Beiträge von Lirum Larum im Thema „Liebende Güte - Meditation“

    al-Nuri:

    ...
    Ps: Postnatale Depression ist eine Krankheit; sehr leidhaft wie jede Depression und sie hat m.M. nach vorallem sozial-psychologische Gründe.


    Ganz genau. Diese sozial-psychologischen Gründe liegen daran, dass die Erwartungshaltung an eine Mutter immens ist: sie hat das Kind vom ersten Augenblick an abgöttisch zu lieben. Dass sie überfordert und alleingelassen ist, körperlich kaputt nach so einer Geburt, die ein lebensgefährliches Unterfangen ist, psychisch traumatisiert nach großen Schmerzen, lebensbedrohlich wirkenden Komplikationen - das wird landläufig nicht so sehr mit einberechnet.
    Klar, die Menschen sind verschieden, die Geburten sind verschieden.
    Für mich war es sehr gut, dass das Phänomen "postnatale Depression" bekannt war, so konnte ich mich innerlich wappnen und hab mir meine gemischten Gefühle zugestanden.



    Vielleicht ist die Erinnerung an die Mutterliebe aber auch ein Gegengewicht zur Geringschätzung, die Frauen gegenüber herrscht. Eigentlich sind Frauen etwas ganz wunderschönes, auch wenn sie nicht perfekt sind. Diese Wertschätzung fehlt ein bisschen in unserer Gesellschaft.

    Mutterliebe ist hier im reichen Land keine Selbstverständlichkeit mehr. Es gibt da viele Komplikationen zwischen Mutter und Kind - daher kenne ich die Anweisung so: wer mit der Vorstellung von Mutterliebe Schwierigkeiten hat, soll sich nicht noch zusätzlich damit stressen, sondern sich einfach ein anderes Meditationsobjekt suchen.
    Eigentlich ganz einfach.

    Sherab Yönten:

    ...
    Das Beispiel müssen wir "Westler" aufrechterhalten, denn die Mutter/Kind Liebe sei auch im Westen selbstverständlich. Wenn Westler damit Probleme hätten, dann liegt das daran, dass ihre eigene Beziehung zu ihrer Mutter gestört sei. Diese Störung sei zunächst aufzuarbeiten bevor man über "liebende Güte" meditieren könne. So die These der Kursleiterin.


    Was meint Ihr ?


    Eine Störung aufzuarbeiten ist immer wichtig und grundlegend für den Pfad. Das ist ja sozusagen die Knete mit der man arbeitet.
    Andererseits gibt es der Störungen viele, vor allem unerkannte, und der Ansatz "bevor Du überhaupt meditieren kannst, musst du..." ist möglicherweise ein wenig hart und absolutistisch. Oder die Kursleiterin war in dem Moment grad mal überfragt und überfordert... (?)
    Denn die inneren Hindernisse arbeiten sich ja eher natürlich-chaotisch anstatt stabsmäßig geplant heraus, meiner Meinung nach. Daher wäre so ein Vorgehen, erstmal eine ganze Psychotherapie zu durchlaufen, bevor man eine kleine Mettameditation machen kann, gegebenenfalls eher kontraproduktiv. :grinsen:
    Man kann sehr wohl Metta meditieren bevor man das Verhältnis zu seiner Mutter bereinigt hat. Auch ist das Meditationsobjekt "Liebende Güte der Mutter" nicht in Stein gemeißelt, sondern einfach ein gängiger Vorschlag. Ein tibetischer Lehrer schlug in einem Seminar als Alternative vor, sich ein süßes Hundebaby vorzustellen - und dann in den nächsten Meditationsschritten diese überbordende Liebe, die da bei den meisten Westlern hervorquillt, auf andere Wesen zu übertragen.
    Auch hier wäre niemand gezwungen, einen Welpen als Meditationsobjekt zu nehmen, wenn er denn nunmal mit Hunden nicht klarkommt. :roll:


    Es geht ja nicht um eine starre Meditationsformel sondern um das Ziel Metta zu entwickeln.
    Solcherlei Strategien fallen unter den Begriff "geschickte Mittel".


    Zitat

    Das Beispiel müssen wir "Westler" aufrechterhalten, denn die Mutter/Kind Liebe sei auch im Westen selbstverständlich.


    Solche Pauschalisierung wundert mich. Im Westen - also, wo nicht gerade Italien ist - wird doch die Mutterliebe von den Kindern oft als etwas egoistisches empfunden. Man wird zwar betüttelt und gepflegt, aber die eigentlichen Grundbedürfnisse des Kindes nach stressfreier Zuwendung und Verständnis werden doch nicht selbstverständlich erfüllt. Kinder werden als Statussymbol oder Therapeutikum instrumentalisiert. Das ist doch nicht so selten. :(