Beiträge von fotost im Thema „Was ist man als Laie im tibetischen Buddhismus wert?“


    Danke für die gute Textstelle. Ich kannte es, hatte es aber vergessen.
    Was können wir dem Text entnehmen? Weg mit Formalismen? Zurück zum Kern der Lehre?


    Ich versuche, historische Momente - und die Entwicklung der buddhistischen Lehre ist eines der wichtigsten historischen Momente überhaupt - auch unter Berücksichtigung der Bedingungen der Zeit zu verstehen. Buddha musste Elemente früherer Lehren, besonders der Früh-Hinduismus irgendwie in seine Lehre integrieren. Die absolute Kernlehre des Buddhismus ohne diese Elemente wäre für seine Zeit einfach zu revolutionär gewesen.

    raterZ:

    ein mönch ist nicht automatisch weiter entwickelt. viele mönche praktizieren überhaupt nicht. ich würde sogar sagen: die meisten mönche praktizieren überhaupt nicht viel. das gilt für theravada, wie für vajrayana klöster. die degeneration des dharmas macht da keinen halt vor.
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    Ich habe dazu keinerlei eigene Erfahrung, aber es deckt sich mit einigen erste-Hand Berichten die ich gelesen habe. Woher kommt dieser relative Untergang?


    Es scheinen nicht die Alternativen des weltlichen Lebens zu sein, für die allermeisten Mönche besteht die Möglichkeit, einfach ihr Kloster zu verlassen.
    Es scheint auch nicht die Anziehung anderer Lehren zu sein. Es ist häufiger, daß in Asien buddhistische Laien zu anderen Religionen konvertieren als Mönche.
    Sind die Auswahl- bzw. Aufnahmekriterien zu lasch? Die haben sich grundlegend doch Jahrhunderten nicht geändert.


    Woher kommt dieser relative Untergang?


    Naiv betrachtet müsste doch in der viel reicheren Gesellschaft heute, die Voraussetzung, daß sich einige in der Gesellschaft für 'Sonderaufgaben' zurückziehen und trotzdem von der Gesellschaft mitgetragen werden besser sein denn je. Besonders, da viele Menschen, besonders hier im Westen, erkennen, daß materieller Fortschritt eben nicht alles ist.


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    Im Moment ist das eher ein Nebengedanke, etwas OT, bei größerem Interesse sollten wir vielleicht einen eigenen Thread daraus machen. Trotzdem passt es hier herein, weil die Frage nach dem Wert von Laien im tibetischen Buddhismus natürlich die Stellung von Mönchen berührt.

    Fragende:

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    Wie müssen sich die "Laien" gegenüber den Ordinierten verhalten und umgekehrt?


    Ich hatte in Deinem anderen Thread zu ähnlichem Thema geschrieben, daß ich leider dazu (tibetischer Buddhismus) nichts aus eigener Erfahrung beitragen kann.


    Man könnte Deine Frage auch so umformulieren, um einen anderen Zugang zu finden 'Wie müsste ich mich als Laie gegenüber einer/einem Ordinierten verhalten?'. Da gibt es bestimmt regionale und traditionelle Unterschiede, aber das ganz wichtige ist doch eigentlich 'Wie möchte ich, Laie hin oder her, von andere behandelt werden?'


    Wie verhalte ich mich jemandem gegenüber, der eine nennen wir es institutionalisierte Respektsperson ist? Wie verhalte ich mich gegenüber einem Polizeibeamten im Dienst? Einem Lehrer im Dienst?


    Wenn eine Nonne oder ein Mönch wegen einer PK Regel Probleme mit meinem Verhalten haben sollte, hätte ich bestimmt keine Probleme damit, wenn dies offen angesprochen werden würde. Im Gegenteil, Offenheit wäre mir lieber als wenn etwas Störendes unausgesprochen zwischen uns stehen würde.


    Ob ich dann mein Verhalten wunschgemäß anpassen würde wäre abhängig davon, ob mir die Regel zweckmäßig erscheint. Ich bin jetzt 62 und etwas steif im Rücken. Wenn sich ein 20jähriger Mönch, der sein Leben lang auf dem Boden gesessen hat auf einen 30cm hohen Stuhl setzt werde ich einen Teufel tun und mir verzweifelt eine 25cm hohe Sitzgelegenheit suchen :badgrin: