Beiträge von Calimero im Thema „Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen“

    Zitat

    Wir können unser Handeln nicht vom Handeln anderer abkoppeln.


    Say what? Natürlich können wir. Wenn jemand handelt, dann kann er das tun. Ob mich das dann meinerseits zu einer Handlung motiviert, und wenn ja dann zu was für eine, das liegt aber auch sowas von in meiner Entscheidung! Was Dir helfen würde, wäre sicher das Ho'oponopono Ritual. Das kannst Du auch ganz für Dich alleine machen. Wirkt gut. Das bringt Dich aus Deiner Opferrolle und macht Dich handlungsfähig. Aber wollen wir das wirklich unter dem Namen dieses Threads diskutieren? Herzlich, Engelbert

    son:

    was kommt bei mir als Botschaft in meinem Fall an? "Ich" werde bestohlen, betrogen, es wird die Unwahrheit gesagt, Vereinbarungen werden nicht eingehalten, Beweismittel wie Urkunden usw. verschwinden, was eine Straftat darstellt, ich bin dagegen nicht vorgegangen.


    Hmmm. Wirst Du nicht bestohlen und betrogen, wenn Du laut jammerst? Dann würde ich Dir raten, viel und laut zu jammern, damit du nicht bestohlen und betrogen wirst. Wenn Du aber bestohlen und betrogen wirst trotz jammern, dann kannst Du es eigentlich aufhören, denn es hilft ja nüscht bei der Lösung.


    Anwälte können auch ganz ohne Dein Zutun arbeiten. Zumeist stören die Mandanten nur - weil sie jammern. Gebe das ganze an einen Anwalt ab, mache ein Ritual, gehe zwei Wochen in ein Retreat und verabschiede Dich von dieser doch sehr schmerzhaften Situation. Aber ich kann Dir nicht wirklich helfen, denn Du bist nicht ich.

    Son:

    PS: Engelbert, wie würdest du denn damit umgehen, wenn deine eigene Familie wirklich sehr viel Negative Dinge getan hat und mit dir auch gar nichts mehr zu tun haben will


    Lieber Son,


    die Antwort darauf wird Dir nicht nützen, denn wir sind unterschiedliche Menschen. Ich bin sehr analytisch veranlagt und kann daher, wenn ich eine vorher gut analysierte Situation dann auflöse, hart gegen mich zuerst und alles andere ebenso sein. Ich weiß nicht, was ich machen würde. Vermutlich würde mich das nicht allzusehr aufregen, wenn meine Familie mich abweist oder negative Dinge tut. Ich halte einen lockeren Kontakt zu meiner Familie. Einmal haben mich meine Eltern geärgert, da haben sie zwei Jahre nichts mehr von mir gehört. Alle anderen in der Familie hatten regen Austausch mit mir. Für meine Eltern war die Kasse geschlossen. Als ich mich dann wieder gemeldet habe, haben sie wieder normal funktioniert.


    Kümmere Dich um Dein Leben. Lass Deine Familie für ihr Leben sorgen. So ist für alle gesorgt.

    Son:

    Mein Stiefvater ... seine Persönlichkeit ... meine Mutter ... negative Dinge ... der Rest "meiner Familie" ... andere Menschen...


    Das ist jetzt ein unfairer Excerpt aus Deinem Beitrag, aber er zeigt, wo das Problem liegen könnte, ohne dass ich Dich nun kenne. Du orientierst Dich in Deinem Verhalten grundsätzlich an anderen. Und wenn die sich dann ändern, dann passt Du Dein Verhalten eben erneut an. So kommt keine Ruhe in Dein Leben.


    Ich versuche durch den Buddhismus diesen Knoten zu zerschlagen. Es kann doch nicht sein, dass ich meine Stabilität und mein Wohlergehen an eine sich wandelnde Welt knüpfe. Da werde ich ja irrsinnig, wenn ich jeder Bewegung in dieser Welt nachsinnen und mit einer Veränderung meinerseits darauf reagieren muss, um mich selber wieder in meine Komfortzone zurückzuverbringen. Das habe ich ja bisher so gemacht, es funktioniert nur eben nicht, weil sich immer irgendwo etwas verändert. Es gibt immer einen Ar*** der meine Heiligkeit stört.


    Entweder Du lebst für Dein Umfeld - dann sei aber nicht bedrückt, wenn dieses tut, was es will, und Dich auf eine wilde Fahrt mitnimmt. Oder Du setzt selber die Maßstäbe, Deine Maßstäbe, ins Zentrum Deines Lebens, und löst Dich ganz bewußt von den Einflüssen Deines Umfeldes.


    Solange du überlegst, was Dein Stiefvater tut oder nicht tut, und dies bei Dir zu Konflikten führt, sind da Verbindungen zwischen Dir und ihm, die es Dir nicht erlauben, frei zu handeln. Aus dieser Abhängigkeits-Situation kann kein Wohlergehen wachsen, denn Abhängigkeit, selbst die schönste und süßeste Abhängigkeit, ist immer mit Freiheitsentzug verbunden. Obwohl ich keine große Ahnung von all den vielen Texten des Buddhismus habe, ist wohl doch die Freiheit der Urzustand, zu dem wir uns hingezogen fühlen.


    Herzliche Grüße


    Engelbert

    Zitat

    Engelbert schrieb: Frage Dich bei jedem Gedanken "Hat mir das jemand gesagt, dass das so ist - oder habe ich das gerade einfach selber erfunden?". Wir können es uns nicht erlauben, aus ungeprüften Annahmen heraus zu handeln, mein Lieber



    Nun, lieber Son, hast Du einen Gedanken geäußert, nämlich: "ich denke, wo ich lebe ist es sehr schwer Menschen zu finden, die vielleicht etwas über den Tellerrand rausschauen. Ich gehe sogar soweit, dass man sie fast suchen muss, in meinem Alltag lerne ich leider nur sehr oberflächliche Menschen kennen"


    Und das ist gut, denn jetzt kannst Du Deinen Gedanken prüfen! Gedanken-TÜV: Stelle diesem Gedanken Fragen gegenüber:


    Wer hat das gesagt?
    Ist es eine Pauschalisierung?
    Ist es ein Vermeidungsverhalten und vielleicht möchte ich gar keinen Menschen wirklich begegnen?
    Habe ich diesen Gedanken in einem kleinen Versuch bewiesen (mache einen kleinen Versuch)?
    Schreibe ich den Menschen eine Eigenart zu, die diese vielleicht gar nicht besitzen?
    Sind alle Mütter und Väter, die in meiner Umgebung wohnen, oberflächlich zu ihren Kindern?
    ...


    Es gibt so viele Fragen, mit denen wir unsere Annahmen konfrontieren sollten, bis wir einen Gedanken als "Wahr" klassifizieren können. Wenn wir dies nicht tun, dann führen diese ungeprüften Gedanken zu negativen, uns verletzende Gefühlen und uns verletzende Handlungen, in Deinem Fall führt dieser Gedanke in den sozialen Rückzug. Das ist eine der schlimmsten Verletzungen.


    Herzliche Grüße,


    Engelbert

    Lieber Son,


    wir kennen uns aus dem Holocaust-Thread. Dieser hat mich interessiert, weil ich über eine sehr vergleichbare Gewalterfahrung verfüge, in deren Verlauf ich lebensgefährlich verletzt wurde und auch Familie betroffen war.


    Nun, ich habe eine Bekannte, da hat der Mann den Kindern überraschend die Kehlen durchgeschnitten. Was sagt man nun der Mutter? Was sagt sich die Frau selber? Da fehlen einem die Worte. Für mich war eine der Lösungen, erst einmal mit sich selber im Gespräch zu bleiben und Achtsamkeit zu üben. Sich nicht hilflos traurig zu fühlen, sondern erst einmal zu erkennen, dass es Trauer ist, die einen durch den Alltag begleitet, einen schwächt und würgt.


    Ich weiß, dass das sich für Dich vielleicht dämlich anhört. Ich habe ja schließlich selber jahrelang kaum noch ein Wort gesprochen, weder mit mir noch mit anderen, weil ich einfach keine gefunden habe. Und weil mich das, was andere gesagt hätten nicht erreicht hätte. Aber, Son, wir müssen in engem Kontakt mit uns (und anderen) bleiben. Nach großem Leid ist die persönliche Haltung entscheidend und die braucht Kommunikation und Achtsamkeit, damit sie nicht krumm wird (Thema Bitterkeit oder Hass). Danach kommt das Einsichtnehmen - was ist Leid, wieso erfahre (gerade) ich Leid, wie kann ich es auflösen. Wie genau löst man Erinnerungen an großes Leid auf? Da bin ich auch nicht so gut drin. Ich wache immer noch manchmal auf und sehe Blut die Wand runterlaufen.


    Insgesamt ist es so, dass man das Buddhaland durchaus nutzen kann, um guten Rat zu finden. Die Beiträge von Sudhana sind unfassbar lehrreich und haben eine saubere Ausstrahlung, die aus durchlebter Praxis kommt. Was mir Kilaya und mkha' bislang geraten haben, das ist ebenfalls durchlebte Praxis. Suche Dir gezielt diejenigen aus, die heilsam schreiben.


    Was ich nicht mehr mache, Son, ist, den Leidensprozess anderer Menschen einschätzen. Manche kapseln ihre Gefühle ab - und stellen deswegen keine Kerze mehr auf, weil sie "Angst haben, vor Schmerz ohnmächtig zu werden" (das sagte mir ein Vater, dessen Tochter vergewaltigt und getötet wurde). Solche Sicht kommt, meine ich, ebenfalls daraus, dass man nicht mit sich im achtsamen Kontakt ist. Also nimmt man an, dass man es nicht kann. Man riskiert es dann auch gar nicht. Die schiere Annahme führt dann zur "krummen Handlung".


    In einer dramatischen und möglicherweise entscheidenden Phase unseres Lebens, beginnen wir etwas zu tun, was wir sonst nie getan haben: Wir beginnen auf ungeprüfte Annahmen hin zu handeln. Das möchte ich Dir gerne aus durchlebter Praxis mitgeben: Frage Dich bei jedem Gedanken "Hat mir das jemand gesagt, dass das so ist - oder habe ich das gerade einfach selber erfunden?". Wir können es uns nicht erlauben, aus ungeprüften Annahmen heraus zu handeln, mein Lieber. Ich höre Bitterkeit aus deinen Zeilen. Sei Achtsam, dass Deine Haltung nicht krumm wird! Sei aber auch lieb und mitfühlend Dir gegenüber. Das ist auch wieder so eine Weisheitskeks-Weisheit, die bei mir ziemlich löchrig funktioniert - aber wir sollten dran bleiben, Son. :)


    Engelbert