Beiträge von Mirco im Thema „störende Geräusche während der Meditation?“

    Werte Freunde,


    heute war ich mal wieder mit dem Rad in der schnuckeligen >75 dB(A)-Nachbarschaft² unterwegs um gewöhnliche Alltagsdinge zu erledigen.
    Aber was war los? Alle Geräusche gingen einfach durch.
    In mir herrschte Ruhe, ich war entspannt und lächelte vor Glück.
    Ja, so kann es auch gehen.


    Schöne Grüße,
    Mirco

    Werte/r mudita,


    mudita:

    der akt des Bewusstwerdens von Geräuschen muss unterbrochen werden, damit die Geräusche keine störenden Geräusche werden.


    Du weisst doch auch, dass es ein Bewusstseinswerdensprozess ist, der da abläuft


    kontakt durch die ohrmuschel, dann weiter bis ins wahrnehmende Bewusstsein, wo es dann zu Wertung und Anhaften kommt. Spätestens beim javana (Impulsion/Antrieb), wo es sich aufteilt in kusala, akusala, neutral sollte eingegriffen werden. Das ist jetzt Abhidhamma. Im Visuddhimagga steht darüber auch einiges. Ich müsste nachgucken, wie es im Einzelnen abläuft.


    Die Beschreibungen der Vorgänge aus dem VM halte ich für zu detailliert, als dass es (besonders) für den Alltag hilfreich ist.


    Es läuft ab, wie z.B. in M148 beschrieben:


    Geräusch+Ohr+Bewusstsein=Ohr-Kontakt
    daraus folgt Empfinden
    daraus folgt Begehren
    daraus folgt Anhaften
    daraus folgen gewohnheitsmässige Tendenzen



    Zitat

    ich hab mal jemanden gefragt. jemanden, die mit buddhismus nichts am hut hat und auch inner grosstadt lebt. Sie verlagert ihre Aufmerksamkeit, die ja sonst von den lauten Geräuschen gestört wird. Sie achtet auf Vogelgeräusche oder schaut sich Wolken an. Es ist eine Verlagerung, die aber durchaus heilsam sein kann, weil das Bewusstsein sich dann eher (hoffentlich) den leiseren und damit angenehmereren Geräuschen zuwendet und auch dadurch lernt, die ruhigeren Geräusche zu suchen.


    Ich habe es probiert, es funktioniert nicht sehr gut, denn es ist eine Reaktion motiviert durch das ich-will-es-anders-als-es-ist. Führt zu keinem geschmeidigen, aufmerksamen und entspannten Geist.




    Schöne Grüße.
    Mirco

    Hallo werte/r Hotei,

    Hotei:

    Mir scheint Du versuchst Wissen zu sammeln anstatt die Aufmerksamkeit sich sammeln zu lassen.


    Eigentlich kenne ich meinen Übungsweg. Nur manchmal komme ich ein wenig ab und bin dann leicht ver(w)irrt. Dann tut es mit gut, solchen Smalltalk zu führen. Nein, das ist kein Wissen sammeln.



    Hotei:

    Ein Großstadtyogi sollte sich wie jeder vernünftige Yogi überlegen, ob das Starren auf Geräusche nicht dem "Starren auf Ziegen"( Film) ähnelt. Die Ziege wird angestarrt damit sie tot umfällt und das soll dann "bei Feinden" so eingesetzt werden. Das Verkehrsaufkomen und der Menschen"auflauf" in den Städten hat zugenommen,damit auch die Bautätigkeit und die notgedrungene Aufmerksamkeit auf die Umwelt. "Der Yogi" ist flexibel und sucht sich "geschickte Mittel" aus je nach Situation(Rund-Um-Mantren,Achtsamkeit auf das Austamen,Mala im Bus...das Tandien in der Sauna... Kinhin auf dem ruhigen Gehweg, "Naturmusike und Rezitationen" vom MP3...) Ein ungeschicktes Mittel wäre es warscheinlich sich im Knast für pinke Ohrpax zu entscheiden oder für Ohropax beim Fahrradfahren( lebensgefährlich)Ansonsten sind diese knautschigen Dinger in der Stadt phänomenal. Das Sinnesbewusstsein funktioniert so. Es ist weder gut noch schlecht. Das Sinnesbewusstsein sondiert die Gegebenheiten um zu bevorzugen oder abzulehnen ( Objekt-Subjekt ) Dafür ist es da, das ist seine Funktion, deswegen überleben wir. Zwingt "der Yogi" sich entgegen der Situation zu "Sammlung" steigt die Anspannung,damit die Reizbarkeit. Es ist nicht möglich "in der Bewegung" "in der Stadt" sich tiefer zu lassen. Deswegen lebt ein Yogi der was auf sich hält nicht in Städten. Ist es aber so, ist es Karma. Mit Karma geht man "geschickt" um oder es knechtet einen. Umbringen tut es einen so oder so.


    Berichte doch lieber aus Deiner Erfahrung.


    Schöne Grüße,
    Mirco

    Werte/r Hotei,

    Hotei:
    Mirco:

    Ich stelle nur den Weg zur Diskussion, mit welcher die Funktionsweise von Begehren beobachtet und verstanden werden kann.

    Das ist das Problem. Warum meinst Du, Geräuschen eine besondere Aufmerksamkeit widmen zu müssen?
    Wer oder was zwingt Dich zu beweisen, dem Lärm der Strasse Stand zu halten zu müssen? Entgegen die Lehre?!


    Ich lebe mit vielen, relativ lauten Geräuschen, die in Rund um die Uhr da sind. In der Wohnung (etwas) weniger, sobald ich sie wie auch immer öffne oder gar raus gehe, schon viel viel mehr. Ortswechsel ist zur Zeit undenkbar, deshalb bleibt mir nichts anderes übrig, als (wieder mal neu) zu lernen, damit zu leben.



    Hotei:

    Ist denn ein Geräusch ein Med-Objekt ?


    Nein, ist es nicht.


    Hotei:

    ( plöd Kasina )


    Was meinst Du damit?


    Schöne Grüße,
    Mirco

    Werte Jazz,


    JazzOderNie:

    ich sprach nicht von immer und meinte "teste es" und dass es abhängig sei von..., wenn alles angenehme für dich mit begehren gleichzusetzen ist, dann prüfe es nicht.


    Ich setze nicht alles angenehme mit Begehren gleich, so viel Einsicht ist mir noch nicht zu Teil geworden ;o).


    Ich stelle nur den Weg zur Diskussion, mit welcher die Funktionsweise von Begehren beobachtet und verstanden werden kann.


    Wie gesagt, es ist noch kein Super-Yogi vom Himmel gefallen und gewisse Erleichterungen hat der Buddha ja auch empfohlen (ruhig mal'n Plätzchen, wenn möglich)


    Schöne Grüße

    JazzOderNie:

    Oropax


    Zum einen:
    ja. Man fängt ja nicht als Super-Yogi an.Vielleicht hole ich mir die Mal führ's Fahrrad. Dann aber nicht Oropax, sondern solche, wo Richtungshören trotzdem möglich ist.


    Zum anderen:
    Wenn ich versuche, die Umgebung so zu beeinflussen, dass sie mehr meinen Vorlieben entspricht,
    trainiere ich nicht Begehren oder Anhaften loslassen und beobachten,
    sondern genau das Gegenteil, Begehren und Anhaften ausleben.


    Hmm, hmm, hmm...

    mudita:

    Worauf ich damit hinaus will, ist schon im alltäglichen Leben zu üben, was ich dann in der Meditation weiterführen kann, nämlich das sich nicht stören lassen von Geräuschen. Was ich (das Bewusstsein) im Alltag erlebt und gelernt habe, kommt in der Meditation zur Hilfe und umgekehrt ebenso.


    Dann sind wir uns ja einig. Meditation ist Leben. Leben ist Meditation. Was ich jetzt tue, bestimmt, wie ich in der Zukunft werde. Ich kann mich jederzeit erinnern.


    mudita:

    Das Problem ist, dass wir durch das aktive (scheinbar bewusste) Hinhören und nochmal Hinhören, den Geräuschen eine Wichtigkeit beimessen, die es gar nicht hat und es kommt dadurch zu Anhaften. Rein technisch haftet das Geistbewusstsein am Gehörtem, anstatt es einfach nur wahrzunehmen als etwas Vorübergehendes (anatta).


    Ja, genau. Geistige Aufmerksamkeit für die Ablenkung ist die Nahrung für's Anhaften und Werden


    Nur eins erstehe ich bei Dir nicht. Aus meiner Sicht widersprichst Du Dir. Oder ich verstehe es nicht.


    1. zum Einen:
    - "Integrier die Töne. Lass sie Teil der Meditation sein. Lass dich darauf ein und sperr dich nicht dagegen."
    - 'Einfach nur hören. Einfach nur schauen. Bring dich nicht ein in den Prozess dieses Werdens und mehr Werdens von Gesehenem oder Gehörtem"
    - usw. usf., s.u.


    2. dann aber:
    - "versuch ich, die Geräusche auszublenden"
    - "stört es eine Weile nicht, aber dann steh ich auch auf"


    Unter 1. steht der von Dir geschilderte Idealfall. Unter 2., wie es Dir tatsächlich ergeht. Richtig? Weil Du schreibts ja:

    mudita:

    Würde ich achtsam (gegenwärtig sein im Moment meines Tuns) auf mein Gehen achten, wären die Geräusche nur Randerscheinung. Sie wären schwächer, weicher, im Hintergrund.


    Wenn nein: 'versuchen, nicht zu hören' ist bereits aktiv Aufmerksamkeit schenken. Je mehr ich versuche, etwas nicht zu tun, desto mehr bin ich mit der geistigen Aufmerksamkeit bei der Sache, die geistige Aufmerksamkeit ist nicht bei dem, was ich tue, sondern bei einem wegdrücken, verdrängen, aktives Nicht-Wollen.



    Zitat

    In der Meditation werden die Geräusche nach und nach sanfter, weicher, entfernter. Natürlich nicht jedes Mal. Ich weiß, dass es "anstrengend" ist oder sein kann, sich soweit zu konzentrieren, um auf auf dem Objekt zu bleiben, dass Geräusche nicht mehr als störend empfunden werden.

    Wenn richtig ausgeführt, kann Meditation nicht anstrengend sein.
    Um beim Objekt zu bleiben, muss man sich nicht anstrengen. Im Gegenteil.
    Siehe Dein Beitrag:

    mudita:

    Entspanne und lächle ! :) Ja. Ein entspannter Geist schafft ein anderes Erleben.


    Ach so, verstehe. Aber durch das Reagieren, was bei diesem Beispiel im kompletten Abbruch der Meditation mündet, würde ich nicht das den neuen Weg (Loslassen, Entspannen & Zurückkehren) üben, sondern einfach den gewohnheitsmäßigen Tendenzen folgen. Nichts änderte sich.


    Für mich ist das ein Thema zur Zeit. Ich bin recht Geräusch'empfindlich' zur Zeit.
    Auch im Alltag.


    Nun lebe ich aber genau im Zentrum einer echt krachigen Metropole .


    Erst war ich bemüht, lärmige Umgebung zu vermeiden. Das stellte sich als mühselig heraus,
    denn zur Zeit gibt es kaum ruhige Örtchen. Verkehr und Baustellen dominieren das Geräuschangebot an vielen öffentlichen Orten.


    Also sagte ich mir, das geht so nicht, ich kann dem nicht entkommen, denn es geschieht in mir.
    ICH mache es. Oder ich mache es nicht.
    Ich lasse den Lärm störend werden, will es anders haben und versuche daraufhin sogar, die Welt anders zu gestalten. Oder ich lasse es wie es ist, entspanne mich, lächle und kehre zurück zur Tätigkeit in der Gegenwart.

    mudita:

    So gut wie Alle werden in der Meditation ein Objekt haben.
    Es wird immer wieder darauf hingewiesen aufs Objekt zurückkehren, sobald Störeffekte auftauchen.


    Ja, wohin auch sonst mit der Aufmerksamkeit. Aber, nicht gleich zu Objekt zurück. Zuerst mal wieder entspannen. Dann kann es weiter gehen.



    mudita:

    Solange nicht "tiefere Versenkungszustände" erreicht sind, kann da immer was sein, dass störenden Einfluss auf die Meditation hat.


    Mit 'tiefer' meinst Du alles nach ākiñcaññāyatana (Nichtsheitsgebiet)?



    mudita:

    ich weiss, dass Geräusche da sind. Auch höre ich sie (noch) aber lass sie dann stehen als das was sie sind. Geräusche, einfach Geräusche. Warum mehr daraus machen?


    Wenn eine dicke Fliege durchs Zimmer brummt, stört es eine Weile nicht, aber dann steh ich auch auf und entlasse die Fliege, das störende Geräusch, hinaus in die Freiheit. Mit anderen Störgeräuschen geht es dann nicht immer so einfach.


    Na, dass ist ja volle Kanne was daraus machen. Mehr geht ja fast nicht.



    Schöne Grüße

    Simo:

    Ajahn Chah sagte das mal so schön:
    "Nicht die Geräusche stören euch, sondern ihr stört die Geräusche."


    Er bringt es auf den Punkt.
    Die Geräusche sind nur da. Festhalten tun wir sie.
    (bzw. das Gefühl, dass durch ihren Kontakt entsteht)

    snoopy2001:

    Ich lasse sie einfach da wo sie sind. Es gab 'ne Zeit da nervte mich so vieles während der Meditation. Natürlich lag es an mir. Ganz klar. Ich fand für mich auch heraus warum. Als meine Geist aber noch immer keine Ruhe gab um der störenden Geräusche und ich langsam erkannte, dass das nicht so weiter gehen konnte, lieh ich mir von 'nem Freund der in der Technoszene zu Hause ist, 'ne Hardcoretechno-CD aus. Die legte ich während der Meditation ein und bezwang so meinen Affengeist in dem Punkt. Überdies fand ich dadurch so einiges über mich heraus das mir vorher nicht bewusst war. Okay, das ist zwar Radikal und ungewöhnlich aber ich gab nach einigen malen auf und ließ die Geräusche da wo sie sich befanden. Schließlich war es ein bestimmter Teil meines Ichs das immer schon genervt war. Diesen Teil meines Ichs durchschaute ich so und konnte ihn loslassen. So ging ich mit um.


    Haha, interessante Idee. Werde ich auch mal probieren.

    Losang Lamo:

    Es gibt Zeiten, da bin ich geräuschempfindlich [...] wo es spannend wird: Was ist nun schon wieder mit mir los? Was bringt mich aus dem Lot? Wo drückt der Schuh?


    Ja, diese Frage stelle ich mir dann auf Gedanklicher Ebene auch. Meist komme ich zu dem Schluss, das ich, aus welchen GRünde auch immer, recht angespannt bin.[/quote]


    Losang Lamo:

    Zu Deiner Frage aber muss ich sagen: wenn die Meditation tief und alles ruhig ist, schrecke ich sehr auf über ein plötzliches unerwartetes Geräusch oder eine Mücke, die mich sticht. Das ist dann überdimensional. Aber ob es stört, ist eine ganz andere Frage. Ich kann auch direkt nach dem Aufschrecken wieder in die Meditation gleiten - wenn's gut läuft.


    Das Aufschrecken habe ich auch sehr oft. Inzwischen habe ich für mich erkannt, dass, wenn es so ist, ich auf dem Holzweg bin. Dieses Aufschrecken wurde schon zu genüge in der Gruppe meines Lehrers diskutiert. Wenn man auf dem richtigen Weg ist, geschieht kein Aufschrecken mehr, weil solche Geräusche einfach durch einen 'hindurch' gleiten. Weil man entspannt genug ist und trotzdem aufmerksam beim Objekt verweilt. Meine eigene Erfahrung hat es mir dann bestätigt. Es sind die gleichen, wiederkehrenden Geräusche (z.B. Türenschlagen, Telefonklingeln), bei denen ich mal aufschrecke. Und mal auch nicht und sie trotzdem ganz wahrnehme, ohne abgelenkt zu werden.

    keks:

    Lärm ist eine weitere Herrausforderung konzentriert zu bleiben. Wenn man das nicht ohne Lärm hinbekommt wirds selbstverständlich mit noch schwerer. Geräusche kommen und gehen wieder :roll: Ansonsten: Ohrstöpsel.


    Das ist interessant. Es widerspricht meinen Erfahrungen.


    'Konzentrierte' ich mich stärker, so, dass das Geräusch nicht mehr 'störte', brachte ich mich in einen Zustand, der wie eine Sackgasse war. Wegen der starken Konzentration war der Geist weder klar, weich, beobachtend, flexibel und schnell, sondern starr, fest und unbeweglich und ich konnte auch nicht mehr beobachten.

    Zitat

    Das einzige, was er nicht versteht, ist, dass es stört, wenn er pfeifend ins Zimmer kommt, wo ich gerade meditiere.


    Dazu fiel mir ein, wie dass denn eine Meditation sein kann, die nicht dazu führt mit den tatsächlichen Gegebenheiten gut und entspannt leben zu können. Das bezieht sich jetzt nicht auf Dich, LL, Dein Beitrag war nur der Auslöser. Ich habe davon schon häufiger gehört, dass einige Meditierende sehr geräuschempfindlich sind, dass sie sich also leicht 'stören' lassen.


    Wie geht ihr also um mit Geräuschen, Tönen oder gar Lärm während der Meditation?


    Stören sie? Stören sie nicht? Wie ist die Reaktion oder die Antwort darauf?