Beiträge von stiller_raum im Thema „Fragen eines Neulings“


    Nun ein guter Lehrer bringt Dir in dem Sinne gar nichts bei. Es geht im wesentlichen nicht darum neues Wissen anzusammeln oder etwas zu lernen. Auch wenn dies am Anfang so scheint. Ein guter Lehrer hilft Dir das beiseite zu schieben, was Dich daran hindert aufzuwachen. Er zeigt Dir also wie Du Deine eigene Buddhanatur erkennen kannst und wie Du Dich selbst befreist. Dazu kann Vertrauen hilfreich sein. Oft ist es allerdings so, dass wir bestimmte ungelöste, unbewusste Probleme auf einen Lehrer projizieren. Das was uns an einem Lehrer am meisten stört, das liegt oft in uns ohne dass wir es wahrhaben wollen. Wenn Du als die Frage stellst wem Du vertrauen kannst, dann kann Dir hier niemand eine ehrliche Antwort darauf geben. Vertrauen ist für mich ein Prozess. Es kann hilfreich sein, sich die Schüler eines Lehrers genauer anzuschauen. Vertraust Du den Schülern? Sind sie liebevoll, aufrichtig, mitfühlend? Ermutigen Sie Dich ohne Dich dabei zu missionieren?

    aran:

    1.) In der Literatur wird immer das verstehen der "Leere", "Loslassen" und "Ichlosigkeit" als Ziel genannt. Gleichzeitig wird aber von einem Geist und Karma gesprochen, der durch die verschiedenen Leben "mitgenommen" wird. Wie passt das zusammen? Wie soll man auf der einen Seite erkennen, dass man Nicht ist, aber wiederum doch Geist und Karma hat?


    Es ist die Dualität von Leerheit und Form. Leerheit und Form sind auf der Ebene des Verstandes, des Denkens also ein Widerspruch. Wir können es nicht durch das Denken verstehen. Deswegen genügt es auch nicht nur Bücher zu lesen um den Buddhismus zu verstehen. Auch die tägliche Praxis und vor allem die Anwendung im realen Leben ist das wichtigste.


    aran:


    2.) Erleuchtung - Eine vermutlich häufig gefragt Frage: Gibt es nachweislich erleuchtete noch lebende Menschen? Soweit ich in Erfahrung bringen konnte ist der Dalai Lama nicht erleuchtet und jemand, der Erleuchtet ist niemals von sich selber behaupten würde, dass er es ist. Weiß da jemand mehr?


    Wer sagt das? Buddha selbst hat ja von sich gesagt dass er erleuchtet ist und er war sicher nicht der einzige und vor allem nicht der letzte.
    Wenn alle Menschen glauben würden jemand der zur Zeit lebt sei erleuchtet bloß Du nicht. Wäre er es dann oder nicht? Aus Deiner Sicht wohl nicht oder? In den Texten wird ja auch nicht nur von Erleuchtung geredet, sondern auch von gewissen Zwischenstufen. Die erste ist der Stromeintritt. Dies haben viele zu Buddhas Zeiten nur durch eine kurze Begegnung mit Buddha "geschafft". Und alle Traditionen sind sich einig, dass dieser erste Schritt ein realistisches Ziel ist, dass man in diesem Leben erreichen kann. Es ist noch keine volle Erleuchtung, aber ab dem Punkt gibt es eben auch kein zurück mehr.
    Der Begriff Erleuchtung ist übrigens ein westlicher, christlich geprägter Begriff. Buddha bedeutet ja der "erwachte" Die ersten Westler die die buddhistischen Texte übersetz haben, haben es aus ihrer christlichen Perspektive als Erleuchtung übersetz, angelehnt an den Heiligenschein in vielen Christlichen Abbildungen.
    Was also bedeutet erwachen? Wie wach kann man sein bzw bedeutet dies dass alle nicht erwachten schlafen?
    Ich habe zu dem Punkt schon öfter etwas geschrieben und ich teile die Einschätzung eines spirituellen Lehrers der einfach mal schätz, dass etwa 10 % der weltweiten Bevölkerung ein erstes Erwachen bereits erlebt hat. Ob die Menschen sich dies bewusst sind oder nicht spielt erstmal gar keine Rolle. Ein Buddhist zu sein bedeutet also wacher werden zu wollen um letztlich völlig zu erwachen. Erwachen woraus? Aus dem Leiden. Wir leiden weil wir uns unbewusst mit Dingen identifizieren. Wir sind gefangene des Samsaras. Der eine mehr der andere weniger. Und doch gibt es immer wieder Menschen die uns als erwacht erscheinen. Sie zeigen und in allen Zeiten dass dies nicht nur ein Mythos ist sondern Realität. Und zwar hier und jetzt! Und machmal mag es hilfreich sein, wenn sich diese erwachten nicht zu erkennen geben. Bei anderen ist es so , dass gerade durch ihr selbstbewusstes auftreten die Leute neugierig werden und sich fragen was diese Menschen haben was sie nicht haben. Die Antwort ist natürlich, dass wir eigentlich alle Buddhas sind, es nur noch nicht erkannt haben. Die Schleier der Illusionen lassen uns weiter leiden, bis wir sie aufgelöst haben. Es gibt im Buddhismus viele Geschichten von Menschen die erwacht sind. Manche ganz plötzlich, einige durch lange Vorbereitung.
    Versuche Dich einfach von Menschen inspirieren zu lassen und das Ziel der Erleuchtung nicht als übermenschliche Errungenschaft zu sehen sondern einfach als das was der Buddha lehrte: Das Ende des Leidens. Diese schlichte Erklärung zeigt, dass Buddha die Erleuchtung selber gar nicht genau beschreiben wollte sondern sie dadurch veranschaulicht hat was Erleuchtung nicht ist:Leiden.
    Da wir alle leiden ist dies sehr bodenständig und sehr alltagsnah und nicht abgehoben.