Werter Frank,
Aber deine Küchen-psychologie hat doch wirklich nichts mit Taoismus zu tun. (Psychologie ist eh ein seltsames Glaubenssystem).
Ich glaube, du solltest wirklich einmal anfangen dich mit den daoistischen Basics zu beschäftigen. Mit dem Dao de jing und dem Zhuangzi.
Dann würdest du merken, das du so ziemlich was anderes als deine Vorstellungen findest, Dinge wie Pu (Einfachheit), Ziran (von selbst so, Natürlichkeit), Wu Wei (nicht willentlichem Handeln, Nicht Handeln, doch nichts bleibt ungetan), Wu Ming (Nicht Benennen), Bu Shi Fei (Nicht Unterscheiden), Wu Zhi (Nicht Wissen), Wu Si (Nicht Ich), Wu Xin (Nicht HerzGeist = Bewusstsein), Yao Yi Wu Ji (Wandern in der Einheit und im Grenzenlosen), Zuo Wang (Sitzen und Vergessen), Qing Jing (Klarheit und Stille des Geistes) und sicher Dao (der Weg, der Fluss des Seins) und De (Die Wirkkraft des Dao).
Was du lehrst, scheint damit wenig zu tun zu haben. Und ganz nebenbei bemerkt ist Daoismus durchaus ein gänzlich anderer Ansatz als Buddhismus.
"Sei einfach leer, das genügt."
"Lass Dein Herz im Ungeteilten wandern
und den Lebensatem eins werden mit dem Unendlichen.
Folge der Natur der Dinge,
lass das Ich nicht erscheinen
und die Welt wird geordnet sein."
"Einer der nichts kann
der sucht nach nichts
er schlägt sich den Bauch voll
und wandert umher
wie ein nichtvertautes Boot
leer und treibend "
Zhuangzi
Zurück zum Ego-Thema. Die Schwierigkeiten mit dem Begriff Ego ist, das es meist als ein Teil des Ichs gesehen wird, was unsinnig ist, so in der Art "Ich und mein Ego" (Ins deutsche übersetzt als "Ich und mein Ich" - man macht aus einem Ich mehrere). Man sollte verstehen, daß beides identisch ist, nur ein anderer Begriff dafür. Ein friedvolles und grosszügiges Ich ist eben genauso Ich/Ego, wie die Teile, die wir als negativ interpretieren.
Zu der Schaffung von mehreren Ichs hab ich was schönes bei Prof. Peter Pfrommer in seinem Buch "Die Entdeckung der Ichlosigkeit" gefunden:
ZitatAll diesen [Selbstverbesserungs-]Konzepten ist gemein, dass willentlich eine unangenehme Seite der eigenen Person eliminiert werden soll. Warum funktioniert das alles nicht? All diesen Strategien zur Selbstverbesserung lastet im Grunde dasselbe Manko an: Da ist zunächst ein Ich, welches das Ich verändern möchte. Da sind also auf einmal zwei Ichs (mindestens). Welches der beiden Ichs ist nun das, auf welches wir uns als »unser persönliches Ich« berufen? Ist es das führende Ich, welches weiß, wo es langgeht, oder ist es das geführte Ich, welches die Hilfestellung benötigt? Und überhaupt: Woher kennt das eine Ich den Weg, wenn das andere nichts davon weiß? Bin ich jetzt eigentlich Subjekt oder Objekt? Oder anders gefragt: Wenn ich doch weiß, wo es hingehen soll (Toleranz, Hingabe etc.), warum bin ich dann nicht schon längst dort? Was hindert mich, wenn ich mich doch als freies Wesen sehe?
Betrachtet man die Motive der Selbstverbesserung genau, dann erkennt man, dass es hier im Grunde um die Zügelung oder gar Eliminierung des persönlichen Ichs, mithin des Egos geht. Das ist der eigentliche Kern der spirituellen Suche. Durch spirituelle Übungen soll der Störenfried Ich wenn nicht gänzlich überwunden, dann doch wenigstens an die Leine gelegt werden. Das bedeutet, dass das persönliche Ich, welches den Vorgang vom Konzept her betreibt, sich selbst aus dem Weg zu räumen versucht. Im übertragenen Sinn wird der Mörder mit seiner eigenen Hinrichtung betraut.