Beiträge von Sôhei im Thema „Körperliche Seite der Sitzmeditation“

    Moin Jojo,


    vielen Dank für deine persönliche Antwort!


    Die Tücken der Kommunikation wieder einmal. Du hast geschrieben:
    "Aus deinem Beispiel höre ich aber eine ganz andere Frage heraus: Warum hört sie nicht einfach auf, sich auf den Finger zu schlagen (zu sitzen)?"


    Offen gesprochen war gerade das eigentlich nicht meine Frage (auch wenn ich jetzt ein bisschen ein schlechtes Gewissen habe, weil du dir die Mühe für deine lange und persönliche Antwort gemacht hast...).


    Ich bin mir tatsächlich einfach unschlüssig, wie ich dieses "An der Basis körperlicher Schmerzen sitzt eine Anstrengung" verstehen kann, bzw. wie du es meinst.
    Wenn du es nur auf deine Schmerzen beim Sitzen bezogen gemeint hast, dann ist es mir glaube ich klar.


    Ich habe es in einem generellen Kontext gesehen, also z.B. welche Anstrengung liegt Kopfschmerzen zugrunde, welche Anstrengung liegt Schmerzen bei schweren Krankheiten zugrunde, welche Anstrengung liegt dem Schmerz zugrunde, wenn mir ein Stein auf den Kopf fällt etc. etc. Und in diesem Zusammenhang leuchtet es mir nicht so recht ein; aber vielleicht gehören diese Beispiele gar nicht mehr in den Bereich dessen, was du eigentlich meinst.


    Moin Jojo,


    hmm, könntest du das noch etwas erklären? Was für eine Art von Anstrengung meinst du?
    Also z.B wenn ich mir (oder dir) mit dem Hammer auf den Finger haue, und der dann sauber weh tut, welche Anstrengung liegt dem zugrunde?


    Grüße,
    Sohei

    Jojo:

    Mit Disziplin hat das nichts zu tun. Nicht mal mit Einsicht, stelle ich gerade fest. Ich habe nicht groß nachgedacht, keine innere Argumentation. Absicht, Tun. Oder besser Absicht, Lassen. Ich erlebe zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich einen Beschluss fasse und ihn einfach umsetze. Kein innerer Kampf. Keine Überzeugungsschlachten zwischen verschiedenen inneren Instanzen. Ich würde nicht mal sagen, dass ICH den Beschluss umsetze. Er verwirklicht sich sozusagen selber, allein durch die Absicht. Richtung geändert, gut ist. Es ist also kein Willensakt.


    Wenn das so weiter geht, könnte sich mein Leben wirklich ordnen. Im Moment habe ich noch so viele Fronten. Fast alles, was ich tue, speist sich nur aus dem Wunsch, eine unangenehme Konsequenz zu vermeiden. Das ist energieaufwendig. Vielleicht geht es anders. Vielleicht leben normale Menschen immer so, so einfach: heute ist das Bad dran, also putze ich es. Kein Drama. Kein Verschieben. Keine Selbstvorwürfe. Kein panisches Schnellputzen, wenn sich Besuch ankündigt. Einfach putzen und gut ist.


    Hallo Jojo,


    ich nehme das zur Gelegenheit, noch einen Gedanken zu einem früheren Post loszuwerden (als du mir meine Fragen beantwortet hast, am 25.06).
    Ich denke doch dass du eine sehr starke Selbstdisziplin hast, denn viele andere Menschen die leiden schaffen es eben nicht, etwas zu tun (egal ob sitzen, sporteln, in Therapie gehen, den Job wechseln oder was weiß ich). Und insofern ist dein Karma nicht so schlecht :)
    Das Beispiel mit dem Ende der Schokolade glaube ich aber sehr gut nachvollziehen zu können. Ich würde es als eine Frucht deiner Bemühungen bezeichnen, und bei den Früchten weiß man halt nie genau, wann sie reif sind. Bei mir war es mit dem Rauchen ähnlich. Ich hatte im Alter von ca. 18 - 29 geraucht; nicht wahnsinnig viel, aber in den letzten Jahren hatte es mich mehr und mehr begonnen zu stören. Irgendwann kam der Punkt, an dem für mich klar war, dass ich nicht mehr rauchen will. Ich habe dann aber kein großartiges Programm zum Rauch-Stopp gestartet, sondern es war einfach innerlich durch. Trotzdem habe ich noch fast zwei Jahre lang geraucht, bis es eines Abends völlig unerwartet "Klick" gemacht hat, und dann war es auch auf Handlungsebene durch. Ich habe es selbst kaum glauben können, aber seitdem habe ich keine einzige Zigarette mehr geraucht (mittlerweile fast 13 Jahre), und das hat mich nie auch nur den Hauch einer Anstrengung gekostet. Es ist einfach vollständig weg; noch mehr: der an diesem Abend "geschlüpfte" Sohei ist ein natürlicher Nicht-Raucher. Das Resultat kam mühelos und unerwartet. Aber die mühevolle Bereitung des Bodens habe ich schon selbst übernehmen müssen; so wie du es auch tust.

    Hallo Jojo,


    danke für deine Antwort. Klingt ja nicht so schön. Mich würde da zwar noch allerlei interessieren; aber ich denke, das würde den Rahmen hier sprengen und vielleicht auch zu intim werden.


    Dann wünsche ich dir viel Erfolg und alles Gute auf deinem Weg.

    Hallo Jojo,


    auch von mir erst mal Danke dafür, dass du uns so ausführlich an deinen Erfahrungen teilhaben lässt.
    Ich habe die meisten Posts gelesen, aber nicht mehr alle präsent; aber dein letzter längerer Beitrag hat (wieder) ein paar Fragen bei mir ausgelöst:


    1) "Was treibt ihn an, motiviert ihn dazu?"


    2) "Was erhofft er sich davon?"


    Zu 1) spekuliere ich, dass dich auf diesem Weg u.a. die intensiven körperlichen und geistigen Selbsterfahrungen halten, welche du mit Hilfe des Mittels "Sitzens" machst. Das wäre zumindest für mich plausibel bzw. nachvollziehbar... Vielleicht auch die Erfahrung von Selbst-Beherrschung, und evtl. die Angst vor dem Versagen oder Aufgeben... Bei 2) schwimme ich ziemlich im Dunkeln.
    Bitte, wichtig, das ist keine Kritik an dir oder dem was du tust; es sind die Fragen, die deine Berichte bei mir auslösen. Vielleicht magst du dazu mir bzw. uns etwas mitteilen, das würde mich sehr freuen.


    Ein anderer Punkt deines letzten Beitrags war die Ablehnung des "Umeinanderherumtanzen und an irgendwelchen Sekundärindikatoren austesten, wer denn jetzt die größere Verwirklichung hat, und - Kruzitürken - was diese Verwirklichung denn jetzt eigentlich sein soll".
    Das finde ich einen extrem spannenden Punkt. Denn was bleibt noch spezifisch buddhistisches übrig, wenn keinerlei Gewissheit darüber besteht oder möglich ist, wie das mit der Verwirklichung denn jetzt ist? Wo ist dann noch der Unterschied zu anderen expliziten oder impliziten Wegen der Selbsterfahrung? Wo ist der Unterschied zu einem Leistungs- oder Extremsportler, der sich bei seinem täglichen Training jahrein-jahraus ebenfalls speziellen körperlichen Hürden gegenübersieht? Der eine kann dann am Ende gut Sitzen, der andere schnell Laufen, Skifahren oder sonstwas. Aber darüber hinaus?


    Viele Grüße,
    Sohei