Beiträge von Jojo im Thema „Ventil für Wut und Frust“

    Ellviral:

    dann wird es Zeit den Betrachter zu sehen und zu sein und was auch immer.


    SEIN? Was ist DAS denn? :lol:


    Das ist eine Schwatzbude da oben bei mir.
    Und die sind alle dauerbekifft und wahrnehmungsbehindert.
    Ich finde es grenzt manchmal an ein Wunder, dass ich mich morgens angezogen kriege.

    Karnataka:

    Man kann, wie gesagt, verzweifelt auf eine Verspannung glotzen, die aber selbst nur die körperliche Seite dieser Verzweiflung ist.


    Interessant. Ist mir noch nicht passiert. Verzweifelt glotzen, ja. Stundenlang verzweifelt glotzen, ja. Immer wieder auf dieselbe Stelle verzweifelt glotzen, ja. Aber so einen fiesen Rückkoppler hatte ich noch nie. Nicht dass ich jetzt anfange, welche zu erzeugen :lol:

    Jojo:
    mukti:

    Aber der Vorgang des reinen Beobachtens ist an sich ohne Gefühle und Gedanken


    Was versteht man denn unter "wie ein Wissenschaftler beobachten"?
    Damit meinte ich eben: sich nicht involvieren lassen, nicht bewerten, sondern nur wahrnehmen und "mitprotokollieren".


    Ergänzung:
    Mit "Wissenschaft" assoziieren vielleicht viele "Nüchternheit, Kälte".
    Ich sehe das nicht so. Für mich ist ein Wissenschaftler einer, der neugierig ist und wissen will, was es alles so gibt in dieser Welt.
    Ein anderer Beobachtermodus ist der "Großmuttergeist". Eine lebenskluge Großmutter wird auf die Dramen ihres Enkels mit Sympathie und Vertrauen blicken, und dabei wissen, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg gehen muss und dass sie nicht wirklich eingreifen kann.
    Ich meine dabei eine freundliche, weise Großmutter, die schon begriffen hat, dass jeder sich selbst erziehen muss.


    Ein reines Beobachten ohne Gefühle und Gedanken wird man anfangs kaum hinbekommen.
    Mein Beobachter kommentiert ALLES, wie ein Sportreporter im Stadion. Ist manchmal ermüdend :oops:

    mukti:

    Aber der Vorgang des reinen Beobachtens ist an sich ohne Gefühle und Gedanken, das ist ja das Befreiende daran. Das entsteht alles, besteht eine Weile und vergeht wieder, zieht vorüber. Dabei lässt sich auch erkennen wie und warum etwas entsteht, durch welche äußeren Umstände und innere geistige Bedingungen es zustandekommt. Man sieht das klarer wenn man nicht involviert ist, nichts ergreift, sich nicht hineinziehen lässt, nicht identifiziert, sondern eben nur rein beobachtet. So entwickeln sich Achtsamkeit und Wissenklarheit.


    ich denke, beides ist richtig.
    Was versteht man denn unter "wie ein Wissenschaftler beobachten"?
    Damit meinte ich eben: sich nicht involvieren lassen, nicht bewerten, sondern nur wahrnehmen und "mitprotokollieren".


    Der Wissenschaftler wird im Versuch nicht mitspielen, und er wird die Aktionen seiner Versuchsperson nicht mit Zustimmung oder Ablehnung betrachten, sondern er wird lediglich mitschreiben, was die Versuchsperson tut. Karnatapa hat recht, dass die stetige Rückkehr zu einem Meditationsobjekt dabei sehr hilfreich ist. Der Atem ist sozusagen das Mikroskop, durch das der Wissenschaftler blickt. Spätestens wenn der Wissenschaftler von seinem Platz am Mikroskop aufspringt, um im Versuch mitzuspielen, wird er merken, dass was schiefläuft, und an seinen Platz zum Mikroskop zurückkehren. Ich hatte das übersehen.


    (Zugegeben ein etwas schräger Vergleich, weil man Versuchspersonen kaum durch ein Mikroskop beobachten wird ;) Ihr wisst, was ich meine.)


    Es stimmt natürlich: Wenn die Wut aufsteigt, ist man ruck-zuck aus dem Beobachtermodus raus und involviert. Das Meditationsobjekt (z.B. der Atem) hilft, zu bemerken, wann man abrutscht. Man kehrt zum Objekt zurück, und im Zurückkehren zum Atem kann man sich von der Wut wieder lösen. Dann rutscht man wieder rein. Dann kehrt man zum Atem zurück und löst sich wieder von der Wut. Und so weiter.


    Wenn ich das oft genug gemacht habe, verändert sich mein Verhältnis zu der Wut, und ich fange an festzustellen, dass die Wut nicht "ich" ist, sondern etwas Hinzugefügtes. Dann wird der Beobachtermodus stabiler.

    Verrückter:
    rosewreaths:

    Richtig wäre aus buddhistischer Sicht meiner Meinung nach, zunächst die Gründe für deine Wut zu erkunden.


    Ja, die Gründe genau erkunden, und die Wut selbst VOLLSTÄNDIG ERFAHREN. Dabei beobachten, unter welchen Bedingungen sie entsteht, wie sie sich anfühlt, unter welchen Bedingungen sie vergeht, und so weiter.


    Einfach BEOBACHTEN und ERFAHREN. Das geht am besten auf dem Kissen. Wenn es echte Wut ist, wird sie auf dem Kissen auch aufsteigen, nämlich wenn die dazu gehörigen Erinnerungen aufsteigen. Das ist ein guter Zeitpunkt zur Betrachtung. Aber da kommt man dann eh nicht drum rum.


    "Erkunden" heißt hier nicht "suchen", sondern eben beobachten - wie ein Wissenschaftler in einem Laborexperiment eine Versuchsperson beobachtet. "Suchen" kann man die Gründe nicht, denn alles Suchen liegt im Bereich des Gedanklichen, Begrifflichen. Beim Suchen läuft der Geist Gefahr, sich Gründe zu er-finden.

    Losang Lamo:

    "Wenn andere alle unsere Taten kritisieren und darauf aus sind, nur schlecht über uns zu reden, ist das das Rad der scharfen Waffen, das uns mit voller Wucht zurückbringt, was wir an üblen Taten begangen haben." (Lama Zopa)


    Der Ausdruck "üble Taten" ist meiner Meinung nach sehr unglücklich und missverständlich, und in keiner Weise hilfreich.
    Unter einer "üblen Tat" verstehen wir ja wahrscheinlich eine "absichtlich boshafte Handlung".
    Vielleicht wäre es besser, einen neutralen Begriff wie z.B. Konditionierungen zu verwenden.


    Dann könnte ich diesen SAtz unterschreiben: "Wenn andere alle unsere Taten kritisieren und darauf aus sind, nur schlecht über uns zu reden, ist das das Rad der scharfen Waffen, das uns mit voller Wucht auf unsere Konditionierungen stößt."