Bakram:
Ich liebe Koans..... Sie sagen mehr als tausend Worte... Sie sind Poesie des Geistes (Geist im Sinne von Vernunft/Bewusstsein) im Gegensatz zu Haikus, welche Poesie des Gefühl/Herz sind.
Die Gemeinsamkeit zwischen Haikus und Koans ist, das in beiden etwas subtil ausgedrückt wird, was in normalen Worten so nicht möglich wäre.
Poesie ist etwas, was unsere normalen, vernünftigen prosaischen Sprache durchbricht und mit den Worten und Bilder spielt, wie ein Kind für das alles neu und wunderbar ist. Von daher berührt poetisches Denken tiefere Schichten unseres Wesens. David Lynch schrieb einmal: "Ideen sind wie Fische. Wenn du kleine Fische fangen willst, kannst du im seichten Wasser bleiben. Willst du große Fische fangen, musst du tiefer gehen."
Poesie taucht also hinunter, um von dort mit "großen Fischen" an die Oberfläche der Normalität zurückzukehren. Mit Worten und Bildern, die stärker und subtiler sind, als unser normales Denken. Aber ist das das Ziel eines Koans? Ich würde das verneinen. Ein Koan ist Teil der buddhitischen Praxis. Eines Tauchauflugs, der erst endet, wenn er den tiefsten Grund erreicht hat. Es geht um eine ganz andere Kategorie von Fischen und darum, sich selber ganz hinzugeben.( Futter bei die Fische? ) Das auf Poesie zu reduzieren passt nicht. Auch wenn es nicht weniger weit, sondern weiter geht als Poesie.
Deswegen könnte ich zwar ein Haiku verfassen. Würde ich aber ein Koan verfassen, dann müsste ich da aus einer Tiefe der Befreiung heraus tun, die ich schlichtwegs nicht habe. Ich könnte also nur "Scheinkoans" verfassen, die von oben aus gehesen ganz tief und geheimnsivoll aussehen, springt man dann aber im Hechtsprung rein, verstaucht man sich aber das Genick. So etwas zu tun kann, druchaus Freude machen, wenn man über ein schalkhaftes bis sadistisches Naturell verfügt.
Die Unterscheidung, dass ein Koan sich mehr an den Verstand und ein Haiku mehr an das Gefühl richtet, ist für mich nicht stichhaltig.