Beiträge von °°° im Thema „Meister Eckhart und der Zen Buddhismus“

    Ich (und ja auch Byung-Chul Hanh) weisen ja nur auf die Punkte hin, wo das nicht mehr hinhaut.
    Ich hab nichts gegen ein Studium von Meister Eckhardt. Aber gerade, wenn man ihn intensiv leist, sieht man die Unterschiede klar. (Und hier wurden ja nur ein paar dem zen ähnliche Zitate ausgewählt. Man kann aber auch ganz andere Predigten finden. Auch die Zitate aus dem Daodejing waren ja schon sehr zurechtgebogen).
    Der Unterschiede sind also nicht in der geschichtlichen Vorbeladenheit des Begriffes Gott, sondern eher in dessen Inhalt begründet.


    Dao ist eben kein höchstes Wesen. Es ist kein Wesen. Es tut nichts. Es ist auch nicht unveränderlich oder allmächtig oder allwissend. Es ist kein Schöpfer. Sondern die fließende, verändernde, unwissende Qualität des Seins.
    Und es gibt keinen Willen des Dao (und eigentlich auch kein ich, das dem entsprechen könnte).
    Dao ist auch nicht auf ein Ziel ausgerichtet, sondern zyklisch. Und eben keine Transzendenz. Auch kein Gegenüber.


    Inwieweit aber Joshu mit Weg Dao meint, oder eher Dharma, sollen die zennies rauskriegen. (Dharma wurde in der Anfangszeit des Buddhismus in China mit Dao übersetzt).
    Aber auch Dharma ist nicht Gott.


    Ich habe den Eindruck, das man mit einer Gleichsetzung weder dem Christentum, noch dem Buddhismus noch dem Daoismus einen Gefallen tut. Sicher kann man für einen Dialog ein paar Anknüpfungspunkte finden.
    Dialog meint aber nicht, den anderen in seiner Andersartigkeit zu nivellieren. Gerade aus christlicher Sicht hat man sich schon darüber beschwert, das Meister Eckhart so für fast jede Ideologie herhalten muss, egal ob Romantik, Esoterik, Buddhismus, Faschismus. Aber sicher gibt es auch die gegenteiligen Tendenzen - man versucht mit einem: Die anderen sagen im prinzip das selbe, den eigenen Glauben aufzupeppen. Die Zweifel erträglicher zu machen.

    Sehr schöner Lesestoff zum Thema, der sich nicht nur um Gleichmacherei bemüht, sondern (wie immer bei ihm) ziemlich exakt ist, findet man in "Byung-Chul Han - Philosophie des Zen-Buddhismus". Kosten so um die 4 Euronen. Und wie so vieles von Herrn Han sehr lohnend.


    Sicher gibt es bei einem Blick auf christlicher Mystik, Zen und Daoismus verbindende Elemente. Aber Gott ist eben nicht Buddhanatur und auch nicht Dao. So ist ein Blick auf beides geboten: Gemeinsamkeiten und Unterschiede.


    Christliche Mystik bleibt letztlich immer noch einer Transzendenz verhaftet, Zen (und im noch stärkeren Maße Daoismus) verweisen aus meiner Sicht dagegen immer auf die Immanenz, eben nicht auf Gott, Bei Meister Eckhardt soll immer noch Gott erstrahlen. Im Daoismus dagegen (und zum Teil auch im Zen?) ist da nur noch der Fluss des Seins, der Welt. Han zietiert da Issa (gut, der ist weder Christ noch Zennie, sondern Amida-Buddhist) und Basho:


    "Ein Mensch
    und eine Fliege
    im Raum."
    Issa


    "Nichts als Flöhe und Läuse -
    und nah an meinem Kopfkissen
    pisst dann auch noch ein Pferd."
    Basho


    Was übrigbleibt ist da IMHO nach tiefste Einfachheit, tiefste Alltäglichkeit, nicht das Strahlen Gottes.
    Aber gute Idee. Werd mir das Buch mal wieder zur Hand nehmen. Hab jetzt meist mehr in seinem "Abwesen" gelesen.
    Meister Eckhardt scheint mir immer noch die Heiligkeit Gottes zu betonen, ich seh in der Nicht-Heiligkeit der offenen Weite aber schon eine ganz andere Betonung. Aber man könnte ihr noch beiden etwas gesitiges abgewinnen. Im Dao geht aber auch das noch flöten. :lol: