Beiträge von Jojo im Thema „Praxis mit der Sangha“

    sakko:

    Wer ist eigentlich auf den Gedanken gekommen, dass mehrere Personen zusammen meditieren.
    Für andere wäre es sicher unangenehm, wie ich mich in der Vertiefung verhalte.
    Widerspricht eine Meditationsgemeinschaft nicht der Lehre, dass das jeder für sich machen solte?


    sakko


    Ich glaube, das war der Buddha. Jedenfalls steht doch überall, dass die sich während der Regenzeit immer zusammengehockt haben, oder?
    Wie verhältst du dich denn in der Vertiefung? Ich dachte, da sitzt man ganz still und ist ein überaus angenehmer Zeitgenosse :shock:

    Elke:
    Jojo:


    Wenn da aber jemand kommt, der von mir erwartet, dass ich jetzt besonders nah oder lieb bin, dann krieg ich Pickel.


    Warum?


    Weiß nicht :(
    Bin offenbar etwas unausgeglichen.
    Will die Situationen auch nicht so gerne im Detail schildern.

    Inzwischen hat sich alles beruhigt. Die Themen des letzten Jahres haben sich erledigt.
    Heute kam ein für mich neues Problem auf, hatte ich so noch nie.
    Manchmal kommen Leute in die Sangha, die suchen Freunde.
    Meine Erfahrung ist, wenn man lange zusammen praktiziert, wird man fast zwangsläufig Freunde.
    Wenn da aber jemand kommt, der von mir erwartet, dass ich jetzt besonders nah oder lieb bin, dann krieg ich Pickel.

    Ji'un Ken:

    Willst du das denn, auf dieser Achterbahn mitfahren?


    Ist das eine Frage des Wollens?


    Zitat

    Was verstehst du unter einem "Good-Boy-Syndrom", Jojo?


    Dasselbe wie das Good-Girl-Syndrom:
    "Wenn ich lieb bin, wird alles gut".
    Bei Männern:
    "Wenn ich alles richtig mache, wird alles gut."
    Nein. Wird es nicht.

    vielen DAnk an alle übrigens, da sind ein paar schöne Beiträge zusammen gekommen, finde ich.
    Wir haben uns inzwischen wieder berappelt.
    Aber das Thema ist noch nicht ganz gegessen. Ein oder zwei Leute leiden sehr am Good-Boy-Syndrom. Meine Frage ist jetzt, wie ich es schaffe, auf dieser Achterbahn nicht mitzufahren, ohne sie abzuwerten.
    Das Gute an der Sangha ist, dass die Leute nicht weglaufen, wenn es schwierig wird - zumindest der harte Kern nicht.

    Ellviral:

    Die Zuflucht zur Sangha leitet die Zuflucht zur Lehre ein. Jede Sangha pflegt das Anhaften an Regeln und Riten. Sieh hat nur solange einen Sinn bis diese Anhaftung erkannt und gemieden wird. Dann gehe ich aus der Sangha. Nehme Zuflucht zu Buddha und dann zu mir.


    Hm, wenn ich sie vermeide, hafte ich dann nicht an ihnen an?
    In dem Moment, in dem ich Regeln und Riten als das erkenne, was sie sind - in dem Moment beginnt das Spiel.


    Warum sollte ich genau in diesem Moment anfangen, ihnen wieder eine Macht zu geben, die sie gar nicht haben, indem ich sie vermeide?

    Ellviral:

    In einer Sangha sein ist meinst nicht sehr hilfreich


    Ähnlich wie e-coder empfinde ich es summa summarum als hilfreich, auch wenn ich manchmal senkrecht unter der Decke hänge. Ist wohl eine Typsache. Sich in eine Sangha reinzwingen, um was zu lernen, fände ich allerdings Unsinn. Entweder es ergibt sich, oder nicht.

    Karma Pema:

    Ich weiß nur welches Ziel sie haben, sie ergänzen mich und ich ergänze sie.


    Das ist sehr schön.
    Wir sind nicht so toll.
    Wir zanken uns, und auch sonst irren wir eher orientierungslos durch die Gegend.
    Wie ich das so zusammenfasse, denke ich gerade: ich bin doch schon ganz am richtigen Platz.

    Karma Pema:

    wenn man nicht mal den Mut aufbringt der Sangha Vertrauen zu schenken, bei denen man weiß was sie anstreben, woran sie arbeiten, welches Ziel sie haben
    Wenn man sich noch als einzeln von einer Sangha betrachtet, wie will man je verstehen das wir alle miteinander verbunden sind ?


    Ich weiß ja nicht, in was für einer Sangha von Unfehlbaren du unterwegs bist. Ich bin in einer Sangha, die aus ganz normalen Menschen besteht, mich selbst eingeschlossen.


    "Ich weiß, wo´s lang geht!" rief der Chef der Lemminge und stürzte sich über die Klippe. Ist natürlich auch eine Art der Befreiung.


    Zitat

    Stolz ist die erste Hürde die zu nehmen ist.


    Ich denke, nein. Hier geht´s um die Frage, wie die Praxis der Gabe aussehen kann. Und das ist ein komplexes und interessantes Thema.

    Sudhana:

    Zweidrittel-Zuflucht


    :lol:
    Zuflucht nehmen ist glaube ich noch mal was anderes, als einfach nur ein bisschen praktizieren.


    Bin jetzt wieder ein bisschen runtergekommen. In meiner Sangha sind halt ein paar schwere Idealisten. Wir werden miteinander reden müssen. Ja, für mich gibt´s da sicher auch was zu lernen. Manchmal wünsche ich mir, weniger lernen zu müssen. Ich bin aber doch froh, dass es uns gibt, und dass wir es uns erlauben, über sowas aneinanderzugeraten.

    Angemessen füreinander da sein - ja sicher, das ergibt sich von selbst, wenn man sich besser kennen lernt. Aber die Sangha als Wohltätigkeitsverein für Dritte - das ist eine ganz andere Sache. Das muss man sich gut überlegen, und da muss man alle fragen. Das kann nicht per Dekret verordnet werden.

    @ Rolf Ja, das Muster "alles Idioten außer mir" kommt mir natürlich bekannt vor.


    @ Elke Ich glaube schon, vor allem, wenn man eine Familie hat, oder Kollegen, mit denen man zusammen schwierige Situationen durchsteht und mit denen man lange zusammenarbeitet, so dass man sie jenseits der Rollen als Menschen kennenlernt. denen brauch ich aber nicht mit Gesprächen über die Praxis zu kommen, und im Internet möchte ich nicht zu detailliert werden. Sangha ist also schon was anderes.


    @ Keks Ich fürchte, im aktuellen Fall bin ich das Hindernis. Eben wie Jiun Ken sagt: "allen im Weg". Es ist keine große Sache, aber doch was Grundsätzliches, was die Frage betrifft, was wir als Sangha wollen, und worin die gemeinsame Praxis besteht. Meiner Meinung nach besteht sie darin, gemeinsam Zazen zu üben und einen Ort bereit zu stellen, wo Leute gemeinsam Zazen üben können.


    es gibt aber Leute, die meinen, dass wir mehr tun müssen, geben und helfen. Und ich finde, das überfordert unsere Gemeinschaft - nicht im Einzelfall, aber als grundsätzliche Zielsetzung für die Gruppe, die vielleicht sogar noch in der Satzung verankert werden soll. Es ist schwer, da zu argumentieren, denn was kann man gegen Geben und Helfen haben? Ich finde aber, dass da eine Art Gruppenego aufgebaut wird, dass wir die Guten sind.


    Wenn der Einzelne aus unserer Gruppe geben und helfen will, soll er das gern machen, aber ich bin dagegen, eine Art Zwangsverpflichtung für die Gruppe einzuführen. Das Ganze wurde motiviert durch einen aktuellen Fall, in dem Hilfe scheinbar dringend und schnell nötig ist. Da sind die Emotionen und das Mitleid hochgekocht. Und das ist nicht das erste Mal. Sie kochen jedenfalls immer noch, und ich steh da als egoistisches Arschloch. Ich glaube schon, dass ich mich letztendlich verständlich machen werde, aber das wird mühsam.

    Das Schwierigste finde ich ja immer die Praxis mit der lokalen Sangha :(


    Wenn mal wieder so ein Ding auftaucht, erwische ich mich schnell bei dem Gedanken, einfach abzuhauen, und mir eine schönere, angenehmere Sangha zu suchen, mit cooleren Leuten, weniger Dogmatikern, weniger Aufmerksamkeits- und Harmoniesüchtigen, weniger Bescheidwissern, weniger Gutmenschen, weniger Moralaposteln und Weltverbesserern, kurzum einfach weniger Deppen.


    Kann man nicht mal einfach vor sich hin LEBEN?


    Dann sitze ich ein-zwei Runden und beruhige mich wieder. Ja, ich weiß, es gibt keine bessere Sangha. Wo Menschen zusammenkommen, blubbert es, wo Buddhisten zusammenkommen, ist das Absolute Wahre Gute Richtige immer dabei, und ich gehöre auch zu den Idioten. Trotzdem, manchmal ist es einfach anstrengend.


    Das Blöde ist, dass man ja nicht nur mit irgendwelchen Gedanken und Emotionen anderer und eigener zu tun bekommt. Das Blöde ist, dass sich solche Gedanken und Emotionen in Handeln umsetzen, mit konkreten Auswirkungen auf mein Leben.


    Wie beim Sitzen nicht vor den Schmerzen abzuhauen, finde ich es eine echt schwierige Übung, hier nicht vor den inneren und äußeren Verwicklungen abzuhauen.


    Damit einfach zu sitzen, ohne stumpf zu werden. Immer wieder zur Aufmerksamkeit zurück zu kehren, bis sich ein Fädchen zeigt, an dem man ziehen kann, so dass sich was lösen und verändern kann. Weder in eine resignative Hinnahme zu verfallen, noch in Regelungswut.


    Den Unterschied zwischen Resignation und Annahme finde ich immer wieder verdammt schwer zu erkennen.


    Musste nur mal ein bisschen jammern. Schon vorbei. Weiter gehts... :?