Beiträge von Anandasa im Thema „Wozu Buddhistische Praxis..“

    Zitat

    Da das Ziel ja das auflösen des Ichs ist


    Das Ziel ist es Leiden zu verringern oder gar zum Verschwinden zu bringen. Buddha lehrte, dass Leiden durch Gier, Hass/Wut, Anhaftung und Verblendung entsteht. Wenn du willst, kannst du als Experiment für einige Wochen dich selbst beobachten und schauen, ob du diese Dinge in dir hast. Sich von diesen Dingen zu befreien, erlöst nicht nur vom Leiden, sondern es hält den Verstand gesund und klar. Die Lehren sind daher auch eine Art Geistesschulung. Als nächstes Experiment könnte man schauen, wie andere Menschen an Gier, Hass/Wut, Anhaftung kleben. Ich habe das einfach mal so bei mir und anderen beobachtet und festgestellt, das es teilweise katastrophal ist (mich eingeschlossen). Ich bin daher sehr froh Buddhas Lehren gefunden zu haben.


    Ich vermute, dass man den Wert in den Lehren Buddhas erst richtig begreift, wenn man mal richtig in Nöten steckt und Hilfe braucht. Im Laufe eines Lebens kommt dieser Moment auch bei den tollsten Typen und dann bietet der Buddhismus aus meiner Sicht viel. Wenn man den Geisteszustand älterer Leute ansieht, sind die Unterschiede oft enorm. Der Eine hat seinen Geist gesund halten können, der Andere nicht (oder hat das langsame Erkranken nie bemerkt). In buddhistischen Text wird oft behauptet, dass bedeutende buddhistische lehrer bis in den Tod geistig völlig klar und gesund waren. Ob das immer so ist sei mal dahingestellt, ich denke aber schon, dass es hilft den Vertand klar zu halten.


    Zitat

    Was ich auch nicht verstehen kann, ist wie man ohne Ich ohne Ego als Individuum weiterhin existieren kann.


    Es gibt ein natürliches Ich, weil es ja auch einen Christos gab, der diesen Thread eröffnet hat. Alles weitere ist aber vom eigenen Geist konstruiert worden um ein Ich zu bilden. Der Geist tut dies, weil man z.B. als Individuum in einer Gemeinschaft als wertvoll angesehen werden will. Der Mensch ist ein Herdentier, das immer die Gemeinschaft sucht, die es braucht um zu überleben. Darum tut er dies automatisch. Tatsächlich ist aber das Ich ein konstruiertes Ich und kein tatsächlich vorhandenes. Im Buch "Die Essenz der Lehre Buddhas" vom Dalai Lama wird dies sehr gut und anfängergerecht erklärt. Da die Bildung eines Ichs über Jahre und Jahrzehnte ständig eintrainiert worden ist und als selbstverständlich angesehen worden ist (weil ich natürlich ein toller Typ bin, meine Eltern stolz auf mich sein wollen, ich in der Schule bestehen muss, etc.), ist dies sehr schwer zu erkennen. Eine Definition von Erwachen ist es keiner Täuschung zu unterliegen und damit auch nicht der Täuschung, dass das Ich in Wahrheit ständig vom Geist konstruiert wird.


    Es ist kein Selbst vorhanden, aber ein Citta. Das Citta besteht aus Geist und Herz. Man ist also nicht nur Geist, sondern hat auch ein Herz (weil der Mensch wie gesagt ein Herdentier ist und deswegen eine soziale Ader braucht, aber das ist nur meine eigene Theorie). Damit ist man kein kaltes Wesen, sondern kann für andere Mitgefühl, Mitfreude, Großzügigkeit, etc. haben und es weiterentwickeln. Dies zu tun ist das Hauptmittel in der Lehre Buddhas um gegen Gier, Wut/Hass, Anhaftung anzukommen (neben der Meditation). Insofern ist Buddhismus nicht nur eine Lehre um den Geist gesund zu halten, sondern auch eine Art "Herzensangelegenheit" anderen Menschen gegenüber und daher auch auf gewisser Weise auch mit religiösem Inhalt.


    Grüße, Anandasa