looque:Alles anzeigenLiebes Buddhaland,
meiner Freundin habe ich vor einigen Jahren ein paar Sachen über den Buddhismus erzählt und ihr, nachdem sie Interesse zeigte, auch ein Buch ausgeliehen (ich glaube, es war „Die ursprüngliche Lehre des Buddha und die moderne Naturwissenschaft“). Nach einigen Tagen gab sie es mir zurück und sagte, es wäre zwar interessant und einleuchtend, aber es deprimiere sie und löse Alpträume bei ihr aus.
Seitdem bin ich mit dem Thema etwas vorsichtiger, aber immer, wenn es zur Sprache kommt (was dann doch gelegentlich passiert), läuft das Gespräch auf Vergänglichkeit hinaus und sie wird sehr schnell sehr still und fühlt sich sehr unbedeutend und empfindet alles als sinnlos und nicht zielführend, sowohl ihren Kinderwunsch als auch alles, was sie sich beruflich etc. vorgenommen hat (dazu kommt, dass sie eine starke Angst entwickelt, die Chance auf Erleuchtung/Stromeintritt, die sich ihr in diesem Leben als Mensch bietet, nicht wahrzunehmen und fühlt sich komplett überfordert).
Da Buddhismus nicht Nihilismus ist und ich als Laienanhänger, der seine Praxis arg hat schleifen lassen, nicht unbedingt der beste Vermittler des Dhamma bin, habe ich mich heute Abend spontan entschlossen, ihr (mit ihrem Einverständnis) das erste Kapitel von „in den Worten des Buddha“ von Bikkhu Bodhi vorzulesen, in der Hoffnung, dass der gute Mann einen etwas sachter und behutsamer an die ganze anicca-Problematik hinführt. Nach der ersten Lehrrede (es ging gleich mit SN 3.3 los, meiner Meinung nach ein mittelgroßer Vorschlaghammer) hat sie geweint und wollte die nächsten 15 Minuten nicht reden. Nach einer kurzen Verdauungspause konnte ich sie ein bisschen beruhigen.
Mir ist klar, dass Buddhismus keine Kuschelreligion ist und dass manche Erkenntnis ordentlich weh tut, aber lieber Himmel – muss das so sein? Ich denke langsam, ich sollte die Finger davon lassen, bevor ich richtig Mist baue und in ihrer Gegenwart nicht mehr davon sprechen…
Andererseits denke ich natürlich, dass sie vom Dhamma auf längere Sicht nur profitieren kann. Habt ihr hier ein paar Ideen, wie ich mich in der Sache verhalten soll?
Vielen Dank im Voraus und entschuldigt die vielen, vielen Worte, ich wollte den Sachverhalt nur möglichst klar darstellen… Ist mir wichtig.
Hallo looque
Der Buddha benutzte keinen "Vorschlaghammer".
Heute wird ein an Buddhismus Interessierter gleich zu Anfang mit den Vier Edlen Wahrheiten oder ähnlichem konfrontiert, und viele sind davon überfordert.
Der Buddha selbst glättete erst den Geist seines Gesprächspartners mit Lehrreden über die goldene Regel, Ethik, Freude am Geben, usw., bevor er überging zu dukkha, anicca & anatta.
Wirkliche Erkenntnis tut nicht weh (dukkha), sondern wirkt befreiend (von dukkha).
Liebe Grüße