Doris Rasevic-Benz:
Zitat
Wenn man nun das Wort "dumm" vermeidet und etwas netter umschreibt und verlangt, dass man es als "nett" empfindet, fügt das meiner Meinung nach der Aroganz noch Ignoranz hinzu.
Eine "geringe Fähigkeit" ist eben nicht "dumm".
Ich kann nicht Klavier spielen, deshalb bin ich doch nicht dumm. Ich kann auch keine Brücke bauen, bin deshalb auch nicht dumm.
Die meisten Dinge auf der Welt kann ich nicht. Deshalb bin ich noch nicht dumm. Ein Ingenieur kann auch die meisten Dinge der Welt nicht, z.B. kann man nicht voraussetzen, dass er einen Garten gestalten und pflegen kann.
Mir passt diese unterstellte Gleichsetzung von "Gärtner" und "dumm" gar nicht. Es ist dieser Vergleich von Dir, der polemisch ist.
Die "geringeren Fähigkeiten" beziehen sich nur auf einen eng definierten Bereich.
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Für mich macht es einen Unterschied, ob man "andere Fähigkeiten" oder "geringere Fähigkeiten" sagt. Bei der ersten Variante ist es ja klar, dass das, was besser ist, von der gewählten Vergleichs-Kategorie abhängt. Verwendet man hingegen die zweite Variante, dann suggeriert dies, dass es eine generelle Bewertung ist und verdeckt, dass es noch viele andere Vergleichskriterien gibt. Deshalb finde ich, dass nicht ich den Bereich der Bewertungskriterien zu eng definiere, sondern dass gerade im Mahayana so verfahren wird.
Das Beispiel mit dem Gärtner habe ich natürlich extra krass ausgedrückt, um die Problematik der fehlenden Vergleichs-Kategorien zu zeigen. In sofern ist es natürlich eine Übertreibung. Die dadurch veranschaulichte Kritik an so einer Terminologie sehe ich aber nicht als Polemik.
Es scheint ja eigentlich nur um die Wortwahl und die genau Ausdrucksweise zu gehen, bzw. wie man verschiede Wörter/Beschreibungen versteht. So wie du deinen Weg beschreibst, damit habe ich kein Problem, da du ja deine eigenen Stärken und Schwächen einschätzt oder bewertest. Was mir nicht gefällt ist, wenn ein Vokabular geschaffen wird, mit dem man mehr oder weniger subtil andere abwertet.
Ich versuch mal ein eigenes Beispiel zu geben: (Ich formuliere es extra krass)
Es gibt unzählige Kung Fu Stile. Normalerweise ist immer gerade der Stil am besten, den man selber gerade trainiert. (Dass jeder Kung Fu Stil besser als Karate ist, ist eh klar ;)) Wenn man da im Zweifel ist, dann können einem das auch die anderen in seiner Schule auch bestätigen.
Fakt jedoch ist (wenn man überhaupt Stile miteinander vergleichen will und nicht nur einzelne Kämpfer untereinander), dass jeder Stil irgendwo seine Vorteile gegenüber allen anderen Stilen hat. (weshalb er eigentlich auch allen irgendwie/wo auch unterlegen ist)
Ich selber mag auch gerne Vergleiche mit anderen Stilen und vertrete in Diskussionen auch den Standpunkt das 'mein' Stil der beste ist mit verschiedenen Argumenten.
Was ich jedoch nicht machen würde, wäre z.B. meinen Stil als "Eisenfaust Kung Fu" und einen anderen als "Pappnasen Kung Fu" zu bezeichnen. Dass wäre ziemlich unfair und täuscht eine generelle Überlegenheit vor. Einzelne Vergleichskriterien, wie z.B.: "In meinem Stil sind die Handtechniken besser" vs. "In deinem Stil sind die Fußtechniken besser" verlieren so an Bedeutung.