Sôhei:Es ist nach wie vor geschlossen und Glauben. Um was geht es: jedes beliebige Verhalten kann Ausdruck oder Teil einer voll verwirklichten Person sein. Aber welche Kriterien machen es denn möglich, festzustellen ob es im konkreten Fall eine verwirklichte Person ist oder nicht? Die Berufung auf eine andere verwirklichte Person ist ja selbst wieder abhängig von der Anerkennung dieser Person durch andere etc. Selbst der historische Buddha wurde ja nicht von allen als vollkommen Erwachter wahrgenommen (und ob er es war, ist - wenn man sich in dieser Frage entscheidet - eine Glaubensentscheidung). Zu sagen, dass hat seinen Grund darin, weil alle anderen eben nicht auf seinem Level waren, ist ja keine Begründung. Ich kann das Verhalten einer Person beobachten (z.B. ob sie sich einfühlsam, pädagogisch geschickt etc. verhält), aber nicht ob sie irgendeine Erleuchtung verwirklicht hat.
Wir reden hier ja zunächst mal nicht von "irgendeiner Erleuchtung" sondern von der einen Erleuchtung, es gibt keine Vielzahl von Erleuchtungen zumindest nicht in der hier sinnigerweise zugrundeliegenden Semantik / Wortdefinition.
Diese ist, wie Du richtig feststellst, eben nicht durch Beobachtung von Verhalten erkennbar, weil "jedes beliebige Verhalten Ausdruck oder Teil einer verwirklichten Person" sein kann. Das Erkennen derart verwirklichter Wesen untereinander ist vielmehr ein unmittelbares Wissen, das sich schon alleine dadurch erklärt, dass ein derart verwirklichtes Wesen alles über die Objekte und Phänomene weiss, die sich im Jetzt in seiner Wahrnehmung ausdrücken. Einfach weil es durch die Erleuchtung (= Einssein mit dem natürlichen Zustand) mit allem verbunden ist.
Und auf gewissen Weise hast Du recht: solange man nicht selbst erleuchtet ist, ist es eine Frage des Glaubens. Man kann es nicht ultimativ wissen, maximal intuitiv erfühlen. In Deinem vorletzten Post hast Du geschrieben: "ein geschlossenes Glaubenssystem" - das bestreite ich weiterhin. Es ist kein geschlossenes Glaubenssystem - es liegt alles offen für jeden, der sich dafür öffnet. Und es ist kein System. Ein System setzt per Definition eine Umwelt voraus. In Bezug auf das, von dem wir hier reden gibt es keine Umwelt - es umfasst und beinhaltet alles, was existiert und nicht existiert. Zugänge dazu, Wege dorthin können ggfls. Glaubenssysteme sein, aber der Zustand an sich ist allumfassend.