Beiträge von Yoni im Thema „Unverständnis bei Christen wegen "Fehlen höherer Instanz"“

    Zitat

    Man kann sich lediglich aussuchen, welche Art der Fehler man in Kauf nimmt.


    Lieber erkennen als in Kauf nehmen ;) ..zumindest die "eigenen".


    Es ist auch schwierig einleuchtend darzulegen, dass keine höheren Instanzen notwendig sind, solange man nicht erwacht/man davon frei ist. Wenn ich z.B. Karma wie ein Bankkonto denke, auf dem ich "abhebe" oder "einzahle", ist genau das meine höhere Instanz, die mein un-/moralisches Handeln bestimmt ... kein Wunder, dass die Irritation bei "den anderen" dann ebenso anhält :D
    Dem selbstlosen Christen ist es aber bestimmt auch gleich, ob ihn sein heilsames Handeln näher zu Gott bringt - denn eigentlich ist er da bereits (und das kann man im Dialog auch extrem gut mal einfach so stehen lassen). Dann braucht er "seinen Gott" auch nicht mehr verteidigen. Liefe darauf hinaus dass er frei wäre :D

    Jup, ich weiß was du meinst, aber das wäre imho simpel ne Fehlinterpretation des Dharma.
    Mir kam auch gleich das Beispiel der Theravada-Mönche in den Sinn, die Frauen nicht berühren dürfen, was zur Folge hat, dass es viele unterlassen würden einer Frau in Lebensnot unmittelbar zu helfen.


    Unheilsames zu unterlassen und Heilsames zu fördern verbunden mit dem Wunsch, dass alle Wesen glücklich sein mögen - das hat so gut wie nichts mit Macht zu tun, außer "meiner eigenen" Heilsames zu fördern und Unheilsames zu unterlassen. Und klar unterlasse ich Heilsames, wenn Kinder in den sog. Schwellenländern verhungern - aber es spricht auch nichts dagegen wenigstens meinem nahen Umfeld zu helfen, wo ich das "einfacher" (einfacher im Sinne von unmittelbarer) kann.


    Byung-Chul "tut" auch meiner Meinung nicht "so" als wenn es gewaltloser wäre. Er erwähnt diesen Aspekt lediglich im Zusammenhang mit dem nicht-vorhanden-Sein einer Innerlichkeit (der Leerheit) und der Befreiung dadurch vom Menschen/Ego als auch eines Gottes, ... dem Fakt, dass eben keine höhere Seinsebene nötig ist. Er schlägt damit außerdem den Bogen zum "alltäglichen Geist", der sicher nicht zögert seiner 75-jährigen Nachbarin die Einkaufstasche tragen zu helfen, wenn man sie im Flur gerade trifft. Das macht der Christ wohl auch, ebenso wie der Buddhist, hier und da.


    Zitat

    Natürlich kaan das Nebulöse, das Byung-Chul Han schätzt, an anderen Stellen auch Offenheit und Freheit bedeuten.


    jenau, und das stand mir, und wahrscheinlich auch Byung-Chul, im Vordergrund, anstatt krampfhaft Kritik an dieser Aussage zu üben.

    Fakt für mich ist, dass das Festbinden in deinem Beispiel an sich ja schon ein Gewaltakt ist. Und die Ursache dafür, dass diesem Wesen Leid geschieht. Da hat man wohl einfach die Verantwortung für das Leid abgegeben.
    Diese Praxis rechtfertigte sich außerdem auch bestimmt nicht aus dem Buddhismus heraus, sondern dem bestehenden Rechtssystem (das den B. zwar schon als kulturellen Hintergrund hatte, aber nicht die Ursache dieser Praxis ist bzw. war).

    Nun ... Byung-Chul Han hat das, womit "die Christen" beim Buddhismus ernsthafte Vorstellungsschwierigkeiten haben, in seiner "Philosphie des Zen-Buddhismus" ganz nett beschrieben, und ich kann ihn da am Besten mal auszugsweise zitieren:


    "Das b. Nichts ist alles andere als eine Substanz.. Es ist weder >in sich seinend< noch >in sich ruhend und beharrend<. Vielmehr ist es gleichsam in sich leer.
    .... Das Nichts besagt eher, dass nichts herrscht. ... der Buddha repräsentiert nichts. Er verkörpert nicht die unendliche Substanz in einer individuellen Vereinzelung."


    Deswegen schauen die meisten auch irritiert wenn sie Linji lesen: "Wenn ihr Buddha trefft, tötet Buddha."
    Klar zu machen wäre demnach, dass das Fehlen von "Gott" kein Mangel, sondern gerade die Stärke des Buddhismus ist.
    Byung-Chul Han: "Die Abwesenheit des "Herrn" entbindet den B. ferner von jeder Ökonomie der Herrschaft. Die fehlende Konzentrierung der >Macht< auf einen Namen führt zu einer Gewaltlosigkeit. Niemand repräsentiert eine >Macht<.
    ... er ist frei vom Anrufungstrieb. ................. Die Mitte ist überall. Jedes Seiende bildet eine Mitte, die nichts ausschließt, spiegelt es ganz in sich. ... So erblüht das Universum in einer einzigen Pflaumenblüte."


    *Tränewegwisch* ...sooo schööön! :D