S.35.205 Die Laute - 9. Vīṇopama Sutta
"Steigen da
bei den durch das Auge ins Bewußtsein tretenden Formen,
bei den durch die Zunge ins Bewußtsein tretenden Säften,
bei den durch den Geist ins Bewußtsein tretenden Dingen
Wille auf, Reiz, Abwehr oder Widerstand,
dann sollen sie mit dem Gemüt das Herz zurückhalten:
'Furchtbar ist dieser Weg, voller Gefahren, voller Dornen, voller Raubtiere. Er ist ein Umweg, ein Abweg, voller Räuber. Unrechte Menschen folgen diesem Weg, nicht wird dieser Weg von rechten Menschen befolgt. Dies ziemt sich nicht für mich'.
So ist mit dem Gemüt das Herz dabei zurückzuhalten.
Gleichwie wenn da ein reifes Kornfeld wäre und ein lässiger Hüter des Kornfeldes, und eine Kuh würde in dieses Kornfeld eindringen, über das Korn herfallen und sich nach Belieben daran berauschen. Ebenso nun auch, ihr Mönche, ist es beim unerfahrenen, gewöhnlichen Menschen, der bei den 6 Berührungsgebieten und den 5 Begehrungen zügellos handelt und sich nach Belieben daran berauscht.
Gleichwie wenn da ein reifes Kornfeld wäre und ein nicht lässiger Hüter des Kornfeldes. Wenn nun eine Kuh in das Kornfeld eindringen und über das reife Korn herfallen würde, dann würde der Hüter sie einfach an der Nase fassen und festhalten. Nachdem er sie, einfach an der Nase fassend, festgehalten hätte, würde er sie einfach an der Stirn fassen und festhalten. Nachdem er sie, einfach an der Stirn fassend, festgehalten hätte, würde er ihr mit einem Stock einen kräftigen Schlag geben. Nachdem er ihr mit einem Stock einen kräftigen Schlag gegeben hat, würde er sie loslassen. Aber ein zweites und ein drittes Mal wurde die Kuh kommen und dasselbe erleben.
Da würde dann, ihr Mönche, diese kornfressende Kuh im Dorf oder im Wald, stehend oder liegend, nicht wieder über das Korn herfallen, weil sie sich an die früheren Stockschläge erinnert.
Ebenso nun auch, wenn das Herz des Mönches bei den 6 Berührungsgebieten gerade geworden ist, vollkommen gerade, dann steht es bei sich fest, setzt sich, wird einheitlich und einig. Gleichwie, ihr Mönche, wenn da ein König oder ein königlicher Minister den Klang einer Laute noch nie zuvor gehört hätte. Jetzt aber hörte er den Klang der Laute, und er würde sagen: 'Lieber Mann, was ist das für ein Klang' so entzückend, so lieblich, so berauschend, so hinreißend, so fesselnd?' Darauf würde ihm gesagt: Das ist, o Herr, eine Laute, wie man sagt: die hat diesen Klang, der so entzückend ist, so lieblich, so berauschend, so hinreißend, so fesselnd'. Er aber spräche: Geht, ihr Lieben, und bringt mir jene Laute herbei'. Die würde ihm gebracht, und man sagte zu ihm: 'Da ist sie, o Herr, die Laute, die jenen entzückenden Klang hat, jenen lieblichen, berauschenden, hinreißenden, fesselnden'. Darauf sagte der König: 'Was soll ich, ihr Lieben, mit der Laute? Ihr sollt mir doch jenen Klang herbeischaffen! Da würde ihm gesagt: 'Das ist, o Herr, eine Laute, wie man sagt; die ist aus gar vielen Teilen zusammengebaut worden, aus einer großen Zahl von Teilen. Sie klingt, weil die verschiedenen Teile zusammenwirken. Sie klingt, bedingt durch einen gewölbten Kasten, eine Zarge, einen Steg, einen Hals, die Saiten, den Bogen und die entsprechende Mühe des Spielers. Dann kann die Laute, wie man sagt, die aus vielen Teilen zusammengebaut wurde, aus einer großen Zahl von Teilen, erklingen'.
Jener König aber würde die Laute in 10 oder 100 Stücke schlagen. Nachdem er sie in 10 oder 100 Stücke zerschlagen hätte, wurde er die Teile zersplittern und zersplittern. Nachdem er die Teile zersplittert und zersplittert hätte, würde er sie ins Feuer werfen. Nachdem er sie ins Feuer geworfen, würde er einen Haufen Asche machen. Nachdem er einen Haufen Asche gemacht hätte, wurde er ihn in den Sturm streuen oder durch einen reißenden Strom davonspülen lassen. Und dann würde er sagen: 'Ein ohnmächtiges Ding, wahrlich, ist das, was man da Laute nennt. Was ist denn da irgend an dem gewesen, was man Laute nennt? Da werden nur viele Leute übermäßig berauscht und verführt'.
Ganz ebenso nun auch erforscht da einer die Form, soweit sie reicht, erforscht das Gefühl, soweit es reicht, erforscht die Wahrnehmung, soweit sie reicht, erforscht die Gestaltungen, soweit sie reichen, erforscht das Bewußtsein, soweit es reicht. Und wenn er so untersucht, und es kommt ihm ein 'Ich' oder 'Mein' oder Ich bin' auf, dann kommt es nicht ihm zu".