Beiträge von diamant im Thema „Ein paar fragen zu Zen“

    Dank an Ji'un Ken für den Buchtipp.


    Die Fragen von Eugen (Calvin) hier beantworte ich so:


    1. Was glauben Zenbuddhisten was nach dem Tod passiert.


    Ich kann das nur für mich sagen. Für den Toten: nichts. Wenn es etwas gibt, dass in der Zenmeditation erkannt wird, dann der Zusammenhang des Bewusstseins, der Gedanken, der Gefühle mit dem Denkapparat und seinen Funktionen. Mein Selbstverständnis wird durch meine Gedanken erzeugt, so auch meine Illusionen. Wenn die übliche Gedankentätigkeit gewissermaßen zum Erliegen kommt und eine Art "reiner" Wahrnehmung - ohne Wertung und Benennung - geschieht, so ist diese dennoch, zumindest in der Retrospektive, als an ein funktionierendes Hirn und an einen lebendigen Menschen gebunden erkennbar. Wenn das Hirn also nicht mehr funktioniert, wenn der Mensch dann tot ist, ist nicht einmal das mehr zu erwarten.


    2.Wie sieht der Alltag eines Laien aus außer Zazen, wird da z.b auch rezitiert ?


    Es gibt auch einen Alltag eines Laien ohne Zazen oder ohne regelmäßiges oder häufiges Zazen. Der Unbuddhist hat hierzu gerade auf Bücher von Peter Hershock hingewiesen. Meine Empfehlung ist, die Geisteshaltung, die von Huineng und anderen empfohlen wurde (Offenheit, Loslassen der Gedanken, Nicht-Bewerten) im Alltag anzuwenden, wenn es derartige Situationen erfordern (es gibt auch Situationen, wo es nicht angebracht ist). Rezitieren ist vollkommen überflüssig. Es hilft aber Menschen bei dieser Konzentration oder der Strukturierung ihres spirituellen Lebens.


    Für mich unterscheidet sich der Alltag eines (Zen)Laien nicht wesentlich vom durchschnittlichen Alltag, es wird also nicht bemüht nach "religiösen" Tätigkeiten gesucht. Vielmehr wird in Alltagshandlungen im Detail sichtbar, was es bedeutet. Ich habe heute einen Gast, der sich Bananenmilchtee aus meinem Kühlschrank nahm, zwei Schluck aus der Flasche trank und dann sagte, das schmecke nicht, gebeten (da dies schon mal vorkam), doch zunächst einen Schluck in ein Glas zu geben und mir ggf. die angebrochene Flasche da zu lassen. Ich stelle in meinem Umfeld fest, wie leicht da unachtsam verschwendet wird, insbesondere bei Nahrungsmitteln. Weil ich mein restliches Hühnchen nicht mehr vertrug, habe ich es einem Hund gebracht. Weil mir Beamte auf die Nerven gingen, die den ganzen Tag lang nicht ans Telefon gingen, schickte ich ihnen eine SMS: "Heb den Hörer ab!" Bekannte meinten daraufhin, ich würde deshalb Probleme bekommen. Die Fähigkeit, nicht dauernd zu kuschen und neben Höflichkeit und Demut auch mal klare Ansagen machen zu können, das ist auch gelebter Zen-Alltag, weil man seine Ängste (vor anderen) nicht mehr so in den Vordergrund stellt.


    3. Gibt es Sutras oder Bodhisatvas bzw Buddhas die im Zen eine wichtige Rolle spielen ?


    Der Bodhisattva sollst du selbst sein, den Bodhisattva in dir erkennen. Die klassischen Sutren mit Bedeutung im Zen sind meiner Ansicht nach vor allem: Herzsutra, Diamantsutra, Kegonsutra, Shurangamasutra, Lotussutra, Vimalakirtisutra, Mahaparinirwanasutra (des Mahayana), Lankavatarasutra. Plattformsutra. Ferner sollte man sich natürlich mit Dogens Werk und den diversen Koansammlungen beschäftigen.