Beiträge von dorakuan im Thema „Zen-Kunst und Zen-Übung“

    void:
    dorakuan:

    ... und ich frage mich gerade, ob nicht Herbert Achternbusch der erste (und vielleicht einzige) Zen-Meister war, dem ich in meinen jungen Jahren andächtig gelauscht habe? Ist vielleicht was er macht "Zen-Kunst"?


    Irgendwo zwischen Zen und Zenzi.
    [...]
    Wobei man sich da fragt, wie tief das geht. Es gab ja vor allem unter den 68igern viele Künstler, die im Zen vor allem das Unkonventionellen, Anarchistische sahen, mit dem sie sich sie mit ihrem Kampf gegen die engen Konventionen ihrer Zeit identifizieren konnten. (Ihren "Schwingungen von Energie"?)


    Es ist bestimmt 20 Jahre her, dass ich das letzte Mal etwas von Herbert Achternbusch gelesen oder gesehen habe, ich glaube, es lohnt sich, dass ich nochmal genauer hinschaue. Tiefe oder nur oberflächlicher Zen-Klamauk?


    Mich haben seine Bücher und Filme (seine Bilder waren damals glaube ich kaum bekannt .... obwohl, ich erinnere mich an etwas im "Föhnforscher") begeistert und irritiert, weil es nicht so gewirkt hat als würde Achternbusch da nur einen Stoff verarbeiten, eine Geschichte erzählen oder irgend etwas spielen. Ich glaube, es war das erste Mal dass mir da jemand begegnet ist, bei dem ich den Eindruck hatte, er spielt mir keine Rolle vor sondern ist einfach. Vielleicht verklärt sich das nach der langen Zeit, aber ganz bestimmt war das jemand, der mir die Option einfach zu "sein" aufgezeigt hat ... in einer Zeit, als man zwischen konventionellen Konventionen (Eltern, Schule,...) und anti-konventionellen Konventionen (gegen Autoritäten, gegen Nachrüstung, gegen nicht-Alu-sammeln ...) immer gezwungen war, irgendwelche Rollen zu spielen, Meinungen über alles und jeden zu haben und für seine Positionen verbissen zu kämpfen. Einfach nur "dasein"? No way! Und dann kommt da dieser Typ und man schaut ihm auf der Leinwand minutenlang zu, wie Fliegen in seinem Bierglas ertrinken ...


    Zen-Kunst als sichtbares Zen in Aktion?

    Doris Rasevic-Benz:


    Stricken, Häkeln, Zeichnen, Knödelrollen und Plätzchenbacken.[...]
    Die bayerische Übersetzung für Zen heißt Lebm (das B wird nicht ausgesprochen)...


    Alltag(s-Kunst) als Zen-Kunst in einem Zen-Lebm. Als Exil-Franke wird mir ganz wehmütig (von hier aus verwischt sich die ansonsten so äußerst wichtige Grenze zwischen Franken und Bayern) ... und ich frage mich gerade, ob nicht Herbert Achternbusch der erste (und vielleicht einzige) Zen-Meister war, dem ich in meinen jungen Jahren andächtig gelauscht habe? Ist vielleicht was er macht "Zen-Kunst"?

    crazy-dragon:

    Judo, Jiu-Jitsu, dann Shotokan-Karate bis zum 2.Braungurt. Als Einstieg in den Zen. Dann war das nicht mehr wichtig.


    Darf ich fragen, hast du in der Zen-Übung das gefunden, was du vorher in Judo, Jiu-Jitsu und Karate gesucht (aber nicht gefunden) hattest, oder hast du durch die Zen-Übung das Interesse daran verloren?

    bel:
    dorakuan:


    Da interessiert mich natürlich, warum nicht? Welche Aspekte in deiner Kalligraphie-Übung fehlen, die notwendig für eine Zen-Übung sind?


    Nicht sinnlos genug - jedenfalls für meine Verhältnisse.


    "Nicht sinnlos genug" in dem Sinne, dass man Gefahr läuft etwas "schönes" oder "wertvolles" oder "beständiges" schaffen zu wollen? Also an Stelle der Übung sich auf eine Vorstellung oder ein Objekt konzentriert, das man herstellen möchte? Falls es das war ... wir lösen das Problem, indem wir auf alten Zeitungen üben, die dann im Altpapier landen. Die "künstlerische Ausbeute" von 3-4 Tagen Sesshin ist eine volle blaue Tonne ...


    bel:
    dorakuan:

    Und ... hat deine Kalligraphie-Übung irgendeinen speziellen Einfluss oder Wechselwirkung mit deiner Zen-Übung [...]?


    Na ja, ich mach das mit meinem Lehrer gemeinsam - das wars aber auch schon.


    Ich frag' nochmal nach ... du machst das nur, um etwas mit deinem Lehrer zu machen, aber außer der gemeinsam verbrachten Zeit kommt nichts bei rum? Von der Art, wie er schreibt, von der Konzentration beim Schreiben, oder wenn ihr gemeinsam das geschriebene anschaut? Und du übst auch nicht alleine?


    bel:
    dorakuan:

    Ich frage so neugierig nach, weil ich selbst Hitsuzendo übe


    Hör diesen Begriff erstmalig, is wohl eher n Rinzai-Ding?


    Ja, das haben Rinzai-Leute entwickelt, Hitsuzendo ist ziemlich unbekannt. Der englische Wiki-Artikel ist ganz gut (den deutschen gibt es nicht mehr, da es nach Auffassung der Wiki-Polizei kein Hitsuzendo gibt). Vor ein paar Jahren habe ich mal einen kurzen Film von meinem ehemaligen Lehrer gemacht, Hitsuzendo sieht man darin (auf youtube) ab 3:30: https://www.youtube.com/watch?v=FBIE64f9lSg

    Jikjisa:

    irgendwie ist es samu, nur halt "spannender" ?


    Das ist ein guter Punkt glaube ich ... also Zen-Kunst (vielleicht im Gegensatz zu "künstlerischer Kunst", die ein Kunst-Objekt zum Ziel hat) als eine Übung, die zwar irgendwo einen Zweck verfolgt (nach dem samu ist es meistens sauberer als vorher) aber diesen Zweck nicht als oberstes oder wichtiges Ziel verfolgt (meistens war es auch schon vor dem samu sauber).


    "Spannend" ist auch ein Aspekt ... man kann Interesse bei Leuten wecken (wenn man so etwas möchte), die auf dem Kissen sitzen erst einmal sehr langweilig finden ... Zen-Kunst als Einstieg?

    Syia:

    Mein Arbeitskreis trifft sich in einem Theravada-Zentrum. Dort dürfen wir den Meditationsraum des Zen-Kreises benutzen. Soviel zu Multi-Kulti ! ;)


    Klasse!


    Syia:


    Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich ohne mein Shine-Training in der Lage wäre die Ruhe und Geduld aufzubringen, mich mit Bonsai eingehend zu beschäftigen. Ich glaube nicht. Vielleicht liegt da eine Parallele zum Zazen?


    Ein spannender Punkt: die Ruhe und Geduld aus der Übung hat positiven Einfluss auf die Kunst.


    Syia:


    Alle anderen Bonsai-Verrückte, die ich kenne sind übrigens keine Buddhisten. Wieso interessieren sich so wenige Zennies dafür ?


    Ich kenne auch keine (und Bonsai nur vom Anschauen). Vielleicht wäre eine hingebungsvolle Übung mit etwas so vergänglichem wie einem Bäumchen gar keine schlechte Zen-Praxis?

    bel:

    Kalligraphie (Chinesisch/Koreanisch) [...]
    Ich würd aber nich auf die Idee kommen, daß als eigenständige, spezielle Zen-Übung zu nehmen.


    Da interessiert mich natürlich, warum nicht? Welche Aspekte in deiner Kalligraphie-Übung fehlen, die notwendig für eine Zen-Übung sind?


    Und ... hat deine Kalligraphie-Übung irgendeinen speziellen Einfluss oder Wechselwirkung mit deiner Zen-Übung, oder nur so weit wie jede andere Alltagshandlung (Kochen, Wäsche waschen etc.) auch?


    Ich frage so neugierig nach, weil ich selbst Hitsuzendo übe (das oft als eigenständige Zen-Übung praktiziert wird), und diese Übung sehr intensiv mit meiner Zen-Praxis wechselwirkt.

    Syia:

    Ich frage mich gerade, ob ich hier auch als nicht Zen-Praktizierende antworten darf............. :?:


    klar ;) ... ich wollte das Thema nur möglichst genau fassen, damit wir nicht gleich 10 parallele threads laufen haben, danke für deine Antwort!


    Interessant, dass du eine japanische Kunst übst und eine tibetische Praxis hast! Siehst du da Gemeinsamkeiten (über den "meditativen Aspekt" hinaus, den du schon beschrieben hast) oder Konflikte? Ich finde diese interkulturelle Kombination ziemlich spannend!

    Hallo,


    ein paar Fragen an alle, die neben Zazen noch eine (Zen-)Kunst üben und vielleicht ihre Erfahrungen dazu teilen möchten:


    • was praktiziert ihr und wie
      (z.B. Kalligraphie oder Ikebana ... oder Jazz-Gitarre, täglich vor/nach dem Zazen)
    • wo und wie habt ihr es gelernt
      (Selbststudium oder mit Lehrer/in, vor Ort oder irgendwo weit weg)
    • welchen Einfluss hat diese Übung auf euer Zazen
      (ergänzt, lenkt ab, vertieft, kostet zu viel Zeit/Energie ...)
    • welchen Einfluss hat Zazen auf eure (Zen-)Kunst
      (vertieft, hilft bei der Konzentration, fördert/behindert Kreativität, gar keine Wechselwirkung, ...)
    • Was hat euch motiviert, damit anzufangen, und was, weiter zu machen?
    • ...


    Mich interessieren auch Erfahrungen von Leuten, die so etwas einmal probiert aber dann aus irgend einem Grund (welchem?) wieder aufgegeben haben. Selbst übe ich neben Zazen intensiv Hitsuzendo (Zen-Kalligraphie), Shakuhachi, Aikido und Iaido ... meine Erfahrungen damit schildere ich später.


    Schönes Wochenede,
    -joerg


    P.S.: Eine große Bitte: ich wünsche mir einen Austausch über praktische Erfahrungen zwischen Leuten, die ganz unterschiedliche (Zen-)Künste üben oder geübt haben, falls irgendwie möglich keine Grundsatzdiskussion zum uralten Thema ob das Praktizieren von Zen-Kunst eine Zen-Übung oder sinnloser Zeitvertreib verblendeter Schöngeister ist!