Dazu fällt mir Jeff Shores Vortrag zu Boshan ein. Beide Seiten.
https://beingwithoutself.files…m/2011/07/great_doubt.pdf
Es scheint alles immer wieder zu kommen, und ein ewiges Thema zu sein.
"7. Die Krankheit des Schauspielerns
Wenn du in deiner Zen-Praxis den Zweifel nicht entfachen kannst, denkst Du vielleicht: „Augen sehen, Ohren hören, die Zunge spricht, die Nase riecht, die Hände greifen, die Füße laufen. All dies ist die wahre Natur des spirituellen Selbst!“ Dann glaubst Du, Du seist erleuchtest und fängst an, Leute mit durchbohrenden Blicken anzusehen, sie zuzutexten, auf dieses zu deuten und gegen jenes zu treten – und denkst dabei, all dies sei die Verkörperung des Buddha-Dharma. Auch dies ist nur Dein schwankender Geist; es ist nicht Zen.
Seit jeher wird so etwas als vorübergehender Wahnsinn betrachtet, es ist so, als würdest du den formellen Stuhl des Meisters besteigen, mit einer einschüchternden Grimasse, festgefroren im Gesicht. Was wird Dir das angesichts des Todes nutzen? Noch schlimmer sind jene, die diesen Krempel an nachfolgende Generationen übertragen und ohne die geringste Scham die Spenden jener annehmen, die ihnen vertrauen. Werden sie nach dem Dharma gefragt, schreien sie oder lachen laut auf. Sie haben sich selbst nie wirklich erforscht, das heißt, sie können ihre samsarische Lebenswurzel nicht durchtrennen. In dieser Situation werden auch unzählige gute Taten zum Werk des Teufels. Und all das, weil sie nicht erkannt haben, dass sie mit ihren Errungenschaften weit vom Ziel entfernt sind.[...]
9. Die Krankheit der Selbstverliebtheit
Wenn du in deiner eigenen Praxis unfähig bist, den Großen Zweifel zu entfachen, verfällst du vielleicht in selbstverliebtes und wildes Verhalten. [...] Du prahlst in der Öffentlichkeit herum und bildest dir ein, die große Sache aufgelöst zu haben. Siehst Du einen ehrenwerten Lehrer eine Meditationshalle eröffnen, Regeln für die Sangha verlesen, Zazen praktizieren, den Namen Buddhas anrufen und andere tugendhafte Dinge tun, lachst Du höhnisch und verfluchst ihn. Weil Du unfähig bist, wahrhaftig zu praktizieren, störst Du jene, die dazu in der Lage sind. Unwissend, wie man ernsthaft die Sutren rezitiert, seine Religion ausübt oder seine Fehler bekennt, behinderst Du die Anderen. Du unterbrichst jene, die sich ernsthaft erforschen und bist unfähig dazu, es selbst zu tun. Du kannst keine eigene Meditationshalle eröffnen und legst Dich deshalb mit denen an, die es tun.
Du unterbrichst jene, die das wahre Dharma lehren, und bist unfähig dazu, es selbst zu tun. Siehst Du einen verdienten Lehrer, wie er vor einer großen Versammlung einen Dharma-Vortrag hält, ersinnst Du komplizierte Fragen und ergehst Dich in albernen Diskussionen, gibst einen Zen-Schrei von Dir oder verteilst Klapse. Ein echter Lehrer erkennt solche Dinge als Gespenster, die in deinem Kopf ihre Spielchen treiben. Wenn er keine Nachsicht zeigt, fängst du an, Gerüchte in die Welt zu setzen: „Er versteht das Dharma-Gesetz nicht, wie schade!“
Dein schwankender Geist ist davon wie besessen: Machst Du so weiter, schlägst Du teuflische Wege ein und begehst ernsthafte Verfehlungen. Sobald Dein gutes Karma verbraucht ist, wirst Du in die Hölle unablässigen Leidens fallen: „Auch gute Absichten haben schlechte Folgen.“ Ach!"
Ein kleines Schlupfloch läßt Boshan uns aber offen:
[...] Wenn Du wahrhaftig den Weg suchst, so vertraue ich darauf, dass Du solche Ansichten verwerfen wirst. Dann kannst Du Dich mit anderen in der Sangha auf die Suche machen und gemeinsam daran arbeiten, die wichtigen Dinge im Auge zu behalten. Auch wenn Du den Weg nicht erkennst, wirst Du doch letztlich nicht auf so einen schlechten Pfad abgleiten. Wenn Du auf dem Weg bist, musst Du Dich vor diesen Gefahren in Acht nehmen."
Mein erster Lehrer hatte nicht die geringste Berechtigung zu irgendwas. Trotzdem hat er 30-40 Jahre lang ein Dojo offen gehalten. Er war immer da.