Sherab Yönten:
Manchmal wird es ja so dargestellt, als wäre Weisheit so ein geistiger Vorgang wo man die Leerheit/Bedingtheit alle Phänomene erkennt. Wenn man es als so einen abstrakten "Erkenntnisvorgang" sieht, dann ist es klar dass man Mitgefühl als etwas ganz unabhängiges davon sieht..
Aber man kann es auch von einer anderen Seite sehen: Die grundlegende Unwissenheit ist eine Haltung, die von einer Trennung zwischen Ich und Welt ausgeht. Das Abbauen dieser Haltung - also Weisheit - kann man deswegen als ein radikales Öffenen hin zur Welt sehen. Ein Abschmelzen der künstlichen Trennung, die die Illusion eines getrennten Ich hervorbringt. Dieser Aspekt der Verbindung und der Öffnung ist etwas was direkt mit Freundlichkeit zusammenhängt.
Buddhaspekt bedeutet glaube ich nicht, dass da was wie aus Puzzlesteinen zusammengesetzt ist. Sondern das sich das gleiche (Buddhaschaft) in verscheidenen Aspekten zeigt.
Weil man weiss, dass beide zum selben Körper gehören (also verbunden sind) haut man nicht mit der rechten Hand auf die linke. Weisheit ( das Bewusstesin von Nicht-Getrenntheit) äußert sich in Freundlichkeit. Im Lichte der Freundlichkeit (Handeln aus der gemeinsamen Basis heraus ) wird das Trennende zum unwichtigen Detail. Man ist sich der gegenseitigen Durchdringung und Abgängigkeit (also der Leerheit) bewusst.