Beiträge von prathiba im Thema „Die 5 Achtsamkeitsübungen nach Thich Nhat Hanh“



    Ich habe einige Jahre nach Thich Nhat Hanh praktiziert, ich war nur kurz in einer Sangha, bin aber auf mehrerer Retreats bei Thay gewesen udn habe auch bei ihm Zuflucht genommen. Die Achtsamkeitsübungen sind nicht als Vorschrift gedacht, das sagt Thich Nhat Hanh immer wieder auf seinen Vorträgen. Er erwartet von niemandem, dass die Achtsamkeitsübungen befolgt werden, sondern sie stellen eine Orientierungsschnur dar. Außerdem betont er sehr oft bei seinen Übungen und dazu gehören natürlich auch die Aachtsamkeitsübungen, dass sie nicht bloß plakative Sätze sind, die daher gesagt werden, sondern dass sie so geübt werden sollten, dass sie sich zu "inneren mitfühlende Haltungen "entwickeln. Auch ist er nicht gegen das fernsehen, sondern für das bewußte Fernsehen. Thich Nhat Hanh hat den Vietnamkrieg erlebt und deshalb eine Achtsamkeitspraxis entwickelt, um Krieg und Gewalt auf der Welt zu verhindern. Das ist sein einziges Ziel. Er hat Camps veranstaltet mit Palästinensern udn Israelis, damit diese ins Gespräch kommen und ihre inneren Wunden etwas heilen können und sich immer für Frieden auf der Welt eingesetzt. Dafür wurde er sogar von Martin Luther King Junior für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Ich habe ihn selbst übrigens auch noch niemals sagen hören, er wäre mit dem Zen verbunden, denn auch aus dieser Ecke wird gerne oft auf ihn geschossen. Im Gegenteil, soweit ich informiert bin, hält Thich Nhat Hanh alle buddhistischen Richtungen für gleichwertig und hat sich deshalb auch allen Traditionen geöffnet, übrigens sogar dem Christentum. Es ist ihm nicht daran gelegen andere zu bekehren, sondern das Einzige was ihm am Herzen ist Mitgefühl und Begegnung. TNH hat edle Gründe für sein Lehren, daran ist kein Zweifel. Und man sollte nicht einzelne Teile aus seinen Schriften nehmen und ihn verurteilen, wenn man seine Art zu lehren überhaupt nicht kennen gelernt hat.


    Ich selbst habe mich von TNH dennoch zurück gezogen, weil seine Art zu lehren auf Dauer dann doch das Gleiche ist. Er macht wohl auch Retreats für spezielle Leute, wie Ärzte und Neurologen,die aber wohl dann nicht offen zu sein scheinen für andere Interessierte. Ich bin auf jedenfall immer erst durch die Aufzeichnungen auf diese Veranstaltungen aufmerksam geworden und hatte nie die Möglichkeit diesen interessanten Seminaren beizuwohnen. Auch hat er viele Bücher geschrieben, die alle eigentlich dasselbe in grün sind und ihnen immer nur mal einzelne neue Artikle hinzugefügt. Dazwischen streut er dann manchmal wirklich interessante Literatur ein, die auch sehr tief geht. Aber man muss sich schon sehr gut auskennen, um dann an diese Literatur gelangen. Auch dies ist ein Kritikpunkt von mir. Auch dass er mittlerweile so ein prominenter Mönch ist und trotzdem noch immer so darauf aus ist, dass neue Sanghas gegründet werden, die er ja aber alle gar nicht betreuen kann, halte ich für einen Schwachpunkt. In den Sangahs wird nämlich nach meiner Erfahrung häufig genau dies gemacht: Plakativ praktiziert, anstatt wirklich die Sätze im Herzen zu bewegen. Das hat mich dazu bewogen allein zu praktizieren, aber weiterhin seine Retreats zu besuchen. Einmal im Jahr besucht eine seiner Nonnen eine Sangha, aber das reicht eben oft nicht aus, um unheilsame Projektionen unter den Sangahmitgliedern aufzulösen. Das sind Rahmenbedingungen an denen ich mich stoße, aber dass Thay nur sülzen würde, das ist eine haltlose Unterstellung und nicht belegbar.