ZitatDer Weg ist, dass man zuerst erkennt was heilsam und was unheilsam ist, um sich dann dementsprechend zu bemühen. Betrachtungen über das Jenseits von Gut und Böse helfen da nicht weiter, wenn sie entweder dazu führen diese Bemühungen voreilig fallenzulassen oder dazu dass man sich in Theorien ergeht und die Praxis vernachlässigt.
Alle Wege führen nach Rom …
Warum machen wir "unheilsame" Ding?
Weil wir was wollen, was wir in unseren Vorstellungen für "heilsam" erachten.
Das führt zu allerlei Verrenkungen in unseren Handlungen. Die Handlungen werden zu einem Um-zu und sind gefärbt von unseren Vorstellungen, deren Gefangene wir sind.
Wir glauben zu wissen, was das Ergebnis unserer Handlungen sein wird. Da gibt es eine schöne Geschichte von Roald Dahl: Ein Arzt wird mitten in der Nacht zu einer schweren Hausgeburt eingeladen. Nur mit Mühe gelingt es ihm, Mutter und Kind zu retten. Am Ende verabschiedet er sich, der Leser ist erleichtert – und erkennt, dass der Arzt dem kleinen Adolf Hitler ans Licht der Welt geholfen hat.
Aus meiner Erfahrung: Die unschönen Dinge, die mir widerfahren sind, haben mir letztendlich geholfen. In meiner Vorstellung waren diese Dinge unheilsam, darum haben sie so weh getan (!) und weil sie so weh getan haben. Heute weiß ich, dass das lediglich meine damalige Sicht war. (Ich möchte mich hier nicht mit der Motivation der Anderen beschäftigen.)
Ein wenig der Vorstellung loszulassen, etwas sei für mich "heilsam" oder "unheilsam", empfinde ich mittlerweilen als sehr befreiend. Es lässt mir viel mehr Spielraum.
So wie die Christen "ihr Schicksal in Gottes Hände legen" oder die Muslime von "Gottes Willen" sprechen. Es wird nicht geurteilt, den Vorstellungen nachgehängt, sondern einfach gehandelt, in der Weise, wie es die Situation erfordert. Der Pfeil wird rausgezogen.
Es ist möglich, beide Wege zu beschreiten: das zu unterlassen, was uns offensichtlich als unheilsam erscheint, und gleichzeitig von diesen Unterscheidungen loszulassen.
Ich meine sogar, dass das notwenig ist.
Immer "gut" sein zu wollen, finde ich irgendwie künstlich. Diese Künstlichkeit wird ihren Tribut einfordern. Das bedeutet jedoch nicht, sich alternativ "gehen zu lassen". (Wobei das eine hübsche Vorstellung ist: "Sich-gehen-lassen".).
Den Weg sehe ich irgendwo in der Mitte, und zu welcher Zeit was erforderlich ist, muss jeder für sich selbst, in jedem neuen Moment erkennen lernen. Einen Ausweg sehe ich nicht. Das ist für mich der Buddha-Weg: erkennen zu lernen, wer ich bin, was geschieht und damit zum Wohl aller Wesen umgehen zu können. Dazu ist mir jedes Mittel recht.