Ryonin:Und es ist für mich auch nicht so, daß ich dadurch etwas für mich erlangen kann. Um (Name unsicher, ich glaube es war bel, aber so ähnlich heisst es auch in den Rezitationen zur Morgenglocke,das in der Kwan Um Zen Tradition rezitiert wird) zu zitieren: Ich und alle Wesen (alles Sein) erlangen gemeinsam Buddhaschaft.
Als ich diese Aussage las, kam mir sogleich eine andere, christliche, in den Sinn, und die möchte ich Dir nicht vorenthalten:
„Unsere Reise zur Theosis, die die Erfüllung unseres Heils ist, wird durch drei Merkmale besonders gekennzeichnet:
1. Erlösung ist gemeinschaftsbezogen
2. Erlösung ist sakramental
3. Erlösung ist kosmisch
Erlösung bezieht sich auf die ganze Gemeinschaft, nicht auf einzelne Individuen. Wir werden nicht alleine gerettet, sondern als Mitglieder einer einzigen menschlichen Familie...
Der Christ ist derjenige, der nicht 'Ich', sondern 'Wir' sagt, derjenige, der Schwestern und Brüder hat; und niemand von uns kann gerettet werden, wenn wir ihnen den Rücken zukehren...
...meine Rettung ist zwingend mit der Rettung meines Nachbarn verbunden...
Keine Zweiteilung zwischen heilig und weltlich. Erlösung betrifft nicht nur die Kirche, sondern die Gesellschaft. Bei unserem Streben nach Theosis können wir als Christen nicht von den Leiden unserer Mitmenschen unberührt bleiben...
Wie Nikolaj Berdjaev (1874-1948 ) zu Recht betonte: Brot für mich selbst mag eine materielle Frage sein, aber Brot für meinen Nachbarn ist immer eine spirituelle Frage...
Niemand wird alleine gerettet: Ohne gegenseitige Vergebung gibt es keine Erlösung...
Erlösung ist kosmisch in ihren Dimensionen. Unsere Soteriologie muss umfassend sein. Es ist der ganze Mensch, der gerettet wird. Ein Mensch ist keine Seele, die zeitweilig in einem Körper wandelt, sondern eine vollständige Einheit von Körper und Seele... aber das ist nicht alles. Durch unsere Körper beziehen wir uns auf unsere materielle Umgebung um uns, und deshalb bedeutet unsere Heiligung auch die Heiligung dieser Umgebung. Wir werden nicht von der Welt sondern mit der Welt erlöst...
Dieser kosmische Charakter der Erlösung verpflichtet uns, die Heiligkeit allen Lebens zu bejahen, Tiere wie Menschen. Mit den Worten von William Blake: 'Alles, das lebt, ist heilig.' Es verpflichtet uns, in gleicher Weise die Heiligkeit aller Materie zu bejahen, ob beseelt oder unbeseelt. Die Verehrung der Schöpfung... ist etwas, das alle unsere Handlungen auf Erden durchdringen sollte. Wir müssen die Welt als ein Sakrament von Gottes Gegenwart behandeln und alles, das geschaffen wurde, als 'theophan'. Nichts, das durch Gott geschaffen wurde, ist einfach oder schlecht; es kann als Kanal für seine Gnade dienen."
(aus "Mensch werden - an Gott teilhaben" von Kallistos Ware, Bischof von Diokleia)
Gruss, erbreich