Beiträge von fotost im Thema „Buddhismus und Alkohol + Gesellschaft“

    Lehrte Buddha Genießen um des Genießen willens? Lehrte Buddha Entbehren um des Entbehren willens?

    Ich habe was wichtiges vergessen, weiß jemand ob die Schüler bei schweren Verbrechen verstoßen wurden?


    Gab es nicht mindestens einen Schüler der von Buddha verstoßen wurde?

    Moin N3oSky,


    ja, Mönche sind zu verstoßen, wenn sie schwere Verbrechen begehen. Was als schweres Verbrechen hier definiert wird steht in

    2. Pārājikā-dhammā – Regelverstöße, die "zu Fall bringen" http://www.palikanon.com/vinaya/patimokkha/08_patimok2.htm

    Als Beispiel für ein Verstoßen

    Zitat

    Da wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Mönche, der Orden soll in Rājagaha eine förmliche Bekanntmachung über Devadatto erlassen, daß Devadatto jetzt von anderer Art ist, als er früher war und daß hinter allem, was Devadatto durch Zei­chen oder mit der Sprache äußert, weder der Erwachte noch die Lehre, noch der Orden steht, sondern allein Devadatto."


    VII. 2-5 DEVADATTO http://www.palikanon.com/vinaya/cullavagga/cv_vii_2-5.htm

    fotost

    Danke für deine Worte, die Sutta kenne ich, allerdings nicht in der Langform. Sollte ich mir wohl mal zum Lesen vornehmen.


    Wie gesagt, mein eigener Weg ist klar definiert, aber ich sammle gerne Meinungen und Argumente, weil das Thema Buddhismus doch immer wieder aufkommt im weiten Bekanntenumfeld.

    Danke für die Rückmeldung, die Empfehlung den Langtext zu lesen gibt Inhaltlich nichts neues. Da werden nur Textstellen mit anderen Beispielen ausgeschrieben. Mir ging es darum zu zeigen, daß der Buddha hier seinen Gedanken einigen Dogmatikern durch viele Wiederholungen sozusagen reingerieben hat ;)

    ..

    Alkoholfreies Bier besitzt eine geringe Menge Restalkohol, das war mir klar und ich mochte den Geschmack auch nie, insofern kein Thema. Ich trinke auch keinen Alkohol, bin seit Jahren völlig abstinent, ernähre mich seit vielen Jahren Vegan.

    Da ich aber ab und zu mal ein Malzbier genieße, stehe ich hier doch vor einem Dilemma. Oder, wie verhält es sich speziell in der aktuellen Grippezeit, wenn man auf Medikamente zurückgreifen muss, die Alkohol als Basis mitbringen?

    Die Meinung des Buddha dazu ist vollkommen eindeutig.


    Wenn es medizinisch erforderlich ist, hat er selbst für Mönche, die ein sehr geregeltes Leben führen, den Gebrauch von Alkohol akzeptiert.

    Die Fürsorge für andere, das Mitgefühl drückt sich in hier in einem riesigen Katalog von Ausnahmen an den ansonsten engen Regeln aus.


    Das fängt an mit der Erlaubnis, Dinge zu besitzen, die wegen einer Krankheit erforderlich sind, geht über diätische Sonderregeln, wie die Erlaubnis rohes Fleisch zu essen bis zur ausdrücklichen Erlaubnis von Alkohol unter besonderen Bedingungen


    Zitat

    ...

    Zu jener Zeit bekam der ehrwürdige Pilindavaccha das Windge­brechen (Blähun­gen). Die Ärzte sagten: Öl soll gekocht werden. "Ich erlaube, ihr Mönche, gekochtes Öl." In dieses gekochte Öl soll Alkohol getan werden. "Ich erlaube, ihr Mön­che, Alkohol in gekochtem Öl." Zu jener Zeit hat die Sechsergrupp­e Mönche das gekochte Öl mit zuviel Alkohol versehen. Jenes getrunken ha­bend, wurden sie betrunken. "Nicht, ihr Mönche, soll man mit zuviel Alkohol ver­sehenes gekochtes Öl trinken. Wer so trinkt soll nach dem Gesetz behandelt werden
    (= pācit­tiya-Vergehen). Ich erlaube, ihr Mön­che, gekochtes Öl, in dem Alkohol weder durch Farbe, noch durch Geruch, noch durch Geschmack zu erken­nen ist, derartiges, mit Alkohol ver­sehenes, gekochtes Öl, zu trinken." (1)

    MV.VI.14 http://www.palikanon.com/vinaya/mahavagga/mv06_01-15.htm

    Für denjenigen, den es ernsthaft interessiert empfehle ich die ganze Sutta zu lesen. Am besten in einer Langform, in der die ganzen Wiederholungen voll ausgeschrieben sind.

    Buddha macht hier sehr klar um was es geht - die Gesundheit von Menschen für die er verantwortlich ist. Er fragt nicht, wie der Mann im Pfeilgleichnis, sondern er handelt und entscheidet zweckmäßig. Vielleicht auch im Alltag, ohne Krankheit und für nicht-Mönche ein guter Ansatz.

    PrimusInterPares:

    ...
    Ich spreche vom übertriebenem Alkoholkonsum und du von Stoffwechselketten.


    Ich hatte Deinen Text nicht eingeschränkt auf übermässigen Alkoholkonsum gelesen, sorry, wenn Du so verstanden werden wolltest.


    Hoffentlich ist aus meinen anderen Beiträgen zum Thema klar geworden, daß ich Sucht und damit auch übermässigen Alkoholkonsum komplett ablehne.

    Geronimo:

    Achso, und ohne Alkohol altert man auch wesentlich langsamer, habe ich den Eindruck. Das lässt sich relativ gut an sich selbst und
    an anderen Abstinenzlern erkennen, nach einiger Zeit zumindest.


    Der Eindruck täuscht, aber das kann bei subjektiven EIndrücken geschehen...
    Es gibt viele Studien die belegen, daß sehr mäßiger Alkoholkonsum die Lebenserwartung erhöht und die Gesundheit fördert.


    Ich sehe hier die Gefahr, daß ich langsam in die falsche Ecke eingeordnet werde - also um es ganz deutlich zu machen: ich bin auf jeden Fall für eine suchtfreie Lebensweise und ich kann ohne Alkohol leben. Jedes Jahr mache ich eine Pause von mindestens 50 Tagen ohne jeden Alkohol und das ist völlig ok. Das Glas Rotwein oder die Flasche Bier schmeckt mir danach viel besser.


    Wenn jemand auf Alkohol ganz verzichtet ist das gut und ich gehöre dann zu den Leuten, die den 'Du bist eine Spaßbremse, trinkt doch ein Glas mit' Trotteln auf die Finger klopfen. Alkoholhaltige Getränke sind in Deutschland obszön billig (im Vergleich zum Durchschnittseinkommen und den Preisen in vergleichbaren Ländern).


    Der Starter des Threads hat die Frage nach Alkohol in den Mittelpunkt gestellt. Ich möchte einfach darauf hinweisen, daß es letztlich nicht um den Stoff Alkohol geht sondern um Verhalten. Einige berauschen sich an Alkohol, andere an anderen Substanzen. Immer mehr sehe ich in einer materiell reicher werden Gesellschaft Suchtverhalten, die nicht mehr an Stoffe gebunden sind mit absolut vergleichbaren negativen Folgen und Verhaltensdeformationen.

    PrimusInterPares:
    Sôhei:

    Bezug zum Thema?


    Naja, das ist meine Meinung zum Alkohol und zu unserer Gesellschaft. So gehe ich damit um. Nur weil es für eine Gesellschaft in Ordnung ist ständig Alkohol zu konsumieren muss das nicht automatisch etwas positives bedeuten.


    Ich denke, niemand hat hier den Umkehrschluss gemacht, daß Alkohol etwas Positives bedeutet.
    Einfache Frage: bist Du Dir bewusst, daß Alkohol im Körper in einigen Stoffwechselketten völlig natürliches Zwischenprodukt ist? Einige unserer Darmbewohner produzieren regelmäßig Alkohol, solange Du lebst. Ob es Dir gefällt oder nicht.


    Das hat jetzt nichts mit Alkoholerkrankungen zu tun, die kenne ich aus dem Familienkreis bis hin zu Todesfolgen. Es geht mir mehr um eine sachliche Einstellung gegenüber Suchtverhalten. Alkoholismus ist eine extrem gefährliche Erkrankung. Daß Buddha Nikotin, Reinzucker und Transfette noch nicht kennen konnte sollte unseren Blick heute nicht einengen.

    Sôhei:

    Das Thema "Alkohol", wie und warum Menschen trinken, und was "zuviel trinken" bedeutet ist viel komplexer, als dass es einfach mit "schlecht, sein lassen" getan ist.
    Alkohol und Rausch sind tief in praktisch allen Kulturen ebenso wie bei "Naturvölkern" etc. verwurzelt. Mal mag es der Wunsch nach Transzendenz sein, mal einfach ein Mittel um das Dasein zu ertragen. Nur ein kleiner Teil der trinkenden oder sonstige Mittel nehmenden Personen ist dadurch so beeinträchtigt, dass er seinen Alltag nicht mehr auf die Reihe bekommt. Viele kommen völlig klar mit gelegentlichen oder auch regelmäßigen Räuschen. Und ein Teil ist zwar nicht ganz glücklich damit, aber ob die notwendigen Veränderungsarbeiten die Mühe wert sind, muss denke ich jeder selbst für sich herausfinden und entscheiden.
    Ganz grundsätzlich glaube ich aber nicht, dass die Menschheit den Auftrag hat rauschfrei zu sein. Und ich glaube auch nicht, dass es zwangsweise und für alle notwendig ist, um ein wahrhaftes oder erfülltes Leben zu führen (oder um "ein besserer Mensch zu sein/werden").


    OK. Guter Beitrag für mich!


    Die Differenzierung Alkohol und Rausch ist wichtig. Wenn Buddha heute leben würde, würde er wahrscheinlich einen ganzen Katalog von Stoffen und Verhaltensmustern in seinen Kanon aufnehmen. CBD, Kaufsucht fallen in die gleichen Schemata.


    Was bedeutet Rausch? Rauschfrei? Hat das etwas mit Chemikailien zu tun oder mit Verhalten, Einstellung?

    EinGedanke:

    ...
    Besser ist es erst gar nicht damit anzufangen und sich auf gar keinen Fall daran zu gewöhnen, den widerlichen Geschmack zu mögen. Jeder kann sich daran erinnern wie er das erste mal Alkohol probiert hat und wie ekelhaft es tatsächlich war.


    Ja, vielleicht. Fast jeder kann sich vielleicht auch daran erinnern, wie unangenehm Geschmackselemente wie 'bitter' oder 'intensiv scharf' am Anfang gewirkt haben.


    Ich bin inzwischen erwachsen und ich mag jetzt Essen oder Getränke mit einer bitteren Komponente, solange sie nicht alles andere überwiegen. Extrem scharfes Essen ist für mich heute ok, solange es durch andere Nuancen aufgefangen wird....


    Alkohol? Ekelhaft im Missbrauch. Für den einzelnen wie für die Gesellschaft. Das wichtige ist die persönliche Verantwortung und die gesellschaftliche Akzeptanz..