Beiträge von fluid im Thema „Zen und Daoismus“

    Bakram:


    Ok. ich lasse mich mal auf die Äste hinaus und philosophiere etwas unreflektiert vor mich hin, vielleicht entwickelt sich ja dadurch eine interessante Diskussion.


    Bevor harsche Antworten kommen möchte ich festhalten : Dies sind meine persönlichen Gedanken zum Thema, ohne spezielle Kenntnis von Zen und ohne Kenntnis des Dao


    Find ich gut und mach ich auch mal. Es ist natürlich nicht ungefährlich im Zenforum darüber zu spekulieren, wie etwas ist/sein kann, aber das Schöne am Dao ist, dass einem da kein Kübel Mitgefühl über den Kopf gegossen oder der Dharma-Knüppel übergezogen werden kann.



    Normalerweise wird Leerheit/Shunyata im Chinesischen nicht mit "Wu" übersetzt, sondern mit "Kung". Die Verwendung des Konzepts der Leere/Leerheit ist auch nicht identisch im Daoismus und Buddhismus (obwohl es natürlich Gemeinsamkeiten gibt).
    Symbolisiert wird Wuji mit einem leeren Kreis, der, soweit ich weiß, in der Regel geschlossen ist, wobei im Zen der Kreis (meistens) offen bleibt. Ich glaube aber, ich hab beides auch schon mal irgendwo andersherum gesehen.
    Weil Wuji 'jenseits' der Polarität von Yin und Yang liegt (d.h. es ist eigenschaftslos) kann man es sich nicht vorstellen. Z.B. funktioniert der Abgrund nicht, weil er nur in Abhängigkeit eines Berges existieren kann.
    Angst braucht man vorm Wuji bestimmt nicht zu haben, denn etwas ohne Eigenschaften kann eienm ja nicht antun.


    Teilweise wird das Wort "Wuji" auch verwendet, um einen 'nicht-dualen Geisteszustand' zu beschreiben. Insofern kann man es erfahren, aber das ist dann immer noch subjektiv bedingt und (vermutlich) nicht identisch mit dem 'echten' Wuji.



    Meiner Ansicht nach ist die Relation zum Taiji wichtig, um Wuji zu 'verstehen'.
    Neben der Sichtweise "erst Wuji, dann Taiji" gibt es auch die Sichtweise(n) "Wuji und dennoch/gleichzeitig Taiji".
    Das "Dao" an sich ist natürlich auch ein nützliches Konzept. Und "Qi" spielt ebenfalls eine Rolle in der gesamten chinesischen Kosmogonie. Es gibt einige interessante metaphysische Theorien von (Neo-)Konfuzianern, welche Qi in den Mittelpunkt ihrer Kosmogonie stellen.


    Ich vermute, eine strikte Unterscheidung zwischen chinesischer Kosmogonie und daoistischer Kosmogonie ist kaum möglich. Solange eine Theorie Sinn macht, kann jeder eigene Theorien aufstellen. Wenn derjenige, der die Theorie aufstellt, Daoist ist, dann ist es halt eine daoistische Theorie.
    Ähnlich ist es ja auch im Buddhismus, mit dem Unterschied, dass im Buddhismus unterschiedliche Meinungen oft zu Seperation und der Gründung verschiedener Schulen geführt hat / führt. Im Daoismus werden normalerweise Theorien als Theorien betrachtet und nicht als absolute Wahrheit, deshalb ist die Motivation, eine eigene Schule zu gründen, vermutlich geringer gewesen.


    Zitat


    Im Moment vermute ich, dass Daoismus der metaphysische Über- oder Unterbau des Zen ist. Buddhismus des Palikanon verzichtet auf eine Metaphysik. Dennoch scheint die Metaphysik z.B. in den Koans und in den Sutren durch. Der Mensch kann nicht ohne glauben leben, er braucht eine plausible Metaphysik als Grundlage, die ihm Halt gibt.


    Ich würde die daoistische Metaphysik nicht so sehr in den Glauben abdrängen im Vergleich zum Buddhismus. Der Daoismus erklärt viele Dinge widerspruchsfrei und ist mindestens ebenso gut überprüfbar wie der Buddhismus.
    Ebenso wie der Buddhismus beansprucht, in Teilen durch moderne Naturwissenschaften bestätigt zu werden, kann man das erst recht auch über den Daoismus sagen.


    Meiner Ansicht nach lässt sich Zen aus dem Daoismus ableiten, aber der Daoismus lässt sich nicht aus Zen herleiten.
    Allerdings weiß ich nicht genau, was alles zu Zen gezählt wird, was teilweise daher kommt, dass im Zen mehr davon geredet wird, was Zen nicht ist, anstatt zu sagen, was es denn nun ist. Somit weiß ich also auch nicht, ob ich wirklich das 'komplette' Zen ableite, bzw ob ich es zum Ableiten benutze.