Beiträge von void im Thema „Kurzfassung des Shinbuddhismus?“

    blue_aprico:

    Man verwechsel den Spruch nicht mit dem zum Beispiel von Crowley._


    Crowley war ja verschiedenes gleichzeitig. Natürlich gab es einen Exzess-Crowley, der den Spruch als Aufforderung zur persönlichen Libertinage und zum Austoben aller möglichen Leidenschaften ansah.


    Daneben gab es aber auch so etwas, wie einen sehr puritanischen, ernsthaften Crowley. Der der Ansicht war, jeder Mensch sei ein Stern, und das wenn ein jeder seinen "wahren Willen" täte, jeder Stern auf seiner richtigen Bahn sei, und sich deswegen alles harmonisch zusammenwirken würde. Der "Wille" bedeute hier eben nicht Willkür, sondern fast soetwas wie Pflicht. Ein wenig so, wie die Hindus, der Meinung sind, jeder hab sein perönliches "Dharma"(Ordnung, nicht zu verwechseln mit dem buddhitische Begriff) zu erfüllen: Wenn der König sein "König-Dharma" ausfüllt, der Diener sein "Diener-Dharma", wenn jeder an seinem Ort die ihm von Schicksal und Gott auferlegte Aufgabe (seinen wahren Willen) tut, dann ist alles in Ordnung. Im Bezug auf Thelma gibt es einen humorlosen und ordnungsliebenden Propheten-Crowley, der als extrem-evangelischer Prediger durch die Dörfer zog, Pamphlete verteilte, und die Leute dazu aufforderte, zu Gott umzukehren. Crwoley wuchs in einem Klima auf, dass durchdrungen von einem Prädestinations-Protestantismus auf, der sich auf Augustinus bezog. Vond daher bezog sich Crowley mit dem Spruch natürlich auf Augustinus selbst auch wenn er ihn dann später erst wieder durch Rabelais wiederentdeckte.


    Natürlich war Crowley nicht nur sein eigener Prophet sondern gleich auch noch sein eigener Ketzer. Ein Petrus, der den Stein auf den er seine Kirche bauen soll, des Nachts selber immer wieder vom Berg runterrollt, um einen auf exzessgetriebenen Borgia-Papst zu machen. Ein Produkt seiner sozialen Verhältnisse. Jemand der es nicht schafft von seinem familiären Hintergrund kapitalistischer, christlich-puritanischer Sektenheinis wegzukommen und lediglich das Vorzeichen verdreht. Und der dann andere in den Strudel seines Selbstwiderspruchs zieht.

    Aiko:

    [Amida Buddha ist nicht der Gott der Christen. Gott versteht ein Christ als Person und zwar als dreifaltige - Vater, Sohn, Hl. Geist -


    Pprinzipiell gebe ich dir mal recht. Der Gott der Bibel ist ein sehr personaler Gott. Aber auf der anderen Seite fällt doch Augustinus genau in eine Zeit, in der man versucht, das Chrsistentum von dem jüdische, sehr konkreten, personalen Verständnis wegzubewegen.


    Und es dem griechischen, philosophischen Denken annhäherte. Origines und Clemens von Alexandria bauten brücken zu Stoa und Platonismus in denen Gott doch eigentlich keine Person sondern "Logos" und Seinsgrund ist. Der nur noch mit Mühe die Identität mit dem polternden Patriarchen-Gott des alten Testaments aufrecht erhält. Bedeutet "Person" im Bezug auf Gott nicht lediglich, dass man mit ihm in eine personelle Beziehung treten kann.


    Und war nicht Augustinus selbst 5 Jahre lang ein Annhänger Manis, der ins einer Lehre persisches, griechisches und Mahayana-buddhitisches Gedankengut miteinander verband? Würden da wirklich Welten dazwischen liegen, wären solche synkretischen Formen kaum möglich.

    caber:

    Es geht mir auch nicht um eine inhaltliche Parallele, sondern um eine formale: Ich finde, der formal sehr ähnliche Satz "Vertraue und tu, was du willst!" verdichtet sehr schön shinbuddhistisches Gedankengut - nicht mehr, nicht weniger! -


    Aber was bedeutet denn "Tue was du willst" in dem Kontext? Ich habe den Shin-Buddhismus so verstanden, dass er die Anatta-Lehre sehr radikal auffasst. So radikal, dass da nur mehr das "Vertraue auf Amida Buddha" da ist, und alles jenseits davon geradezu zur Hölle fährt.


    Wo ist denn jenseit des Vertaruens ein "Du", ein "Tue" oder ein "Wille"?


    Wie soll mann Wille auffassen? Als das Interessen, Willensregungen und Sehnsüchte umfassende Skandha samskāra?
    Jenseits dessen bleibt doch nur der "Wille" Amidas, also sein Gelübte zum Wohl aller Menschen über.


    In anderen buddhitischen Richtugnen wird dieser Boddhisatva-Wille als Buddhnatur durchaus mit den Wesen asossziert. Aber der Shin-Buddhismus ist in der Hinsicht so radikal , dass er die Befreiung allein von Amida ausgehen lässt. Von meinem eignen Wille geht nichts konstruktives aus. Er ist grundsätzlich verblendet und fehlgeleitet.


    Manche gehen ja so weit zu sagen, dass nicht einmal dass Vertrauen etwas ist, was von mir ausgeht.


    Oh, du lieber Augustin, Augustin, Augustin,
    oh, du lieber Augustin, alles ist hin.
    Geld ist weg, Mäd´l ist weg,
    alles weg, alles weg,
    oh, du lieber Augustin, alles ist hin.

    Ich verstehe das Zitat von Augustnus in der Weise, dass wir deswegen tun könne, was wir wollen, weil unser tiefster Wunsch, der Wunsch nach Gott ist. Und unser tiefstes Wollen deswegen mit dem Willen Gottes übereinstimmt.


    Aber wie - stellt sich dann die Frage - dringen wir von der eben persönlichen Wollens und unzureichner Liebe zu der, radikalen, unbedingten und grenzenlosen Liebe , die mit Gott assoziiert wird, vor?


    Diese Fragestellung - das Verhältnis zwischen verblendeten Menschen und dem befreitem Handeln - drückt sich im Shin-Buddhismus im "Namu Amida Buddha" aus. Das ist noch viel auf die Reduktion runtergekochter als der Satz von Augustinus.


    Wobei ja die Stossrichtung eine andere ist "Lieb und tue was du tun willst" ist etwas, was von Gott auf den Menschen hin gesprochen ist. Während "Namu Amida Buddha" vom Menschen auf Amida hingesprochen ist.


    Es entspricht also eher einem "Dein Reich komme, dein Wille geschehe!"(Mensch -->Gott) des Vaterunsers. Aber ist nicht der Satz von Augustinus genau das Gott --> Mensch Spiegelbild dazu. Die Aufforderung seinen Willen mit dem von Gott in Einklang zu bringen. Und das "Dilige" ist ja kein "Ama" sondern beinhaltet ja auch ein hochschätzten, respektieren. Also genau das, was es braucht um das "Reich Gottes" anzunehmen.