Beiträge von Jojo im Thema „Mitfreude und Neid“

    Doris Rasevic-Benz:

    Liebe Jojo,
    ich würde dennoch gerne was anfügen.
    Ich lebe gerne in Deutschland


    Hei Doris,
    Es ging mir darum, mir und der Welt einzugestehen, dass ich bei solchen Äußerungen einen Stich im Herzen fühle.
    Ich identifiziere mich mit diesem billigen Etikett "Deutsche". Obwohl ich seit Jahren trainiere, mich nicht zu identifizieren. Irgendwie schräg und verbogen, was?
    Und du hast recht, mein Geist macht aus der Äußerung "die Deutschen gucken blöd, wenn ich meinen Teller anbiete":

    Zitat

    Die geizigen Deutschen. Die kalten Deutschen. Die Deutschen, die nicht wissen, was Liebe ist. Die Deutschen, die nicht wissen, was Gastfreundschaft ist. Die Deutschen, die nicht wissen, was Lebenslust ist. Ganz zu schweigen von den Deutschen, die nicht wissen, was Erotik ist.


    So ist das bei mir. Das will ich ansehen, diese ganze Verbogenheit. Und sagen. Und dann nichts tun. Und weitermachen. Und wenn mir wieder einer auf den Fuß tritt, wieder jaulen.


    Das Jaulen als Jaulen zu hören, und keine Rede daraus zu machen - das ist wohl die Kunst der Buddhisten.


    Peace :)

    Doris Rasevic-Benz:

    Liebe Jojo,
    das ist jetzt aber Dein Ding.
    Ich weiß nicht, warum Du Dich da so angegriffen fühlst...


    Ist schon in Ordnung, Doris.
    Kein Thema.

    Monikadie4.:

    Mir geht jegliche Pauschalierung so was von auf den Zeiger. Wer mich dabei erwischt, mache mich bitte darauf aufmerksam.
    Danke im voraus! :D


    Ich glaube, das passiert jedem von uns mal. Ohne Pauschalieren kommt man ja nicht über die Runden.
    Mir fiel grad nur auf, dass mir das hier halt echt reingeht.

    Doris Rasevic-Benz:

    Ich merke immer mehr, dass unser Verhalten einfach nur unsere Geschichte und die Geschichte unserer Herkunft erzählt, nichts weiter. Also nichts Persönliches.


    Trotzdem tut mir sowas immer weh:

    Zitat

    In der Kultur, der ich entstamme, teilt man jede Mahlzeit, selbst das eine Stück Kuchen oder die eine Tomate, die man vom Balkon erntet. Ich habe Jahrzehnte gebraucht um zu verstehen, warum die Deutschen blöd gucken, wenn ich mein Essen zum Teilen anbiete


    Das gibt mir immer einen Stich: Die geizigen Deutschen. Die kalten Deutschen. Die Deutschen, die nicht wissen, was Liebe ist. Die Deutschen, die nicht wissen, was Gastfreundschaft ist. Die Deutschen, die nicht wissen, was Lebenslust ist. Ganz zu schweigen von den Deutschen, die nicht wissen, was Erotik ist.


    Um mich herum sehe ich eine Menge Leute, die gerne geben, teilen, die privat und im Job bis an ihre Belastungsgrenzen gehen, um anderen zu helfen, zum Teil in unbeholfener Weise, manchmal ungeschickt, nicht in ritualisierter Weise, aber dennoch.


    Ich muss da immer aufpassen, dass ich nicht in eine Verteidigungshaltung gehe.
    Den Stich einfach reinlasse.

    Sherab Yönten:

    Dann war das in diesem Falle wohl eine Art Gier - Neid...


    ...gegönnt habe ich es ihr in dem Moment schon, ich war nur nicht in der Lage, ihr ehrlich einen "guten Appetit" zu wünschen, also Mitfreude zu empfinden.


    Noch was zum Thema.


    Gefühle setzen sich in meiner Erfahrung immer aus zwei Ebenen zusammen, der Körperempfindung, und den Gedanken.


    Wenn mich ein heftiges, unangenehmes Gefühl überrollt, versuche ich, diese beiden Ebenen wahrzunehmen. Dann lasse ich die Gedanken Gedanken sein, fokussiere die Körperempfindung (mit einem weiten Fokus, der den ganzen Körper umfasst), und beobachte, wie sie sich mit dem Atem verändert. Sie geht eigentlich immer konsequenzlos weg. Manchmal dauert es etwas.


    Habe ich vor zehn Jahren oder so mal bei heftigem Liebeskummer entdeckt, und praktiziere das seitdem eigentlich immer. Funktioniert gut, und mit der Zeit immer besser, jedenfalls hatte ich seither kein Problem mehr mit Liebeskummer :D


    Das mit der Mitfreude finde ich etwas anspruchsvoll. Mitfreude kann man meiner Meinung nach nicht "herstellen". Entweder bin ich entspannt genug, dann ist sie von selber da. Oder ich bin grad verspannt und freudlos, und dann ist sie eben nicht da. Dann verlange ich sie auch nicht von mir. Meistens ist in solchen Fällen ein bisschen Metta für mich selbst angebracht (wenn ich dran denke). Das weitet den Fokus von allein, dann kann ich den Blick leichter wieder vom Kuchen lösen.


    Ich finde es gefährlich, sich Vorstellungen davon zu machen, wie man sein oder handeln "sollte".
    "Sollte" funktioniert bei mir nie, jedenfalls nicht auf Dauer.
    "Sollte" ist mit Vorstellung und Willensanstrengung verbunden.
    Beides geht nicht mit dem 8fachen Pfad zusammen.


    Besser funktioniert es, wenn ich sehe, WAS IST.
    Wie ich bin.
    Wenn ich neidisch bin, bin ich neidisch. Das mit gedanklicher Übung wegmachen zu wollen ist Zwang. Wenn ich es aber genau ansehe, körperlich erfahre, kann ich daraus manchmal was lernen. Mir was gönnen, z.B., wie Tara schrieb. Oder mein Leben in einer Kleinigkeit ändern, so dass es für mich und für andere ein bisschen leichter wird. Vor allem aber lerne ich mich selber immer besser kennen, so dass ich Gefühle auf der physischen Ebene schon im Ansatz erkenne und schwierige Situationen leichter vermeiden kann.


    Das funktioniert ganz gut. Wenn es auch ein sehr langsamer Prozess ist.

    abel:

    Deine Geschichte hat mir sofort auch Lust auf Pflaumenkuchen gemacht. :P Das scheint ein natürlicher Reflex zu sein. ...


    beim Essen kenn ich Gier, Hass und Verblendung!


    :D Ich auch.


    Wollt ihr Euch nicht einen Pflaumenkuchen backen? Es ist jetzt die richtige Zeit dafür.
    Es ist einfach, braucht nur etwas Zeit, wegen dem Pflaumen-Entsteinen.
    Also eine seeeehr meditative Tätigkeit, genau das Richtige für einen Sonntag.


    Und als aktive Vorsorge für den Winter: Einfach ein ganzes Blech backen, in Stücke schneiden, die Stücke einzeln in Alufolie einwickeln, und ab damit in die Tiefkühltruhe. Im Winter dann bei Lust und Laune ein Stück rausholen, die Alufolie oben öffnen, gefroren in den Ofen schieben und den Kuchen auf der Folie 5 min. bei 200 Grad aufbacken.


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    Und hier ist das Rezept. Die Mengen sind für eine runden Standardkuchenform. Für ein Blech die Mengen verdoppeln.
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    - 300 g Mehl mit 1 Pck. Trockenhefe und 2-3 Esslöffel Zucker mischen
    - 1 Ei reinschlagen und mit der Gabel ins Mehl einrühren
    - Schlückchenweise lauwarmes Wasser (oder Milch) dazu geben, und mit der Hand weiterkneten, bis ein gleichmäßiger Teig entsteht.
    - Soviel Flüssigkeit zugeben, bis alles Mehl verknetet ist - aber nicht zuviel Flüssigkeit, damit der Teig nicht klebrig wird. Vielleicht ein halbes Glas insgesamt.


    - Teig in eine Schüssel legen, abdecken, an einen Ort ohne Zugluft stellen, und für die nächsten zwei bis vier Stunden vergessen.
    - 1 kg Pflaumen entsteinen (die spitzen Früchte, nicht die runden): Pflaume oben kreuzweise bis zum Kern einschlitzen, dabei einen der beiden Schnitte in die "Naht" setzen. Den Schnitt in der Naht bis nach unten durchziehen. Hälften aufklappen, Stein rausholen.
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    - Ofen auf 225 Grad vorheizen
    - Die Kuchenform einfetten, ein bisschen Mehl über das Fett stäuben.
    - Der Hefeteig sollte sich verdoppelt haben. Ausrollen und in die Form legen. Einen kleinen Rand rundum hochziehen.
    (- Den Teig schön flach rollen, damit der Boden dünn wird. Aus eventuellen Teigresten kann man fein ein kleines Brötchen backen)
    - Die Pflaumen dachziegelartig in die Form legen.
    - 15-20 Minuten backen (bis der Rand die richtige Farbe hat)
    - Nach dem Backen mit ordentlich Zucker und Zimt bestreuen.
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    Njam njam. http://de.wikipedia.org/wiki/Zwetschgenkuchen