Beiträge von void im Thema „Kritik am Diamantweg“

    e-coder:

    Dann sollt ich wohl anfangen diese "Hetzkampagne" als freundlich und liebevoll zu sehen um darin meinen eigenen Geist zu erkennen :)


    Wenn jemand einfach sagt, dass Diamntweg-Buddhismus übel ist, kann man damit ja höchstens seine Gelduld trainieren. Was ja auch billiger geht, z.B indem man schnell mal versucht mit der steikenden Bahn zu fahren.


    Ich denke mal, für bestimmte Buddhisten ist es wichtig, einen ernsthaften Buddhismus von einem Wellness und Lifestyle Buddhismus abzugrenzen. Und wenn man so einen "Lifestyle-Buddhismus" sucht, dann wird man ja den Diamantweg für einen guten Kandidaten halten. Ersteinmal, weil er so populär ist ( es ist von 20 000 Anhägern in Deutschland die Rede) Auf der anderen Seite wird in Büchern und Vorträgen von Ole einer Vorstellung von Buddhismus die für "Ensagung von der Welt" plädiert, etwas gegenübergestellt, was geradezu aufdringlich fröhlich weltbejahend rüberkommt. Als eine Bejahung von wilder Sexualität, Individualismus, Abenteuerlust, Erfolg, Gewinnstreben und Freiheit. Was aus eher konservativen Ecke, die Furcht vor der Degeneration des Dharma zum Konsumartikel für unsere seichte Welt weckt.


    Dieser Vorwurf wird von Seiten des Diamantwegs meistens folgendermaßen gekontert. Erst mal wird gefagt, was an Spass, Abenteuer denn so schlimm sei? All dies macht ja Freude und soll nicht der Buddhismus auch zu Freude und Glück hinführen? Der zweite Punkt ist der, dass es zwar vielleicht Leute in den Zentren gibt, die beim Lifestsyle-Buddhismus hängenbleiben, es aber ersthaft Praktizierende gibt, für die das quasi nur der Anfangsschub ist. Ein Schwung, die die in den Leuten vorhandene Lebenslust und Begeisterung einfängt und zu einem Brennamterial für den Pfad macht. Hinter der Welt der grosen Hallen mit den inspierenden Vorträgen - so habe ich das vesatndent - gibt es eine andere Ebene, wo es leiser und ernsthafter ist. Wo man sehr viele Niederwerfungen macht und statt eines strahelnden Ole, auf einmal Guruyoga auf der Karmapa im Mittelpunkt steht.


    Habe ich das richtig verstanden? Ist der Lifestyle-Buddhismus nur der Eingansbereich und hinten wird alles tibetisch, mit klassischen Lamrim Texten und so? So wie man in der DDR vom lustigen Pioniertreiben in die sozilistische Kaderschmeide kommt? Oder bei den Katholiken von den abenteuerlichen Pfadfindertreffen begeistert, hin zu Minstrantenamt und Priestersemseminar tunnelt. Unterschiedet sich der Dimantweg hinter den Kulissen von anderen Karama Kagyü-Schulen oder ist das durchaus kompatibel? Würde sich jemand, der aus einer anderen Karma Kagyü-Schule kommt, über die Lehrinhalte wundern? Ist da irgendwo Schluss mit lustig oder geht die Party auch beim Lamrim weiter?

    VOOM108:

    Ich hatte in Bezug auf den Umgang mit dem Islam auch immer eine andere Meinung. Die habe ich auch offen geäußert, und es war niemals eine Gleichschaltung der Meinung zu beobachten. Wer zwischen Ole als Person und dem Lama als Lehrer unterscheiden konnte, hat nicht einfach seine Meinung imitiert. Und das hat niemanden gestört. Die "schwierigen Leute" waren eher die, die nicht verstanden haben, dass man nicht die Person imitiert und Meinungen nachplappert, sondern dass wenn überhaupt es eher passend wäre, wenn man die eigene, und sei es gegenteilige, Meinung genauso stark vertritt, wie der Lama seine Meinung vertritt. Nur in wirklich rein spirituellen Fragen sollte man sich - in einer mündlichen Übertragungslinie - am Lehrer orientieren. Dabei aber auch prüfen, ob sich der Lama auch an der eigenen Tradition orientiert. .


    Also gibt es da innerhalb des Dimantwegs auch Leute, die eine gegenteilige politische Auffassungen vertreten? Die sagen, sie vertrauen Ole spirituell gesehen, aber halten seine politischen Aussagen für gefährlichen Unsinn?

    VOOM108:

    void: wer Ole so plakativ für "rassistisch, islamfeindlich, frauenfeindlich, christenfeindlich" hält hat einfach nicht richtig zugehört.... Dass er oft politisch unkorrekt ist, stimmt sicherlich. Nur ein paar Denkanstösse: er hat Zentren über die ganze Welt verteilt, seine aktuelle Ehe-Frau ist Südamerikanerin. Sein Hauptproblem mit dem Islam ist die Unterdrückung der Frauen. Vor was er genau in Bezug auf den Islam gewarnt hat, ist nun zum grössten Teil tatsächlich eingetreten. ...


    Es gibt natürlich Rechtsextreme, die plump ausländerfeindlich sind und einer Rassenidologie anhängen. Zu diesen gehört Ole Ndahl offensichtlich nicht.


    Daneben gibt es aber auch Strömungen, die aus der liberalen Ecke kommen und deswegen mit allen möglichen indiviudalistischen/liberalen Vorstellungen kompatibel sind. Also Leute wie Geert Wilders, die Antiislamismus mit den Rechten von Frauen und Homosexuellen begründen. In dieser Ecke, also bei Wilders und der FPÖ (oder auch Pegida) würd ich auch Ole einordnen.


    Und inwieweit du das als Rechts siehst, sagt eher was über deine eigene politische Position aus. Bist du selber so drauf, wirst du es wohl als realistische Warnung jenseits der "Lügenpresse" auffassen. Siehst du die Aussagen von Wilders, FPÖ und Pegida als rechtes Stammtischgeschwätz, wirst du es auch bei Ole unsäglich finden.

    diamant:

    void:

    Zitat

    Der Lehrer wird zutiefest "nicht als Person gesehen". Was es dem Schüler erlaubt sich auf das heilsame, bedeutende zu konzentrieren


    Da ist aber nichts bei Ole Nydahl zu erkennen, im Gegenteil sieht man dauernd in seinem Namen Verwirrte in Foren auftauchen oder in Blogs kommentieren. Das ist ja meine Warnung, dass der ungehindert seinen Wahnsinn in andere pflanzt und in der ganzen Welt Leuten, die eh dazu neigen, das Hirn noch mehr vernebelt. Beispiel folgt auch gleich von Voom, und das zeigt, dass eine weniger profilierte, wie bei Void oft nur einwerfende und oft nicht weiter sich vertiefende oder entschiedene Sicht auch so ihre Gefahren haben kann.


    Der Frage ist ja, von welchem Punkt man aus kritisiert. Kritisiert man Ole von der Position der Karma Kagyü aus ( es beziehen sich ja viele Menschen auf den Karmapa, die mit Ole überhaupt nichts anfangen können) Oder findet man aus einer allemein tibetisch-buddhitischen Sicht die othdoxe Karma-Kagyü-Sichtweise zweifelhaft? Oder findet man schon den ganzen tibetischen Buddhismus ziemlich seltsam - z.B vielleicht aus einer Zen-Perspektive.


    Alles diese Kritiken gleichzeitig zu üben, führt leicht zu Verwirrung. Von daher ging es mir jetzt mal drum, den Spalt zwischen dem traditionellen Guru-Yoga und der individualistisch/populitischen Ansatz von Ole aufzuzeigen. Und dass sich Probleme ergeben, wenn man beides vermischt. Dieser Punkt ist wichtig, weil ja oft so getan wird, als sein jegliche Kritik an der Person Ole Nydahl gleich eine Kritik am traditionellen Verständnis der Karma-Kagyü Schule. Ich denke nicht, dass das der Fall ist.


    Erst wenn klar, ist dass Kritik an Ole Nydahl nicht gleichzeitig Kritik an der Karma-Kagyü-Linie ist, wird offensichtlich, wie sehr Karma-Kagyü ohne Ole denkbar ist. Und dass rassistische, frauenfeindliche, islamfeindliche und christenfeindliche Aussagen von Ole, durch nichts innerhalb der Traditionslinie zu entschuldigen sind.


    Dann kann man sie lediglich nur dadurch entschuldigen, dass Ole so viel Charisma hat und Menschen begeistern und zum Buddhismus hinführen kann. Aber was für eine Entschuldigung ist das? Das erinnert mich an die alte CSU Tradition, nach der man jede noch so menschenverachtenden Spruch bringen kann, hauptsache man bekommt damit das Bierzelt voll.


    Ist da die Denkweise wirklich so? Dass einem Charisma so wichtig ist, dass man dafür Sprüche in Kauf nimmt, für die ein Politiker als nicht mehr "haltbar gesehen" würde? Da würde ich mich dann als Karma-Kagyü fragen, ob der Karmapa so etwas nötig hat. Was ja sehr traurig für ihn wäre.

    Karma Pema:

    es schrieb jemand, das im Diamantweg Personenkult betrieben würde.
    Die Eigenart des Vajrayana ist, eine starke Bindung an den Lehrer zu entwickeln und findet auf dem weiteren Weg dieser Schule seinen Bedeutungsinhalt.
    Der Lama wird im Vajrayana als eines der Zufluchtsobjekte betrachtet, da er direkter Vermittler der Lehre ist und den Segen der ungebrochenen Übertragungslinie vermittelt.


    Vajrayana ist eine (ehemals) mündliche Übertragunslinie, der Lama nimmt dabei eine entscheidende Rolle ein.
    Das ist keine Erfindung Lama Oles, es ist der Weg dieser Schulrichtung.
    Der Lama auf den dort meditiert wird ist nicht Lama Ole Nydahl, sondern der 16. Karmapa Rangjung Rigpe Dorje.


    Von Alex Berzin - also aus der Gelug-Ecke - gab es mal das Buch "Zwischen Freiheit und Unterwerfung". In dem Buch ging es darum, wie zwischen traditionellen tibetischen Konzepten und westlichen Ideen ein Übergangsbereich entsteht, in dem es zu Problem kommen kann. Einem Bereich des "Lost in Translation" wo weder die traditionellen Kontrollmechanismen des östlichen Kulturraums greifen, der sich aber auch den westlichen, kritischen Mechanismen entzieht. In solchen Übergangsbereichen können Missverständnisse und eben auch Missbrauchsprobleme gedeihen. Ich fand das Buch interessant.


    Besonders verwunderend fand ich es, dass die traditionelle, tibetische Sicht im Lehrer vor allem als greifbaren Teil einer Überleiferungslinie sieht. Und andere Aspekte des Lehrers, also seine Schrullen, seine Persönlchekeit, seine Fehler, dem gegenüber einfach ausblendet. Der Lehrer wird zutiefest "nicht als Person gesehen". Was es dem Schüler erlaubt sich auf das heilsame, bedeutende zu konzentrieren und unbedeutende, Details einfach beiseite zu lassen. Also welche Speisen eine Lehrer mag und welche nicht, ob er wie der Dalai Lama jetzt ein Technik-Freak ist, der Uhren und Konoprojektoren mag. Ob jemand politisch eher konservativ oder liberal ist, ob er gerne Auto fährt oder eher Zug. Gegenüber der Eigenschaft der Greifbare Zipfel in der Dharma Nachfolge zu sein, ist das alles unwichtiges Detail - Pillepalle.


    Der westliche Kontext tendiert dazu, die Leute als "Personen" zu sehen. So als hätte alles was sie tun Bedeutung. Ob sie Spaghetti oder Rigatoni mögen, Demokraten oder Reaktionäre sind, üble Chauivinisten oder tolerante Sitz-Pinkler. Während eine traditionelle Auffassung ja auch bei uns dazu tendierte, die Leute rein nach ihrer Funktion/ ihrer sozialen Stellung zu sehen, wich diese Vorstellung eien Auffassung, die die Leute individualistisch also "einzlen Personen" sah. Und Lama Ole war ja genau Teil der rebellischen Generation der Individualisten. Was dann natürlich auch eine "individualistischen Sicht" bestärkte.


    In den vorhergehenden Generationen hätte es das Problem vielleicht nicht gegeben. Weil man es da stupide einfach als Aufabe eines Klemptners sah, die Rohre zu legen so, wie es die Aufgabe des Priesters ist zu Gott zu führen. Und ob er jetzt ein solcher oder ein ganz ein anderer ist wäre wurscht gewesen (bzw. donatistische Häresie) Sieht man die Sache dagegen indivdiualistisch, dann sieht man sie eben nicht funktional. Da fragt man sie beim Klemptnerbetrieb, ob er er auch politisch korrekt ist, und beim Prediger nimmt man auf einmal auch das Privatleben sehr ernst. Anstatt in jemand Ole einfach nur einen "Dharmazugang" zu sehen, nimmt man seine Beziehungsformen, seine politischen Ansichten über den Islam, seine Hobbies usw. sehr ernst. Das ist natürlich Personenkult. Personenkult ist bei uns ja der Normallfall. Das verführerische an Lama Ole ist genau diese Normailität. Also dass er kein abgehobener, fremdartiger asiatischer Weise ist, sondern einer aus dieser Generation - Bob Dylan, Bruce Springsteen oder einer der anderen Autoradio-Rebellen, die durch unsere Unterbewustsein düdeln. Diese Identifikation mit Normalität ist natürlich ein grosser Pulspunkt. Etwas, was viele Leute dem Buddhismus nahegebracht haben, die es sonst nie im Traum gedacht haben, sowas auch zu erwägen. Die Identifikation von Dharma mit der "indivdualistischen Normalität", von "Zufluchtsobjekte" mit "Person", ist dann natürlich etwas, was wie ein nicht eingelöstes Werbeversprachen als Damokles-Schwert über einem hängt.


    Und in dem Spannungsfeld zwischen traditionellen, tibetischen Verständnis ( Lama als Zufluchtsobjekte/ Segen der ungebrochenen Übertragungslinie) und dem individualistischen, westlichen Verständnis (Lama als Indivduum/Person), bewegt sich nicht nur die Gelug sondern auch die Karma-Kagyü-Schule. Aber refleketiert man dieses Spannungsfeld , wie das Berzin für die Gelugs tut? Oder leugnet man es eher und sieht es "bösen Vorwurf" von Aussen?