Beiträge von EinGedanke im Thema „Stimmung nach einem längeren Vipassana-Retreat“

    Hi Vesha,


    vielleicht solltest du auch für dich selbst die Frage nach der Motivation stellen. Deiner Erwartungshaltung nach hattest du gehofft entspannter zu werden. Einsicht führt zwar zur Loslösung und Entspannung, jedoch kann der Weg der Einsichtsmeditation teilweise brutal unangenehm und sehr hart sein. Wenn dich diese Art der Vipassana-Tradition wie sie dort bei diesem Retreat gelehrt wurde anspricht und du diesen Weg ernsthaft gehen willst, dann wäre es eventuell sinnvoll dich näher mit den Vipassana nanas (Stufen) zu beschäftigen. Wenn es z.B. der Mahasi-Sayadaw Vipassana-Stil war dann kann ich dir dieses Buch von Daniel Ingram empfehlen (auf deutsch sind glaub ich nicht alle Kapitel übersetzt worden) -> http://www.buddhistische-gesel…/downloads/mctbgerman.pdf


    Vor allem die Kapitel ab "Der Fortschritt der Einsicht". Das ist ein sehr spezieller Pfad in dem auch Stufen wie Angst, Elend und Ekel vorkommen. Die Erfahrung dieser muss nicht unbedingt schlimm sein, aber für manche ist es ein totaler Horror den man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Es kann also sein, dass du dich mitten auf diesem Pfad befindest und die von dir genannte Angst, Traurigkeit damit zusammenhängt und es wichtig wäre für dich nicht in diesem Bereich zu stagnieren, sondern weiter zu gehen. Es kommt häufig vor, dass Leute ab diesem Zeitpunkt aufhören weiter zu meditieren weil es ihnen so schlecht geht und über Jahre hinweg in einer sehr negativen Schwebe bleiben.
    Aber das ist etwas was nur du wissen kannst und eventuell der Meditationslehrer mit dem du gesprochen hast. Wichtig wäre es mit Leuten in Kontakt zu bleiben die diesen Weg und seine Sackgassen sehr gut kennen. Es kann auch sein, dass du etwas völlig anderes getan hast und dich grötenteils nur denkend durch diesen Retreat bewegt hast, aber wie gesagt, kannst nur du es einschätzen.


    Wenn es dir eher um Entspannung als Einsicht geht, wäre ein Samatha-Retreat anstelle von Vipassana das bessere für dich. Nach 3 Wochen intensivem Samatha würdest du mit Sicherheit sehr entspannt zurückkehren. Das ist auch so eine Sache, vielleicht bist du in diesen Vipassana-Retreat mit einer schlechten Grundlage eingetreten oder hast dort verhältnismäßig für deine Befassung zu wenig Samatha gemacht.


    Sollte dir dieser Weg nicht mehr zusagen solltest du es vielleicht mal mit Zen versuchen oder auch eine Vajrayana-Richtung die dich vielleicht anspricht. Die Praktiken in diesen Traditionen unterscheiden sich zum Teil stark und sind eventuell besser für dich geeignet.