Beiträge von perkele im Thema „Töten ohne zu Töten“

    Hier ist die Sutta:


    AN 4.111 Kesi Sutta: Kesi der Pferdetrainer


    Der Buddha fragt einen Pferdetrainer, wie er in der Ausbildung seiner Pferde vorgeht. Als der ihm davon berichtet, erzählt der Buddha in Analogie, dass er es ebenso mit der Ausbildung der Mönche handhabt. Zuletzt die Passage davon über das "Töten":




    Zum OP und Thema "Fleisch essen, ohne Fleisch zu essen":


    Zitat

    Ein Bekannter hatte das in Japan während eines besuches in einem Tempel aufgeschnappt.Dort assen die Mönche aus ihren Schalen Fleisch.Er fragte dort nach dem warum da sie ja eigentlich Vegetarisch leben.Es wurde ihm dieser Ausspruch vorgetragen und das es um den Geist ging,das er an nichts haften soll.


    Ist das wirklich so, dass die Mönche da eigentlich vegetarisch leben?
    Oder ist es vielleicht nur so, dass die Annahme, dass buddhistische Mönche vegetarisch leben und kein Fleisch essen (dürfen), so weit verbreitet ist, dass die Mönche dort schon selbst davon überzeugt sind und den Widerspruch dadurch auflösen müssen, dass sie eben "Fleisch essen, ohne Fleisch zu essen", wenn sie Fleisch zum Verzehr gegeben bekommen haben und so ein verwunderter Besucher nachfragt.
    Oder vielleicht reagieren sie da so auch nur auf westliche Touristen, bei denen solche Vorstellungen über die vorgeschriebene Lebensweise von Mönchen weit verbreitet sind. Was dann zu mühselig wäre, ausführlich zu erklären, und sich eventuell noch in einen Streit zu verwickeln. Wenn man dann sagt "Ich esse Fleisch, ohne Fleisch zu essen" oder "ohne anzuhaften", dann ist das vielleicht ein geschickter Ausweg und gar noch etwas, was sogar noch staunende Bewunderung und ehrfürchtiges, tiefgründig philosophisches Unverständnis auslösen mag.

    Zitat

    Ich kann nur sagen das ich das in dem Kloster nachvollziehen kann weil ich es genauso handhabe und durch solches üben wurde ich zwangloser im umgang mit Fleisch essen oder nicht. Trotzdessen beschäftigen mich diese zwei Aussprüche.


    Ich kann nun das absolut nicht nachvollziehen. Was handhabst du genauso? Das Fleisch essen "ohne Anhaftung2? In der Form: "Ist mir doch wurscht." Oder gar, ohne Fleisch zu essen?


    Fleisch zu essen, ohne sich selbst zu veräppeln: "Ich esse Fleisch", wäre das nicht ein praktischer Ansatz? Machen glaube ich noch die meisten Leute so, wenn sie Fleisch essen, ohne sich einen großen Kopf drum zu machen. Das ist doch gut, dann kann man sich dessen bewusst sein, was man tut, indem man erst mal einfach bei den Tatsachen bleibt.


    Zitat

    und durch solches üben wurde ich zwangloser im umgang mit Fleisch essen oder nicht.

    Was genau hast du denn da geübt?


    Kann natürlich sein, dass du geübt hast, einfach dir bewusst zu sein, dass du Fleisch isst. Vielleicht sogar, dass das mal lebendig war, und inwieweit tatsächlich deine eigenen Handlungen am Tötungsakt beteiligt waren oder sind oder vielleicht auch in diesem Fall nicht.
    "Das war ein Reh, das ich tot auf der Straße gefunden habe. Ich hab es mir nach Hause genommen, gehäutet und ausgeweidet und gebraten."
    "Dieses hab ich beim Edeka gekauft. Es wurde biologisch zur Schlachtung aufgezogen und biologisch getötet und war im Preis reduziert."
    "Das war vom Geburtstagsessen bei den Nachbarn übrig und sie haben es mir geschenkt."
    "Dieses hat meine Freundin mir vom indischen Imbiss an der Ecke mitgebracht, weil sie weiß, dass ich so gerne Lamm esse."


    Sich einfach die Realität anzusehen, wie sie ist. Und wie man selbst durch die eigenen Absichten, Wünsche und Neigungen darin wirkt. Und wie man dieses Wirken durch eigene Absicht und mit wachsendem Bewusstsein mehr und mehr zum Besseren wenden kann. Das ist doch das, worum es geht.
    Nicht "Fleisch essen, ohne Fleisch zu essen". Wenn du Fleisch isst, dann iss dabei Fleisch, aufmerksam, wissend, dass du Fleisch isst. Das ist die Übung, und nicht was gegenteiliges: ohne Fleisch zu essen. Das Fleisch liegt auf dem Teller, und es ist Fleisch.


    Es ist wirklich nicht Sinn der Praxis, Gleichgültigkeit zu trainieren. Man sollte sich bewusst sein, was man tut, in welcher Welt man lebt. Vielleicht dem Lebewesen dankbar sein, dessen Muskelfasern man gerade im Mund zerkaut und herunterschluckt, und ihm wünschen, dass es einen guten Ort der Existenz gefunden hat. Kann natürlich auch sein, dass einem dabei der Appetit vergeht.


    Vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht? Will man doch Gier verringern.


    Oder?


    Es kann befreiend wirken, Dinge so gründlich zu sehen, dass einem der Appetit daran vergeht. Im Grunde genommen geht es dabei zuletzt ja bei der buddhistischen Praxis.



    Mögen meine Ausschweifungen also der Stillegung des Appetits und klaren Sicht dienlich sein und hoffe, dass es dich oder irgendwen weiterbringt.


    _/\_