Beiträge von erbreich im Thema „Amida-Buddhismus auf youtube“

    Ryonin:

    Und es ist für mich auch nicht so, daß ich dadurch etwas für mich erlangen kann. Um (Name unsicher, ich glaube es war bel, aber so ähnlich heisst es auch in den Rezitationen zur Morgenglocke,das in der Kwan Um Zen Tradition rezitiert wird) zu zitieren: Ich und alle Wesen (alles Sein) erlangen gemeinsam Buddhaschaft.


    Als ich diese Aussage las, kam mir sogleich eine andere, christliche, in den Sinn, und die möchte ich Dir nicht vorenthalten:


    „Unsere Reise zur Theosis, die die Erfüllung unseres Heils ist, wird durch drei Merkmale besonders gekennzeichnet:
    1. Erlösung ist gemeinschaftsbezogen
    2. Erlösung ist sakramental
    3. Erlösung ist kosmisch


    Erlösung bezieht sich auf die ganze Gemeinschaft, nicht auf einzelne Individuen. Wir werden nicht alleine gerettet, sondern als Mitglieder einer einzigen menschlichen Familie...
    Der Christ ist derjenige, der nicht 'Ich', sondern 'Wir' sagt, derjenige, der Schwestern und Brüder hat; und niemand von uns kann gerettet werden, wenn wir ihnen den Rücken zukehren...
    ...meine Rettung ist zwingend mit der Rettung meines Nachbarn verbunden...
    Keine Zweiteilung zwischen heilig und weltlich. Erlösung betrifft nicht nur die Kirche, sondern die Gesellschaft. Bei unserem Streben nach Theosis können wir als Christen nicht von den Leiden unserer Mitmenschen unberührt bleiben...
    Wie Nikolaj Berdjaev (1874-1948 ) zu Recht betonte: Brot für mich selbst mag eine materielle Frage sein, aber Brot für meinen Nachbarn ist immer eine spirituelle Frage...
    Niemand wird alleine gerettet: Ohne gegenseitige Vergebung gibt es keine Erlösung...
    Erlösung ist kosmisch in ihren Dimensionen. Unsere Soteriologie muss umfassend sein. Es ist der ganze Mensch, der gerettet wird. Ein Mensch ist keine Seele, die zeitweilig in einem Körper wandelt, sondern eine vollständige Einheit von Körper und Seele... aber das ist nicht alles. Durch unsere Körper beziehen wir uns auf unsere materielle Umgebung um uns, und deshalb bedeutet unsere Heiligung auch die Heiligung dieser Umgebung. Wir werden nicht von der Welt sondern mit der Welt erlöst...
    Dieser kosmische Charakter der Erlösung verpflichtet uns, die Heiligkeit allen Lebens zu bejahen, Tiere wie Menschen. Mit den Worten von William Blake: 'Alles, das lebt, ist heilig.' Es verpflichtet uns, in gleicher Weise die Heiligkeit aller Materie zu bejahen, ob beseelt oder unbeseelt. Die Verehrung der Schöpfung... ist etwas, das alle unsere Handlungen auf Erden durchdringen sollte. Wir müssen die Welt als ein Sakrament von Gottes Gegenwart behandeln und alles, das geschaffen wurde, als 'theophan'. Nichts, das durch Gott geschaffen wurde, ist einfach oder schlecht; es kann als Kanal für seine Gnade dienen."
    (aus "Mensch werden - an Gott teilhaben" von Kallistos Ware, Bischof von Diokleia)


    :D


    Gruss, erbreich

    Ryonin:

    Und für mich ist es stimmig mit jedem Namu Amida Butsu von neuem.


    Danke Ryonin für den Beitrag. Ich habe keine grundsätzlichen Einwände. Da ich selber nach 20 jahren Dhamma-Weg für ein paar Jahre den christlichen Weg gegangen bin, sehe ich jedoch auch in diesem Beschrieb des Dhamma eher den christlichen Weg gespiegelt als das, wie ich Dhamma kenne und praktiziere. Aber das muss ja nun nicht heissen, dass es deswegen nicht Dhamma sei.


    Gegen Ende meiner christlichen Zeit habe ich (ein- zwei Jahre lang) versucht, die beiden Wege in eins zu bringen, habe es aber schliesslich aufgegeben. Es forderte zu viel Zeit und Kraft, die ich besser in einen Weg investiere um diesen konsequent zu gehen, als breitbeinig auf zwei Wegen zu hinken. So geht es mir auch bezüglich der verschiedenen buddhistischen Traditionen. Es ist sicher nicht falsch - und kann in Diskussionen hilfreich sein - die verschiedenen Darstellungen des Weges ein wenig zu kennen, für die eigene Praxis empfinde ich es aber als kaum hilfreich, eher verwirrlich.


    Ich habe vor dreissig Jahren Satipatthana als mein Kammatthana entgegen genommen und erlebe diesen Übungsweg als klar, gradlinig und stets weiterführend. Wenn dies für Dich das Namu Amida Butsu ist, dann wünsche ich Dir ein frohes Weiterwandern auf Deinem Weg!


    Gruss, erbreich

    brigitte:

    Mich erinnert dieser so sympathische Buddha an Jesus


    Weil dieser Buddha uns (abgesehen von der Rezitation eines Mantras) aller Anstrengungen zur Befreiung enthebt, er also einen christusgleichen Erlöser darstellt? ;)
    Einen solchen Buddha brauchst DU ja nun wohl nicht, liebe Brigitte, dazu hast Du ja Jesus, oder?


    Ich denke nicht, dass Buddha angebetet und als Erlöser verehrt werden wollte (das denke ich übrigens auch von Jesus nicht). Ich denke auch nicht, dass er Robert Anton Wilsons Aussage "Es mag tausend Inkarnationen dauern, aber schliesslich erreichst du es und hey, wir haben viel Zeit" so toll gefunden hätte. Er zeigte nicht einen Weg, der tausend Inkarnationen benötigt, jedenfalls ganz bestimmt nicht von dem Augenblick an, in welchem man dem Buddha und seinem Dhamma begegnet. Der Pfad wird in diesem einen Leben betreten und, ein wenig Anstrengung und Disziplin vorausgesetzt, wird dieses eine Leben, wenn nicht direkt mit der Arahatschaft, dann doch mit der Niewiederkehr zum Abschluss gebracht. Ob das mit einem Mantra und ohne weitere eigene Bemühung geht, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls hat der historische Buddha Gotama derartiges nicht gelehrt, sondern vielmehr die vier Edlen Wahrheiten und darin einbegriffen den Edlen Achtfachen Pfad zur Leidbefreiung. :idea:


    Liebe Grüsse, erbreich