrers lauscht und dann wieder nach Hause geht etwas problematisch. Der Lehrer hat dort eine "Rolle" ... im Alltag ist der Lehrer immer präsent, und steht meistens hinter dir, wenn du gerade dabei bist, irgend einen Blödsinn zu machen.


    ich denke, das eine ergänzt das andere.
    im Alltag sind meine Familienangehörigen, meine Eltern, meine Kollegen meine Lehrer.
    Besonders Familienangehörige und Kollegen lehren sehr intensiv...
    Ich nenne die "die Billiglehrer".
    An jeder Straßenecke steht einer bereit, um mich zu belehren.
    Wenn mich auf dem Sesshin dann einer, der auf dem Weg schon weiter ist, mal ausnahmsweise nicht belehrt, finde ich das sehr hilfreich.

    dorakuan:

    Auf meinen Sesshin erlebe ich, dass hin und wieder Leute kommen, die gar nichts lernen wollen. Oder die von mir nichts lernen wollen.


    ist das für dich dann eine statische Situation?
    oder sind das die Leute, von denen DU was lernen kannst?

    Ellviral:

    Einige von denen die ich nicht als Lehrer gesehen habe sind mir in der Erinnerung lieb geworden. Das werden sie nie erfahren, ausser es kommt ein gemeinsamer Zeitpunkt der Anwesenheit.


    so geht es mir auch.

    Ellviral:
    Jojo:

    Alle, die ich als gute Lehrer wahrgenommen habe, haben oder hatten etwas gemeinsam.


    Sage mir was sie gemeinsam hatten.


    sie waren/sind aufrichtig.
    sie waren/sind hingebungsvoll und konzentriert in ihrer eigenen praxis, ob formal oder nicht formal.
    und trotzdem: sie waren/sind nichts "Besseres" als ich.


    zum Thema Gewalt.
    ich denke, dass ein wirklicher Meister Gewalt tatsächlich als geschicktes Mittel anwenden kann. Dazu gehört aber wirklich Meisterschaft und große Erfahrung. und ich finde dieses MIttel gefährlich, weil viele von uns (Schüler, aber auch Lehrer) in dem Irrtum befangen waren/sind, dass Gewalt im Zen ein unvermeidbares Mittel ist.


    Den Begriff Gewalt möchte ich hier nicht nur auf physische Handlungen anwenden, sondern auch auf psychische, z.B. die Forderung nach blindem Gehorsam.

    Jikjisa:
    Jojo:

    was ist das wesentliche?
    dieses "Kriterium" führt in eine Sackgasse.


    Interessant. Wie kommst du darauf ?


    Ich frage mich: was ist ein guter Lehrer?
    Antwort: Er weist auf das Wesentliche hin.
    Frage: Was ist das Wesentliche?
    Antwort: Das, was der Lehrer dir sagt... ?


    Wie kann ich mit diesem Kriterium einen guten von einem nicht guten Lehrer unterscheiden?

    Ellviral:
    Jojo:

    3. Ein guter Lehrer übt keine Macht aus.


    Ein Guter Lehrer ist Macht! Ein Guter Lehrer ist Mächtig!
    Er muss das sein! Er muss auch Gewalt anwenden können, niemals Gewalt der Körperverletzung!!! Das macht ihn zu einem Tyrannen.


    Ich stimme nicht mit dieser Sprache überein.
    Vielleicht muss ich es anders formulieren.
    Ein guter Lehrer setzt seine Macht nicht mit Gewalt durch.
    Meinst Du vielleicht Unerschrockenheit, so wie bei einem Chirurgen?


    Wobei ich finde, das alles ist schon ein bisschen viel an Anspruch.
    Ich möchte weg von den Ansprüchen, hin zu den Erfahrungen.


    Meine heutige Vorstellung von einem guten Lehrer ist ganz anders als vor fünfzehn Jahren. Trotzdem. Alle, die ich als gute Lehrer wahrgenommen habe, haben oder hatten etwas gemeinsam.

    Ji'un Ken:

    Und schon können wir uns darüber austauschen, was ein guter Zen-Lehrer eigentlich ist. Kann man das überhaupt so sagen? Ist das nicht eher für jeden etwas anderes? Erleichtert es eine Lehrer/Schüler Beziehung, wenn der Lehrer als Freund empfunden wird, als jemand, der einen mag? Oder ist das nicht eher eine Falle? Braucht es die traditionelle Lehrer/Schüler Beziehung überhaupt oder wie könnte es anders aussehen?
    Hier ist die Möglichkeit für einen Diskurs.


    Über dieses Thema habe ich lange nachgedacht. Ich halte es für sehr wichtig. Es ist ein guter BAshing-Anlass, weil man Vorstellungen auf den Tisch legen muss.


    Ich oute mich mal. Mir fällt eine Bedingung ein, die ein guter Lehrer erfüllen muss. Ansonsten zeichnet ein guter Lehrer sich meiner Meinung nach vor allem durch das aus, was er nicht tut.


    1. Ein guter Lehrer ist präsent. Er ist da. Er macht den Zendo auf, schlägt die Glocke und praktiziert, egal, ob jemand kommt oder nicht. Mein erster Lehrer hat dreißig Jahre auf diese Weise gelehrt. Seit ein paar Jahren ist er tot. Erst jetzt fange ich an, von ihm zu lernen.


    2.Ein guter Lehrer erzieht seine Schüler nicht. In anderen Worten: er stülpt seinen Schülern nicht seine Vorstellung davon über, wie sie werden sollen.


    3. Ein guter Lehrer übt keine Macht aus.


    Dazu drei Zitate.


    Statt „sich selbst gegenüber kritisch eingestellt sind“ würde ich die Worte benutzen "sie praktizieren". Wenn sie bei sich einen Fehler bemerken, reden sie nicht drum herum. Sie verbergen ihn nicht, sie rechtfertigen ihn nicht. Sie lösen sich von solchem Verhalten und verändern ihr Verhalten. So etwas wird ganz sicher sichtbar. Und das nenne ich Lehrer sein.


    work in progress. to be continued.