Karnataka:Alles anzeigenMatthias65:Alles anzeigen1. Achtsamkeitsübung
Im Bewusstsein des Leids, das durch die Zerstörung von Leben entsteht, gelobe ich, Mitgefühl zu entwickeln und Wege zu erlernen, um das Leben von Menschen, Tieren, Pflanzen und Mineralien zu schützen. Ich bin entschlossen, nicht zu töten, das Töten durch andere zu verhindern und keine Form des Tötens zu dulden, sei es auf der Welt, in meinen Gedanken oder in meiner Lebensweise.
2. Achtsamkeitsübung
Im Bewusstsein des Leids, das durch Ausbeutung, soziale Ungerechtigkeit, Diebstahl und Unterdrückung entsteht, gelobe ich, liebevolle Güte zu entwickeln und Wege zu erlenen, die zum Wohlergehen der Menschen, Tiere, Pflanzen und Mineralien beitragen. Ich gelobe Großzügigkeiten zu üben, indem ich meine Zeit, Energie und materiellen Mittel mit denen teile, die sie wirklich brauchen. Ich bin entschlossen, nicht zu stehlen und mir nichts anzueignen, was anderen zusteht. Ich will das Eigentum anderer achten, aber auch andere davon abhalten, sich an menschlichem Leiden oder am Leiden anderer Lebensformen auf der Erde zu bereichern.
3. Achtsamkeitsübung
Im Bewusstsein des Leids, das durch sexuelles Fehlverhalten entsteht, gelobe ich, Verantwortungsgefühl zu entwickeln und Wege zu erlernen, die Sicherheit und Integrität von Individuen, Paaren, Familien und der Gesellschaft zu schützen. Ich bin entschlossen, keine sexuellen Beziehungen einzugehen, die nicht von Liebe und der Bereitschaft zu langfristigem Zusammensein getragen sind. Ich bin entschlossen, meine Bindungen und die Bindungen anderer zu respektieren, um unser aller Glück zu erhalten. Ich will alles tun, was in meiner Macht steht, um Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen und verhindern, dass Paare und Familien durch sexuelles Fehlverhalten auseinander brechen.
4. Achtsamkeitsübung
Im Bewusstsein des Leids, das durch unachtsame Rede und aus der Unfähigkeit, anderen zuzuhören, entsteht, gelobe ich, liebevolles Sprechen und tief mitfühlendes Zuhören zu entwickeln, um meinen Mitmenschen Freude und Glück zu bereiten und ihr Leid lindern zu helfen. In dem Wissen, dass Worte sowohl Glück als auch Leid hervorrufen können, gelobe ich, wahrhaftig und einfühlsam reden zu lernen und Worte zu gebrauchen, die Selbstvertrauen, Freude und Hoffnung fördern. Ich bin entschlossen, keine Neuigkeiten zu verbreiten, bevor ich nicht sicher bin, dass sie der Wahrheit entsprechen, und nichts zu kritisieren oder zu verurteilen, worüber ich nichts Genaues weiß. Ich will keine Worte gebrauchen, die Uneinigkeit oder Zwietracht säen oder zum Zerbrechen von Familien und Gemeinschaften beitragen können. Ich will mich stets um Versöhnung und um die Lösung aller Konflikte bemühen, so klein sie auch immer sein mögen.
5. Achtsamkeitsübung
Im Bewusstsein des Leids, das durch unachtsamen Umgang mit Konsumgütern entsteht, gelobe ich, für mich selbst, meine Familie und die Gesellschaft auf körperliche und geistige Gesundheit zu achten, indem ich achtsames Essen, Trinken und Konsumieren übe. Ich will nur das zu mir nehmen, was das Wohl und den Frieden meines Körpers und meines Geistes fördert und was ebenso der kollektiven körperlichen und geistigen Gesundheit meiner Familie und der Gesellschaft dient. Ich bin entschlossen, auf Alkohol oder andere Rauschmittel zu verzichten und keine Nahrungsmittel oder andere Dinge zu konsumieren, die mir schaden könnten, wie z.B. bestimmte Fernsehprogramme, Zeitschriften, Bücher, Filme und Gespräche. Ich bin mir bewusst, dass ich meinen Vorfahren, Eltern, der Gesellschaft und künftigen Generationen Unrecht tue, wenn ich meinen Körper und meinen Geist solch schädigenden Einflüssen aussetze. Ich will daran arbeiten, Gewalt, Angst, Ärger und Verwirrung in mir selbst und in der Gesellschaft zu transformieren, indem ich eine maßvolle Lebensweise übe. Mir ist bewusst, dass eine maßvolle Lebensweise entscheidend ist, für meine eigene Veränderung und die Veränderung der Gesellschaft.
(Quelle: Thich Nhat Hanh „Jeden Augenblick genießen“, Seiten 125-127)
Interessanter Beitrag, finde ich! Meine subjektive Präferenz ist etwas anders. Darum bemühe ich mich in der Meditation u.a., das Glück anderer Menschen zu fassen und zu erleben, nicht aber Gebote zu verinnerlichen oder Vorsätze zu vertiefen. Anders präferieren jedoch klare Strukturen und Regeln. Kann gut sein, dass ich auf diesem Auge etwas blind bin.
Dennoch meint Ethik für mich mehr eine Ausrichtung auf innere Werte und auf die Entfaltung unseres Potentials, weniger auf Regeln und Gebote. Sicher sind Prinzipien wichtig und die oben genannten wohl auch gut. Es ist allerdings ein gewisser Unterschied, ob ich etwa sage: Ich gelobe, niemals fremd zu gehen, oder aber in der konkreten Situation auf mein mitfühlendes Herz höre. Ob ich gelobe, dass mein Kind keine Pornos ansehen wird, oder ob ich vertraue, dass mein Bemühen um ein mitfühlendes Herz mich in die Lage versetzt, mit den Problemen, die sich stellen, zunehmend besser umzugehen.
Einer solchen Meditation geht es mehr darum, Überzeugungen zu vertiefen, würde ich sagen. Mir lediglich darum, die Stimmung meines Denkens zu verbessern. Ich glaube aber, beides vermag den Charakter positiv zu beeinflussen. Auch das ständige Nachdenken über Mitgefühl hat wesentliche Effekte, denn es führt zu Überzeugungen, die sich dann auch spontan melden und das Denken, Reden und Handeln bessern.
Ich habe einige Jahre nach Thich Nhat Hanh praktiziert, ich war nur kurz in einer Sangha, bin aber auf mehrerer Retreats bei Thay gewesen udn habe auch bei ihm Zuflucht genommen. Die Achtsamkeitsübungen sind nicht als Vorschrift gedacht, das sagt Thich Nhat Hanh immer wieder auf seinen Vorträgen. Er erwartet von niemandem, dass die Achtsamkeitsübungen befolgt werden, sondern sie stellen eine Orientierungsschnur dar. Außerdem betont er sehr oft bei seinen Übungen und dazu gehören natürlich auch die Aachtsamkeitsübungen, dass sie nicht bloß plakative Sätze sind, die daher gesagt werden, sondern dass sie so geübt werden sollten, dass sie sich zu "inneren mitfühlende Haltungen "entwickeln. Auch ist er nicht gegen das fernsehen, sondern für das bewußte Fernsehen. Thich Nhat Hanh hat den Vietnamkrieg erlebt und deshalb eine Achtsamkeitspraxis entwickelt, um Krieg und Gewalt auf der Welt zu verhindern. Das ist sein einziges Ziel. Er hat Camps veranstaltet mit Palästinensern udn Israelis, damit diese ins Gespräch kommen und ihre inneren Wunden etwas heilen können und sich immer für Frieden auf der Welt eingesetzt. Dafür wurde er sogar von Martin Luther King Junior für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Ich habe ihn selbst übrigens auch noch niemals sagen hören, er wäre mit dem Zen verbunden, denn auch aus dieser Ecke wird gerne oft auf ihn geschossen. Im Gegenteil, soweit ich informiert bin, hält Thich Nhat Hanh alle buddhistischen Richtungen für gleichwertig und hat sich deshalb auch allen Traditionen geöffnet, übrigens sogar dem Christentum. Es ist ihm nicht daran gelegen andere zu bekehren, sondern das Einzige was ihm am Herzen ist Mitgefühl und Begegnung. TNH hat edle Gründe für sein Lehren, daran ist kein Zweifel. Und man sollte nicht einzelne Teile aus seinen Schriften nehmen und ihn verurteilen, wenn man seine Art zu lehren überhaupt nicht kennen gelernt hat.
Ich selbst habe mich von TNH dennoch zurück gezogen, weil seine Art zu lehren auf Dauer dann doch das Gleiche ist. Er macht wohl auch Retreats für spezielle Leute, wie Ärzte und Neurologen,die aber wohl dann nicht offen zu sein scheinen für andere Interessierte. Ich bin auf jedenfall immer erst durch die Aufzeichnungen auf diese Veranstaltungen aufmerksam geworden und hatte nie die Möglichkeit diesen interessanten Seminaren beizuwohnen. Auch hat er viele Bücher geschrieben, die alle eigentlich dasselbe in grün sind und ihnen immer nur mal einzelne neue Artikle hinzugefügt. Dazwischen streut er dann manchmal wirklich interessante Literatur ein, die auch sehr tief geht. Aber man muss sich schon sehr gut auskennen, um dann an diese Literatur gelangen. Auch dies ist ein Kritikpunkt von mir. Auch dass er mittlerweile so ein prominenter Mönch ist und trotzdem noch immer so darauf aus ist, dass neue Sanghas gegründet werden, die er ja aber alle gar nicht betreuen kann, halte ich für einen Schwachpunkt. In den Sangahs wird nämlich nach meiner Erfahrung häufig genau dies gemacht: Plakativ praktiziert, anstatt wirklich die Sätze im Herzen zu bewegen. Das hat mich dazu bewogen allein zu praktizieren, aber weiterhin seine Retreats zu besuchen. Einmal im Jahr besucht eine seiner Nonnen eine Sangha, aber das reicht eben oft nicht aus, um unheilsame Projektionen unter den Sangahmitgliedern aufzulösen. Das sind Rahmenbedingungen an denen ich mich stoße, aber dass Thay nur sülzen würde, das ist eine haltlose Unterstellung und nicht belegbar.