Beiträge von Karnataka im Thema „Gefahr für die rechte Anschauung“

    Ein paar Gedanken zum Leid...


    Die Einteilung in angenehm, unangenehm und neutral betrifft eine Struktur, die allen Lebewesen, die ihren Körper bewegen können, zukommt. Dies meint eine Sinneswahrnehmung, die mit einem Gefühl verknüpft ist. Auch wenn viele Tiere nur instinktiv reagieren, braucht es diese grundlegende Form der Empfindung. Natürlich ist der menschliche Geist viel komplexer. Dennoch steht Glück in Zusammenhang mit diesem biologischen Mechanismus und ist daher das Ziel alles Lebens.


    Die Hilfestellung durch den Buddhismus betrifft jedoch nicht unsere Grundbedürfnisse, wie Ernährung und Schlaf, aber auch Sicherheit und Schmerzfreiheit. Es ist klar, dass für einen glücklichen Geist solche Grundbedürfnisse einigermaßen erfüllt sein müssen und dass deren Erfüllung mit Wohlstand zu tun hat. Zum anderen ist erwiesen, dass ein Anwachsen von Wohlstand nicht automatisch zu mehr Glück führt. Dies gilt aufgrund von Faktoren, die den Wohlstand selbst betreffen (Sorge, Vergleich…), besonders aber weil soziale Bedürfnisse nach Gemeinschaft und Anerkennung sowie das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, wenn die körperlichen Grundbedürfnisse gestillt sind, sodann drängender und differenzierter werden. Das Mahayana zeigt nun insbesondere, dass unsere Alltagsvorstellungen von der Befriedigung jener zweiten Bedürfnisse ungenügend sind und nicht zum Ziel führen. Das führt in den Bereich des Mitgefühls.


    Die „einsgerichtete“ Erfahrung der Mitgefühlsmeditation, dass das Glück anderer ebenso das eigene höchste Glück bedeutet, braucht ein Vorverständnis. Achtsamkeit meint dann, etwa ein instinktives Lächeln in der Meditation mit Verständnis zu erfassen, ansonsten bleibt Achtsamkeit blind. Dieses Verständnis kann durch eine analytische Betrachtung entstehen, wie sie der DL gibt. Allerdings meint eine analytische Betrachtung nicht die Sprachanalyse, sondern die Frage nach konstruktiv und destruktiv von geistigen Zuständen. Dabei ist es eventuell ein Hindernis, wenn etwa in der deutschen Sprache Mitgefühl vor allem mit Mitleid assoziiert wird, wo doch gerade in deutschsprachigen Ländern das Mitglück fast noch mehr dazu gehören sollte. Bei den gemeinschaftlich-fröhlichen Thais sieht es vielleicht umgekehrt aus. Für das wahre Glück eines Thai mag daher ein etwas anderer Ansatz von Vorteil sein, könnte ich mir vorstellen.


    Die Frage, wie Menschen vor 2500 Jahren ihre Innerlichkeit erfahren haben, lässt sich schwer beantworten. Dies gilt auch für das Leid. Es lässt sich vermuten, dass das eigenständige Wollen und die Selbstbestimmung vor einem Hintergrund reflektiert wurden, wo oft noch Götter und Halbgötter für das innere Geschehen, die Träume und Motivationen, verantwortlich gemacht wurden. Eine Haltung, gegen die sich der frühe Buddhismus abgrenzt. Auch hat sich der Mensch wohl stärker als gemeinschaftliches Wesen und nicht so sehr als vereinzeltes Individuum erlebt. Dies mag den Grund geben, weshalb der Faktor Mitgefühl erst etwas später ins Zentrum des echten Buddhismus tritt. :)