Beiträge von accinca im Thema „Liebe und Anhaften!“

    Zitat

    ‘Und dennoch, wenn so unermesslich viele Wesen erlöst wurden, wurde doch kein einziges Wesen erlöst. Und warum? Wenn, o Subhuti, ein Bodhisattva dem Gedanken eines Wesens anhinge, könnte er nicht Bodhisattva genannt werden. Und warum? Weil, o Subhuti, niemand ein Bodhisattva genannt werden sollte, für den der Gedanke eines Wesens, der Gedanke des Lebens oder der Gedanke einer Person existiert.’
    (Vajracchedika Prajnaparamita Sutra / Diamantsutra)


    "Und dennoch, wenn so unermesslich viele Wesen erlöst wurden, wurde doch kein einziges Wesen erlöst."


    Na, toll aber erst so ein Aufstand machen, das hätte man
    sich auch sparen können. Aber wer sich einbilden will ein
    Bodhisattva zu sein, der will ja auch was her machen:
    "Ich rette alle Wesen der Welt!! - ach ja, sind ja gar keine da" :roll:


    -

    Aber nicht das jetzt der Eindruck entsteht der Buddha hätte
    gelehrt man solle keine gute Taten tun wenn man daran anhinge
    oder wenn man die Lehre von antatta (noch) nicht verstehen würde.
    Und nicht, das jemand nun glauben sollte, der Buddha habe den
    Unterschied zwischen den verschiedensten Arten des Anhangens
    nicht gekannt und zwischen heilsamen und förderlichen Anhangen und
    unheilsamen Anhangen keinen Unterschied gekannt.
    Und auch wenn der Buddha anatta lehrte, bedeutet das noch lange
    nicht, das es im praktischen Leben keine Wesen geben würde. Es
    bedeutet lediglich, das es hinter bzw. über die Konzepte hinaus keine Wesen gibt.

    -

    Wesen:

    Was das Wirken zum Nutzen anderer angeht, habe ich euch jetzt so verstanden, dass ihr dies ebenfalls als Ausdruck von Anhaftung begreift, weil bereits die Motivation etwas für andere zu tun, die Anhaftung birgt. Das klingt erst mal logisch für mich, allerdings auch irgendwie ernüchternd.


    Das siehst du auch falsch.
    Aber wenn jemand z.B. einem anderen notleidenden etwas abgibt, dann ist das
    keine Anhaftung sondern dadurch wird Anhaften abgebaut und ist daher heilsames
    kamma. Man gibt ja etwas ab das man in Besitz hat. Davon löst man die Anhaftung
    durch Geben weswegen der Buddha die Freigiebigkeit lobt. Eine solche Freigiebigkeit
    ist das Gegenteil von egoistischen Begehren und bringt keine Anhaftung im Gegenteil.
    Wie bei allen unheilsamen oder heilsamen Taten kommt es eben auch immer auf die Motivation an.

    Morpho:

    accinca:

    Zitat

    Hängen an guten sozialen Taten kann auch
    zur Anhaftung werden wenn es keine höheren Ziele gibt.


    Zu "sozialen Taten" ( "gut sein " ) drängen ist ne Anhaftung.


    Du sagst es. Hatte ich nicht gut formuliert.

    Wesen:

    Mir drängt sich aber dazu schon länger eine Frage auf: Wenn ich jemandem Trost spende oder allgemein zum Nutzen anderer wirke, wäre das dann auch Anhaftung?


    Anhaften ist es immer dann, wenn auch persönliche Befriedigung damit verbunden ist
    wie bei deinem Sex. Bei jemand der die dritte Fessel síla-bbataparāmāsa (hängen an Tugenden) noch
    nicht aufgehoben hat, da kann das sein. Hängen an guten sozialen Taten kann auch
    zur Anhaftung werden wenn es keine höheren Ziele gibt.

    Wesen:

    Diese Definition stammt von viewonbuddhism.org:

    Zitat


    Die Definition von Liebe im Buddhismus lautet: Wollen, dass Andere glücklich sind.


    Das ist auf alle Fälle nicht schlecht, beinhaltet aber nicht sich an sinnlicher Lust zu ergötzen.

    Wesen:

    Doch, natürlich kann man anhaften. Aber man kann eben auch nicht anhaften.
    Meiner Ansicht nach.


    Ja, richtig, aber wenn man nicht Anhaftet, würden man sich
    weder den derben Lüsten noch den schönen Künsten hingeben.
    Der Buddha sagte, fünf sinnliche Begierden zum Anhaften gibt es:
    "Die durch das Gesicht ins Bewußtsein tretenden Formen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
    Die durch das Gehör ins Bewußtsein tretenden Töne, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
    Die durch den Geruch ins Bewußtsein tretenden Düfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
    Die durch den Geschmack ins Bewußtsein tretenden Säfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
    Die durch das Getast ins Bewußtsein tretenden Tastungen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden.
    Das sind die fünf Begehrungen. Was da Wohl und Erwünschtes diesen fünf Begehrungen gemäß geht, das nennt man Begierdenwohl, kotiges Wohl, (scheißwohl?) gemeines Menschenwohl, unheiliges Wohl. Nicht zu pflegen, nicht zu hegen, nicht zu mehren ist es: zu hüten hat man sich vor solchem Wohle, sag' ich."


    Was glaubst du wohl, warum nicht überall Befreite herum laufen?
    Warum es Betrüger, Verbrecher, Räuber, Mörder, Terroristen gibt?
    Eben wegen diesen Begierden und den den Begierden entsprechenden Ansichten.


    Da hast du dir aber etwas feines zurechtgedreht. Nach deiner Auffassung
    des Begriff von Anhangen oder Anhaftung gibt es so etwas wie Anhaften
    bei dir scheinbar grundsätzlich überhaupt nicht und das trifft bei dir nicht
    nur beim Sex, sondern auch sonst nirgends zu. "Anhangen gibt's bei mir nicht."
    So bist du sicher ein Heiliger oder ein Nichtwiederkehrer. Da fragt man sich
    dann warum du dir die Lust mit dem Sex u.s.w. überhaupt antust und dich
    den Begierden hingibst? Mir scheint du hast grundsätzlich bei der Lehre was
    nicht verstanden. Von Anhaften an diese Ansichten (ditthūpādāna) gar nicht erst zu reden.


    -

    Wesen:

    Ich sprach von heilsamer Sexualität zwischen Menschen, die sich lieben.
    Nicht von Vergewaltigungen, dem Rotlichtmilieu oder Sex aus Mitleid.


    Das wahren ja auch nur Erklärungsversuche wie man sich Sex ohne Anhaftung vielleicht
    vorstellen könnte - wenn überhaupt. Bei "Sex zwischen sich liebenden" kann ich mir das
    eben nicht vorstellen sondern halte solche Vorstellungen für reine hormongesteuerte
    Verblendung, denn irgendwo muß man ja auch noch etwas realistisch bleiben oder?


    -

    Wesen:

    Ich habe mich ungenau ausgedrückt. Was ich sagen wollte war, dass gelebte sexuelle Intimität mit einem Partner nicht zwangsläufig mit Begierde (Anhaftung) einhergehen muss.Erst wenn man Sexualität als eine Bedingung für Glück definiert, haftet man an.


    I wo, z.B. bei einer Vergewaltigung eines Partners, sollte "gelebte sexuelle Intimität" auch nicht als Glück definiert werden.
    Klar, das man da nicht anhaften wird/sollte.


    Wesen:

    Liebevolle Sexualität, die nicht nur dem Befriedigen eigener
    Wünsche bzw. Trieben dient, kann durchaus heilsam für beide Partner sein.


    Ja, manche glauben sogar an Sexualität aus Mitleid.


    Wesen:

    Es ist durchaus möglich, nicht am Partner anzuhaften.
    Das äußert sich schlicht darin, dass man zusammen die gemeinsame Zeit genießt,
    ohne sich an sie emotional zu klammern, sich gegenseitig Freiheit zu lassen und den
    Partner nicht vereinnahmen zu wollen.


    Solche "romantische" Vorstellungen gibt es sicher viele in der Welt. Wie heißt es
    so treffend: "nur aus Liebe geht der Bock zur Ziege."


    Wesen:

    Liebe, die frei von Anhaftung ist, ist nicht davon abhänig,
    ob sie erwidert wird. Das meine ich mit bedingungsloser Liebe


    Das ist aber keine "bedingungsloser Liebe".
    "Bedingungslos" heißt da wohl nur, ohne Gegenleistung.
    Oder gegen Bezahlung in irgend einer Weise zum gegenseitigen "Vorteil". Was immer das sein mag.
    Oder auch üblich im Rotlichtmilieu, "liebe ohne Anhaftung" könnte man sich einreden.


    -

    Wesen:

    Der Wunsch nach Sexualität ist meines Erachtens erst einmal nur ein Impuls
    des Körpers und hat weniger mit Begierde oder Anhaftung zu tun.


    Das ist zu flach. Körperliche Dinge können immer nur Auslöser sein. Sie selber
    haben keine Wünsche. Es sind nur tote Substanzen aber es können bei gegebener
    "psychischer Disposition" (um es mal so auszudrücken) Gefühle ausgelöst werden.


    Wesen:

    Was das Anhaften an den Partner angeht: Ich lebe seit fast 15
    Jahren glücklich in einer Partnerschaft, doch ist es nicht so, dass ich an meinem
    Partner anhafte oder gar besitzen möchte.


    Das würde ich an deiner Stelle aber nicht glauben.

    Wesen:

    Im buddhistischen Jargon würde man wohl von bedingungsloser Liebe sprechen.


    Es wäre mir neu, das es im Buddhismus (außer dem bedingungslosen) überhaupt etwas ohne Bedingungen geben sollte.

    snoopy2001:

    Danke accinca.Kannst Du mir die Stelle im PK nennen an dem das Zitat steht? Dankeschön im vorraus. :)


    Das sind mehrere Stellen zusammengefasst.
    Ich müßte genau so suchen wie andere.

    Es gibt ja auch angenehmen Gefühle die der Mensch ausgesetzt sein kann
    und die er auch kaum ganz vermeiden kann.


    kongjiazhong:

    Dass man auch an der Nichtanhaftung anhaften kann, ist ein weiser Gedanke.


    Was ein Weiser natürlich als Torheit durchschaut.
    An Nichtanhaftung kann man nämlich nicht anhaften weil, dann wäre es ja keine Nichtanhaftung.