Beiträge von Karnataka im Thema „Achtsamkeit für Dummies :-/“

    Elke,
    bitte verzeih, doch die reine Achtsamkeit auf die Atmung scheint mir tatsächlich eine Achtsamkeit nur für Dummies! Ich halte sie für beinahe sinnlos, jedenfalls aber für extrem langweilig. Würde ich vergleichsweise statt einen Film anzusehen unentwegt nur auf den Filmprojektor glotzen, wäre meine Aufmerksamkeit ebenso bald pfutsch. Offen gesagt habe ich auch keine Ahnung, was am Zählen von Atemzügen angeblich so heilsam ist, abgesehen von ein bisschen Einstimmung.


    Ebenso bin ich mir nicht ganz sicher, wie intelligent es ist, Mu zu rufen und die Gedanken anzuhalten, wie keks gerade meinte. Bitte verzeih auch du, lieber keks, die Ansichten zur Meditation sind nun mal sehr verschieden. :!:


    Ich möchte jedoch erklären, was es aus meiner Sicht mit der Atmung auf sich hat und wie ich mir das alles so vorstelle. Leider brauche ich dafür etwas mehr als nur drei Sätze. Ich habe aber ehrliches Interesse, auch die Erfahrungen anderer Menschen zu hören und zu sehen, wie es bei anderen funktioniert. Von mir aus auch mit Mu.


    Zunächst finde ich Mircos Rat ausgesprochen gut. Denn die vorgeschlagene Achtsamkeit auf das Lächeln hilft wirklich, Heilsames zu erkennen, wie er schreibt. Es ist daher keine beliebige Achtsamkeit, sondern eine Achtsamkeit, die davon motiviert ist, inneres Glück zu finden, erfolgreich zu meditieren, unterstelle ich mal. Dieses Glück hat, wie Mirco schreibt, mit liebender Güte zu tun. Warum ist das so?


    Ich meine, unser soziales Hirn lässt uns lächeln. Unser Lächeln beginnt im allerersten Lebensjahr und da ausschließlich im Kontakt zu anderen Menschen. Beziehungsweise kann es zu Beginn auch durch das gezeichnete und leicht bewegte Schema eines Gesichts ausgelöst werden – etwas später dann nur noch durch echte Gesichter, das Kind erschrickt vor der Attrappe.


    Der Gedankeninhalt, der verlässlich lächeln lässt, ist daher die tiefe Zuneigung zu einem anderen Menschen, würde ich sagen. Hier ist die Spur zu finden, die m.E. zu einem harmonischen Geist führt. Die Spur selbst, das Lächeln, ist aber bloß ein simpler Reflex. Eigentlicher geht es natürlich darum, Zuneigung für einen anderen Menschen auch wirklich empfinden zu können. Erst wenn das gelingt, dann darf die Achtsamkeit sagen: Erfolg!


    (Es ist übrigens zumeist nicht so, dass mir dieses Gernhaben gleich gelingen würde, selbst wenn ich an meinen Lieblingsmenschen denke.)


    Auch wenn das Lächeln also eine Art Anker ist, so gilt die Ausrichtung den Gefühlen im Hintergrund. Ich glaube, dieses Erfahren von Emotion kann sehr helfen, eine generelle Verbindung zum Wohlbefinden der anderen Menschen herzustellen, um das es nun gehen soll.


    Wieder handelt es sich m.E. nur um die soziale Beschaffenheit unseres Gehirns, das sich seit vermutlichen 100 000 Jahren organisch und größenmäßig kaum verändert hat. Diese uralte Beschaffenheit sagt schlicht Folgendes: Die Freude der Gruppe, in der wir sind, ist die eigene Freude – und zwar ohne alle intellektuellen Vorbehalte. Primitives Primatenhirn!


    Daher möchte ich diesen Zustand als geistige Harmonie bezeichnen, und zwar, weil ihm eine Ahnung von tiefem Glück folgen kann. Ein Gefühl, das irgendwie an Gold denken lässt, jedenfalls an Tagen, wo unser Primatenhirn chemisch ausreichend mitspielt. Vielleicht ist es allerdings auch Gott, der Hallo sagt :)


    Ein typisches Signal für das Empfinden von geistiger Harmonie scheint mir nun der nach dem Lächeln zweite Reflex: die Veränderung des Atemmusters – die Atmung wird reflexartig tiefer. Jetzt ist es, jedenfalls nach meiner Ansicht, erst möglich, die Atmung wirklich zu benutzen. Denn sie kann nun helfen, etwas so schwer Fassbares wie bewusstes Glück auszudehnen und ein bisschen darin zu baden. So sehe ich das mit der Atmung.


    Übrigens kann natürlich auch eine liebe Fellatorin tolle Gefühle schenken, insofern hat keks mit seinem Vergleich womöglich recht. Bloß würde ich auch dabei an was anderes als meine Atmung denken ;)