Beiträge von Mirco im Thema „Citta, Viññāṇa, Mano“

    Buddhaghosa:

    Also gehst du auch davon aus, dass diese Lücken nicht in den Sutten zu finden sind?


    Hab noch nichts davon gehört, dass es in den Sutten zu finden sei. Vielleicht lässt sich was dazu finden, vielleicht auch nicht. Ich habe mich bisher nicht sehr dafür interessiert, da es für meinen Alltag keine Rolle spielt.


    Schöne Grüße

    Hallo Florian,


    Buddhaghosa:

    Ich glaube, ich verstehe die Frage nicht nicht so ganz. Abhidhamma als Ausdruck von Buddhas Meditationserfahrungen passt wohl genau so ins Lehrkonzept wie Sariputtas Meditationserfahrungen in MN 111. Welche Funktion hat dieses Sutta?


    Ich sehe das so: Wenn einer wie der Ehrwürdige Sariputta oder der Buddha ihre Meditationserfahrungen in eine Lehrrede einfließen lassen, so hat das den Nutzen, dass der Übende seine eigenen damit vergleichen und abgleichen kann, um zu wissen, dass sie/er auf dem richtigen Weg ist.


    Das abhi dhamma scheint aber keine solche Lehrrede zu sein, in welche die Meditationserfahrung als Werkzeug einfloss. Auf mich macht es eher den Eindruck, als wenn Bhikkhus späterer Zeiten Elemente der Lehre aus der Situation, und damit dem Nutzen, freigestellt und kompiliert haben.



    Buddhaghosa:
    Mirco:

    Zur Dauer von Bewußtseinsmomenten habe ich neulich mal wieder eine Zahl gehört: etwa 10.000 pro Sekunde sollen es sein. Diese einzeln und 'in Zeitlupe' entstehen und vergehen zu sehen und die 'Lücken' dazwischen zu erkennen, ist wohl erst in den arupa jhanas möglich.


    Miroc, wo kommt eigentlich die Lehre von den Lücken zwischen den Bewusstseinsmomenten her und was sind das für Lücken?


    davon gehört habe ich bei einem Dhamma-Vortrag, bei welchem ich persönlich anwesend war. Es floss als Anekdote ein. Die 'Lücken', tja, was sind die? Ich habe sie aus mangelndem Fortschritt noch nicht erlebt, aber angeblich, führe es zu besonderer Einsicht, was Anatta angeht, wenn man selber schaut dass ein Bewusstseinsmoment zu Ende ist, bevor ein neuer entsteht.
    Nicht aber würde ich das als Lehre frei wo hinstellen, noch lehrt der Bhikkhu es als Weg noch stellt er es als Lehre hin. Es war einfach eine Anekdote. Vielleicht war sie auch auf einen der bei dem Retreat anwesenden gemünzt.



    Schöne Grüße

    mukti:

    Glaubst du dass das alles heutzutage jemand wahrnehmen kann?


    Ja, das glaube ich. Mir ist ein Bhikkhu persönlich bekannt, der dies 'kann' und der wiederum kennt und weiß von anderen, denen das auch zuteil wurde. Das ist gar keine sooo große Sache. Das passiert halt auf dem Weg nach Nibbana.


    Schöne grüße

    mukti:
    Florian:

    ..durch die Analyse des Geistes mittels Vipassana sehe ich wie, wann und mit welcher Qualität der Geist mit seinen Geistesfaktoren entsteht-vergeht.


    So stelle ich mir das vor, deshalb versuche ich zuerst fundamentale Prinzipien zu verstehen. Der menschliche Geist ist ziemlich kompliziert. Und dann hängt das auch alles mit "unsichtbaren" oder schwer erkennbaren Dingen zusammen, wie z.B. Bhavanga (unterbewusste Strömumg), Patisandhi-Citta (Wiedergeburts-Bewusstsein), Vipaka-Citta (Kammaresultat), und ein Bewusstseinsmoment soll nur einen winzigen Bruchteil einer Sekunde bestehen...Nachprüfbarkeit erscheint mir da in weiter Ferne.


    Aber ist es nicht gerade das, was Seine Lehre ausmacht? Überprüfbarkeit durch Anwendung? Ich denke nicht, dass Er eine Lehre geschaffen hat, die es intellektuell zu verstehen gilt. Ich denke, dass hier jedes Verstehen mit dem Erfahren einher geht. Anders ist es ja auch nicht ein rechtes Verstehen, sondern nur ein darüber nachdenken.


    Zur Dauer von Bewußtseinsmomenten habe ich neulich mal wieder eine Zahl gehört: etwa 10.000 pro Sekunde sollen es sein. Diese einzeln und 'in Zeitlupe' entstehen und vergehen zu sehen und die 'Lücken' dazwischen zu erkennen, ist wohl erst in den arupa jhanas möglich.


    Schöne Grüße

    Buddhaghosa:

    ich denke, die Themen des Abhidhamma-pitaka sind auf jeden Fall durch eigene Meditation nachprüfbar. [...] durch die Analyse des Geistes mittels Vipassana sehe ich wie, wann und mit welcher Qualität der Geist mit seinen Geistesfaktoren entsteht-vergeht und dies findet im Dhammasangani und Patthana - den Schwerpunkten des Abhidhamma-pitaka - seinen Ausdruck.


    Hallo Florian & mukti,


    ja, es findet dort seinen Ausdruck. Aber wie passt das Lehren des abhi dhamma in das Lehrkonzept des Buddha, nachdem Er den in jeder Hinsicht effizientesten Weg nach Nibbana zu beschrieb? Welche Funktion hat das abhi dhamma in Seinem Lehrgebäude im Hinblick darauf?


    Schöne Grüße

    Buddhaghosa:

    für so etwas ist http://suttacentral.net/ auch sehr nützlich. Geht man in eine der Pali-Sutten rein kann man sich ein Pali-Wörterbuch dazu schalten.


    Hallo Florian,


    gute Seite. Ich benutze immer noch den Digital Pali Reader. Der ist m.M.n. besser zu bedienen und die Funktionen der eingebundenen Nachschlagewerke sind um einiges umfangreicher.


    Schöne Grüße

    [off topic]


    mukti:

    Mag sein, aber selbst wenn es im Abhidhamma exakt definierte Begriffe gibt,
    so weisen sie doch oft auf etwas hin das gewöhnlich nicht ersichtlich ist.


    So ist es wohl. Kann ja auch sein, dass keine falschen Sachen drinne stehen, ich bezweifle aber, dass Abhi Dhamma vom Buddha gelehrt wurde. So verstehe ich auch nicht, so etwas wie "Abhi Dhamma für den Alltag" zu basteln, dafür gibt es doch die Sutten. Nun gut, aber dass sind nur meine Meinungen.


    Schöne Grüße

    Hallo mukti,


    hier mal ein Erklärungsversuch des Pāḷi-Forschers und Übersetzers T.W. Rhys Davis zu citta:


    Zitat

    Man versteht die Bedeutung von citta am Besten, wenn zum Erläutern uns vertraute Begriffe verwendet werden,
    z.B. mit Herz und Seele; ich habe keinen Mut (Herz), dass zu tun; Gesegnet sind die, welchen reinen Herzens.
    Die Beispiele heben die emotionale und Entscheidungsbezogene Seite gegenüber der geistigen, rationalen Seite (hierfür siehe manas & viññāṇa) hervor. So könnte man citta übersetzen mit Absicht, Impuls und Gestaltung; Stimmung, Gemütszustand und Reaktion auf Eindrücke.
    Erst bei der späteren, scholastischen Sprache haben wir recht, wenn wir den technisch abgegrenzten Begriff "Gedanke" verwenden.
    Entgegen dieser (scholastischen) Sichtweise muss darauf hingewiesen werden, dass citta in den Nikāyas von 150 Fällen fast immer in der Einzahl (=Herz) steht, aber nur drei Mal in der Mehrzahl (=Gedanken).


    hier oder hier

    Elliot:
    Zitat

    "Und wie, ihr Bhikkhus, verweilt ein Bhikkhu, indem er Geist als Geist betrachtet [15] ( citte cittānupassī viharati ) ?


    Da versteht ein Bhikkhu einen Geist, der von Begierde beeinträchtigt ist, als von Begierde beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht von Begierde beeinträchtigt ist, als nicht von Begierde beeinträchtigt. Er versteht einen Geist, der von Haß beeinträchtigt ist, als von Haß beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht von Haß beeinträchtigt ist, als nicht von Haß beeinträchtigt. Er versteht einen Geist, der von Verblendung beeinträchtigt ist, als von Verblendung beeinträchtigt, und einen Geist, der nicht von Verblendung beeinträchtigt ist, als nicht von Verblendung beeinträchtigt. Er versteht einen zusammengezogenen Geist als zusammengezogen, und einen abgelenkten Geist als abgelenkt. Er versteht einen erhabenen Geist als erhaben, und einen nicht erhabenen Geist als nicht erhaben. Er versteht einen übertrefflichen Geist als übertrefflich, und einen unübertrefflichen Geist als unübertrefflich. Er versteht einen konzentrierten Geist als konzentriert, und einen unkonzentrierten Geist als unkonzentriert.


    Er versteht einen befreiten Geist als befreit, und einen unbefreiten Geist als unbefreit."(MN 10)


    Jo.
    Und Fragen zum Detail klären sich bei Bedarf später eh 'von selbst' ;)


    Schöne Grüße