Beiträge von Monikadie4. im Thema „Angst vor Wiedergeburt“

    diamant:
    Zitat

    Ich habe grosse Angst davor jeglichen Fortschritt in meiner buddhistischen Praxis zu verlieren und vielleicht Millionen Jahre nicht mehr in Beruehrung mit dem Dhamma zu kommen.


    Nach meinem VErständnis des Tibetischen Totenbuches muss man sich keine Sorgen machen. Wir kommen nach 49 Tagen in einem neuen Wesen zurück.
    Ich glaube, Millionen Jahre kann das höchstens dauern, wenn man als Amöbe anfängt und sich zum Menschen hochqualifizieren muss.


    Wie Du richtig schreibst, ist das ein Glaube. Nach der Lehre Buddhas ist es unvernünftig, sich keine Sorgen zu machen und auf 49 Tage Verweildauer im Bardo oder ähnliches zu hoffen, um wiederzukommen. Gerade das wollte der Buddha ja vermitteln, dass es einen Weg gibt, nicht wiederzukommen, endgültig von der Bildlfläche zu verschwinden. Alles andere ist kultureller Ur-Glauben mit dem sich Buddhas Lehre vermischt hat. Was in Asien nicht ungewöhnlich ist.
    _()_

    blue_apricot:

    Jetzt verstehe ich dich besser.
    Der "Zazen-Modus" :D


    Genau, vor vielen, vielen Jahren habe ich den Satz von Suzuki Shunryū verinnerlicht: "Wenn Du ärgerlich bist, reicht es zu sagen, "ich bin ärgerlich", ohne etwas hinzuzufügen wie z.B. "ich bin ärgerlich, weil Du mich geärgert hast ..." oder ähnliches. Das kommt auch der Achtsamkeitsmethode nahe, wenn Gedanken über Ärger bei der Meditation auftauchen, z.B. zu sagen "Gedanke, Gedanke". Aber ich habe das auch auf den Alltag übertragen.
    Die Umsetzung allerdings hat Jahre gedauert und bei bestimmten brisanten Themen, falle ich immer noch auf meine Konditionierung herein. Aber ich kann mich dann erinnern und dann halte ich stille und lasse los.

    mkha':

    Liebe Monika,


    mkha´, die Neue, braucht ein wenig Anlauf, (zu dem kann ich noch nicht so gut sitzen - LWS wurde im letzten Monat 2X operiert), doch Dein Satz zum Leerheitsverständnis war wie eine Aufgabe für mich: versuch Dich darin, Leerheit in Kürze zu erklären. Mal schauen ...


    Klug formuliert, aber warum sollte ich Dir auf den Leim gehen? Jetzt hab ich ergriffen, also nicht leer.
    Es sei denn, die Frage ist ernst gemeint. Also versuch ich mich. Aber jetzt hab ich wiederum ergriffen - also nicht leer.


    Du hast mir ja schon die Worte aus dem Mund genommen :lol:


    Zitat

    3. Es gibt in der Person kein auffindbares, zeigbares Ich, das verschieden von Körper und Geist ist, mit Körper und Geist identisch, oder Besitzer von Körper und Geist ist.
    Kleine Anmerkung:
    Erklärung: Letzteres heißt, das "Ich", das wir oftmals so überbewerten, (Egoismus, Egozentrik, Selbst-verwirklichung u.a.), ist nicht viel mehr als eine mit eigenem Geist geschaffene bloße Vorstellung, der wir täglich auf dem Altar der Banalitäten opfern.


    Hinzufügen möchte ich noch:
    Sobald ich ergreife und benenne, entsteht ein scheinbar eigenständiges Selbst, sei es nun der schöne Stuhl oder die dummen Anderen. Ich füge also einem bestimmten Etwas noch etwas hinzu, die Bewertung.
    Solange ich davon jedoch frei bleibe - und das ist möglich (die Begründung also nicht leer), bleibt alles leer und damit auch unproblematisch (diese Begründung also nicht leer). Das gefühlte ICH ist eine Notwendigkeit, um zu kommunizieren und zur Erhaltung des Lebens. Der Blick geht in die Weite und fixiert nicht (dieses Beispiel nicht leer). Was nicht bedeutet, dass Gleichgültigkeit herrscht, sondern Gleichwertigkeit - alles ist veränderlich. Sobald wir Begriffe formen, sind sie nicht leer, denn jeder, der das liest oder hört oder sieht, formt seine eigene Vorstellung - und Vorstellungen sind nicht leer. Auch der Buddha musste im Kontakt mit seinen Schülern "seinen leeren Raum verlassen", um sich verständlich zu machen. Da er jedoch innerlich davon unberührt blieb, war er frei von einem Selbst - bis auf die lebenserhaltenden Maßnahmen.
    So verstehe ich das.
    _()_

    blue_apricot:
    Monikadie4.:

    Ach Keks, das mit dem ICH war eher humorvoll gemeint, weil davon so oft geschrieben wird und die wenigsten die Lehre von der Leere zu verstehen scheinen (ich schreibe scheinen!!! Wer weiß schon wirklich, wer was wovon versteht ???)
    _()_


    Es ist nicht gut Shunyata auf Substanzlosigkeit zu beschränken.


    Okay, ist nicht gut. Aber wer sagt das? Und wo spreche ich von Substanzlosigkeit, liebe N.?

    Ach Keks, das mit dem ICH war eher humorvoll gemeint, weil davon so oft geschrieben wird und die wenigsten die Lehre von der Leere zu verstehen scheinen (ich schreibe scheinen!!! Wer weiß schon wirklich, wer was wovon versteht ???)
    _()_


    Diese Differenzierung verstehe ich nicht. Allein die Tatsache, dass ich mich nach dem 8fachen Pfad ausrichte und intensiv die Worte des Buddha erforsche, führt dazu, dass ich immer tiefer in die Materie eindringe und entsprechend umsetze.
    Ich kann gar nicht anders, wenn ich es denn aus buddhistischer Sicht verfolge, als wachsen bzw. mich loslösen von Hindernissen. Aber das ist vielleicht noch nicht für jeden einsehbar.
    Von einer allgemeinen womöglich psychologischen "Schlauwerderschulung" im Sinne einer "weltlichen Weisheit" kann doch in diesem Forum nicht die Rede sein. Ich gehe davon aus, dass unter der Rubrik "Theravada" eine klare Sprache darüber besteht. Denn Du bist ja kein Anfänger. Und ich bin auch bereits zig Jahre dabei.


    Und dennoch gibt es natürlich unterschiedliche Auffassungen darüber, wie schwer ein "verpasster Stromeintritt" womöglich wiegt. Aber Sorgen mache ich mir deshalb nicht, und Angst habe ich vor einer unpersönlichen Wiedergeburt nicht, denn auch dafür hatte der Buddha ja bereits Alternativen aufgestellt.
    Ich kann nur tun, was mir möglich ist. Ich kann mich dabei anstrengen und mein Ziel womöglich verwirken, weil ich verbissen an einer Ich-Vorstellung festhalte, die auf keinen Fall mehr überleben darf, oder ich kann ganz geduldig und gelassen Schritt für Schritt vorwärtsgehen, ohne mich um die Resultate weiter zu kümmern, denn ICH existiere ja nicht.
    In diesem Sinne ALLES GUTE :D
    _()_ Monika

    accinca:
    mukti:

    Seine Meinung war nur, soweit ich das sehe, dass man sich um Wiedergeburt nicht zu kümmern brauche sondern hier und jetzt an der geistigen Entwicklung arbeiten sollte.


    Andererseits warum sollte man hier und jetzt an einer geistigen Entwicklung arbeiten
    wenn mit dem körperlichen Zusammenbruch eh alles aus wäre?


    Ganz einfach, weil es schon hier und jetzt etwas nützt, Schaden von anderen und sich selbst abwendet und viel Frieden bringt!

    Zitat

    Dein Herz wird befriedet. Wenn Du dann noch den Drang verspürst zu ordinieren, wird das ein ganz natürlicher Schritt werden.


    Hinzufügen möchte ich noch, dass keinesfalls Angst der Antrieb sein sollte. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Hätte ich zu Beginn meines Weges von Höllen- und Hungergeistern gelesen und dass der Buddha das gesagt haben soll, dann hätte ich gesagt: "Vielen Dank, dann kann ich ja in die katholische Kirche eintreten."


    Es war nicht das Anliegen Buddhas, Angst zu verbreiten, sondern das Leiden zu beenden. Was immer Buddha auch wirklich gesagt haben mag, es wird auf keinen Fall seinen Erleuchtungs-Erfahrungen widersprechen, nämlich z.B. dass diese Welt vergänglich und eine Illusion ist - und dass es daraus einen Weg gibt. So jedenfalls meine Sicht. Es geht doch darum, dem Menschen handhabbare Mittel in die Hand zu geben, und nicht darum, sie mit Angst "bei der Stange zu halten". Im übrigen hat auch Jesus solchen Quatsch nicht erzählt, ganz im Gegenteil: er hat den bis dahin zürnenden Gott-Vater als liebenden Gott-Vater dargestellt. Aber die Nachfolger hatten ja Angst um ihre Vormachtstellung und mussten dann entsprechende Drohungen aussprechen, insbesondere im finsteren Mittelalter. Genau so - befürchte ich - wurden Buddhas Worte missbraucht.


    Wo immer Texte über Hölle u. dergl. auftauchen, handelt es sich um Lehrreden gerichtet an Abtrünnige, gesetzlose Mönche. Das lege ich aber so aus, dass das Leben hier und jetzt höllisch wird. Wenn ich da an afrikanische Länder denke oder an Menschen im Gaza-Streifen, dann sehe ich viele Unschuldige. Sollten diese Unschuldigen, die von Buddhas Lehre nichts wissen, noch zusätzlich in der Hölle landen?
    _()_ Monika

    sascha_108:

    ... Die Frage die ich mir nun stelle ist - unter dem Gesichtspunkt der Nachlaessigkeit Hotei - : Nutze ich diese einmalige Gelegenheit wirklich, indem ich als Haushaelter das Dhamma praktiziere? Waere nicht der logische Schritt dieser Erkenntnis die Ordination?


    Das ist auch der Grund weshalb ich euch frage, weil die meisten von euch wesentlich laenger als ich praktizieren.
    Wie finde ihr euren Frieden als Haushaelter? Bleibt da nicht immer noch das nagende Gefuehl, das man haette mehr machen koennen?


    Die Sorge um Nachlässigkeit und die Frage "hätte ich mehr machen können?" hatte ich auch. Nachdem ich nun aber auch den Schriften entnommen habe, dass Haushälter von Buddha belehrt und beraten wurden, sogar ein Alkoholiker (oder mehrere) schlagartig Erleuchtung erlangten usw. mache ich mir darum keine Sorgen mehr. Das würde ja auch bedeuten, dass ich mich um mich persönlich so sehr sorge, dass dies der Leidbefreiung schon wieder abträglich wäre. Wo soll dann Gelassenheit herkommen?


    Allein die Kehrtwende, das Meditieren, Reflektieren und ständige Erwägen und Befolgen des Heilsamen und Ablehnen des Unheilsamen ist der Weg. Wohin der Dich dann führt - früher oder später - wer weiß. Die Frage und Sorge um Nachlässigkeit oder hätte ich mehr tun sollen, wird dann nicht auftauchen. Dein Herz wird befriedet. Wenn Du dann noch den Drang verspürst zu ordinieren, wird das ein ganz natürlicher Schritt werden.


    _()_ Monika

    Hallo Sascha,
    mein Rat ist auch, sich nicht "um den nächsten Tag zu sorgen" - und schon gar um das nächste Leben. Alle Drohungen dieser Art widersprechen aus meiner Sicht der Lehre Buddhas von der Befreiung vom Leid. Ob du nun ein "Stromeingetretener" wirst oder ein "Mehrmals-Wiederkehrer" - all das hat jedenfalls für mich keine Bedeutung. Ich denke, rede und handle heute so, wie es mir möglich ist und sinnvoll erscheint. Ich habe mich nach den Silas ausgerichtet, also wenn überhaupt, dann geht es doch eher aufwärts als abwärts, denn ich weiß heute mehr darüber als vor 20, 30, 50 Jahren. Ich habe doch seit Jahrzehnten bereits eine Kehrtwende eingeleitet und mein Leben ist entsprechend friedvoll und frei von unnötigem Ballast geworden.


    Gerade die Angst war das Erste, was ich zu Beginn meiner Reise verlor. Aber damals wusste ich auch noch nichts von all den Abstufungen und gar einer buddhistischen Hölle. Ich glaube nicht an diese Hölle. Die Hölle ist gegenwärtig, für Millionen Menschen Alltag, wozu sie noch verstärken?


    Im übrigen bin ich davon überzeugt, dass ich mit dem Bewusstsein von heute keinesfalls eine Hölle in einem nächsten Leben erleben werde, weil dieses Bewusstsein mit Namen Monika nicht dabei sein wird. Genau so wenig wie ich als das Heute-Ich erleben werde, wenn eine göttliche Inkarnation "ansteht".
    Dagegen spricht auch die Anatta-Lehre Buddhas. Wir wandern ja nicht von Körper zu Körper wie es in Indien bei der Seelenwanderung geglaubt wird. Gegen diesen Glauben hat der Buddha argumentiert.


    _()_ Monika