sascha_108:Hälst du den Atem also für ungeeignet, weil der ja eigentlich recht instabil ist?
Aber nein.
Die Atembetrachtung ist in allen Traditonen üblich. Nicht grundlos.
Buddhagosa:
Zitat
Hab ich mir nicht ausgedacht.
Der folgende Text ist in meinen Augen die beste Erläuterung zu diesem Thema - und damit war es für mich abgeschlossen.
Könnte das selber nicht so klar in dieser Kürze formulieren.
Nach all dem was ich aber sonst noch so gelesen, sinniert , mit Usern hier "gesprochen" und praktizierte, empfinde ich diese Erläuterung als völlig richtig.
Das ist aus dem Berzinarchiv, also der tibetischen Enzyklopädie. Einen Theravadakommentar habe ich nicht vorliegen.
Bitte das zu entschuldigen. In diesem Unterforum.
ZitatAlles anzeigenShamatha: ein still gewordener und zur Ruhe gekommener Geist
Shamatha (tib. zhi-gnas, ruhiges Verweilen), ein still gewordener und zur Ruhe gekommener Geist, ist mehr als nur vertiefte Konzentration. Es ist nicht lediglich ein Zustand des Geistes, der von den Hindernissen für Konzentration befreit und einsgerichtet (tib. rtse-gcig) auf einem Objekt oder in einem bestimmten Zustand zur Ruhe gekommen ist. Er wird zusätzlich von einem weiteren geistigen Faktor (tib. sems-byung) begleitet: einem Gefühl von physischer und geistiger Leistungsfähigkeit (tib. shin-sbyangs, Geschmeidigkeit, Flexibilität).
Ein Gefühl von physischer und geistiger Leistungsfähigkeit ( * )ist der geistige Faktor, sich völlig dazu fähig zu fühlen, etwas zu tun – in diesem Falle, völlig auf etwas konzentriert zu bleiben. Er ist sowohl anregend wie glückselig, aber auf eine nicht störende Weise.
Von den beiden wichtigsten Arten der Meditation, klar erkennender (tib. dpyad-sgom, analytische Meditation) und stabilisierender (tib. ‘ jog-sgom, fixierende Meditation), ist Shamatha ein Beispiel für letztere.
Als Nebenprodukt bringt Shamatha außersinnliches Gewahrsein( ** ) (tib. mngon-shes, höher entwickeltes Gewahrsein) hervor, wie die Fähigkeit, Dinge aus einer großen Entfernung sehen und hören zu können und sich anderer Menschen Gedanken bewusst zu sein. In seinem Werk „Licht für den Pfad zur Erleuchtung“ (tib. Lam-sgron, Skt. Bodhipathapradipa), betont Atisha, der indische Meister des späten zehnten Jahrhunderts, die Wichtigkeit, diese Fähigkeiten zu erlangen, um anderen besser helfen zu können.
Vipashyana: eine außergewöhnlich wahrnehmungsfähiger Geisteszustand
In sich selbst besitzt Shamatha nicht den Geistesfaktor der subtilen Unterscheidungsfähigkeit (tib. dpyod-pa, genaue Prüfung, Analyse). Subtile Unterscheidungsfähigkeit ist ein aktives Verständnis der feineren Details der Natur einer Sache, nachdem man sie sorgfältig untersucht hat. Sie impliziert kein verbales Denken, auch wenn sie von verbalem Denken eingeleitet sein mag. Daher betont Vipashyana von den beiden wesentlichen Arten der Meditation, unterscheidender und stabilisierender, die erste.
Wenn über Shamatha hinaus der Geistesfaktor*** subtiler Unterscheidungsfähigkeit und ein zweites Gefühl, das von körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit, vorhanden sind,wird der Geisteszustand zu Vipashyana (tib. lhag-mthong, Pali: vipassana, besondere Einsicht), einem außergewöhnlich wahrnehmungsfähigem Zustand des Geistes. Das zusätzliche Gefühl von Leistungsfähigkeit ist das Gefühl, völlig dazu fähig zu sein, die subtilen Details von allem zu unterscheiden und vollständig zu verstehen. Vipashyana muss nicht unbedingt auf Leerheit oder die vier edlen Wahrheiten ausgerichtet sein, obwohl das im Sutra im Allgemeinen der Fall ist.
Wenn ein Geisteszustand ein Zustand von Vipashyana ist, ist er automatisch auch ein verbundenes Paar: Shamatha und Vipashyana (tib. zhi-lhag zung-‘brel). Bei einem verbundenen Paar wird einer der beiden Teile – in unserem Fall Shamatha – zuerst erlangt, und dann wir der zweite Teil – in unserem Fall Vipashyana – ihm hinzugefügt (ihm verbunden).
Daher können wir, auch wenn wir an Vipashyana arbeiten können, bevor wir Shamatha erlangt haben, Vipashyana nicht erlangen, bevor wir zuerst Shamatha erlangt haben.