Sherab Yönten:
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Das Beispiel müssen wir "Westler" aufrechterhalten, denn die Mutter/Kind Liebe sei auch im Westen selbstverständlich. Wenn Westler damit Probleme hätten, dann liegt das daran, dass ihre eigene Beziehung zu ihrer Mutter gestört sei. Diese Störung sei zunächst aufzuarbeiten bevor man über "liebende Güte" meditieren könne. So die These der Kursleiterin.
Was meint Ihr ?
Eine Störung aufzuarbeiten ist immer wichtig und grundlegend für den Pfad. Das ist ja sozusagen die Knete mit der man arbeitet.
Andererseits gibt es der Störungen viele, vor allem unerkannte, und der Ansatz "bevor Du überhaupt meditieren kannst, musst du..." ist möglicherweise ein wenig hart und absolutistisch. Oder die Kursleiterin war in dem Moment grad mal überfragt und überfordert... (?)
Denn die inneren Hindernisse arbeiten sich ja eher natürlich-chaotisch anstatt stabsmäßig geplant heraus, meiner Meinung nach. Daher wäre so ein Vorgehen, erstmal eine ganze Psychotherapie zu durchlaufen, bevor man eine kleine Mettameditation machen kann, gegebenenfalls eher kontraproduktiv.
Man kann sehr wohl Metta meditieren bevor man das Verhältnis zu seiner Mutter bereinigt hat. Auch ist das Meditationsobjekt "Liebende Güte der Mutter" nicht in Stein gemeißelt, sondern einfach ein gängiger Vorschlag. Ein tibetischer Lehrer schlug in einem Seminar als Alternative vor, sich ein süßes Hundebaby vorzustellen - und dann in den nächsten Meditationsschritten diese überbordende Liebe, die da bei den meisten Westlern hervorquillt, auf andere Wesen zu übertragen.
Auch hier wäre niemand gezwungen, einen Welpen als Meditationsobjekt zu nehmen, wenn er denn nunmal mit Hunden nicht klarkommt.
Es geht ja nicht um eine starre Meditationsformel sondern um das Ziel Metta zu entwickeln.
Solcherlei Strategien fallen unter den Begriff "geschickte Mittel".
Zitat
Das Beispiel müssen wir "Westler" aufrechterhalten, denn die Mutter/Kind Liebe sei auch im Westen selbstverständlich.
Solche Pauschalisierung wundert mich. Im Westen - also, wo nicht gerade Italien ist - wird doch die Mutterliebe von den Kindern oft als etwas egoistisches empfunden. Man wird zwar betüttelt und gepflegt, aber die eigentlichen Grundbedürfnisse des Kindes nach stressfreier Zuwendung und Verständnis werden doch nicht selbstverständlich erfüllt. Kinder werden als Statussymbol oder Therapeutikum instrumentalisiert. Das ist doch nicht so selten.