Beiträge von diamant im Thema „Andere belehren“

    Es handelt sich um das Recht des Einzelnen auf seinen eigenen Standpunkt. In voids Beispiel ist anzunehmen, dass sich die Frau Shakyamunis jahrelang im Stich gelassen fühlte. Im Nachhinein wurde das dann im Palikanon ja so dargestellt, dass auch sie in den Genuss seiner Erleuchtung kam, wie um seine "Rücksichtslosigkeit" ihr gegenüber zu rechtfertigen. Das funktioniert vielleicht in der Hagiographie, also der Schönfärbung, salopp gesagt.


    Ich habe mal mit Deshimarus Ehefrau und seiner Tochter telefoniert, und es wurde klar, dass seine Gattin darüber verbittert war, dass er nach Europa ging und die Familie im Stich gelassen hatte. Daran konnte sein relativ starker oder guter Ruf in Übersee nichts ändern, und auch nicht, dass er zum Sterben wieder heim ging. Aber was wäre nun alles anders, wenn Deshimaru sich nicht für seinen Weg entschieden hätte? Ich werte das anders als seine Gattin, aber ich verstehe ihren Frust. Jeder, der einen Menschen liebte, der sich für eine Trennung entschied, um sein eigenes Ding durchzuziehen (auch wenn es anderen nutzte), kann das nachvollziehen.

    Jojo: Der Punkt ist doch, dass Guo Go hier einen Text hochhält als Lehrer in Sheng Yens Linie. Und der ist, wenn ich das aus dem anderen Thread zusammenfassen darf, mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Scharalatan, der eine Menge Leute genarrt hat, angefangen von seinen Übertragungen über seine angebliche Zeit als Obdachloser bis hin zu der Tatsache, dass er keine eigene Lehre entwickelte, sondern Standards nachplapperte. Demnach würde Guo Go hier möglicherweise ungewollt über Sheng Yen sprechen, wenn er Lehrer nennt, deren Methoden "töten". Wer nicht das Erwachen eines Schülers zum A und O der Nachfolge macht, der tötet ja Zen. Wer andere über sich belügt, der tötet den Geist der "offenen Weite, nichts von heilig".


    Zitat

    Wenn wir uns angebliche Meister ansehen, die nicht erleuchtet sind


    Damit ist z.B. Sheng Yen gemeint, oder wohl auch Guo Go, denn laut Stuart Lachs spielte die Erleuchtung in den Linien, auf die sich Sheng Yen beruft, keine Rolle, sondern bloß, dass man lehrte und Schüler hatte - schon konnte man Dharma-Nachfolger werden.


    Und man kann das sogar an ihrer Rhetorik erkennen, denn die vom Leben geben und Töten ist uns auch von Takuan bekannt, der zeitlich vor Yunyuan lebte und sie anders benutzte, nämlich nicht dualistisch, sondern sich gegenseitig durchdringend. Darum gab es bei ihm auch ein "Leben gebendes Schwert" und ein "Leben nehmendes Schwert". Das Instrument, das (bei Guo) tötet, erweckt - so angewendet - also zum Leben, und es tötet nur, wenn es nicht anders geht. Takuan hat also den Dualismus aus diesem Tötungsinstrument des Zen- (und Schwertkampf)Meisters bereits herausgenommen. Guo Go hat ihn wieder eingeführt. Da es in Sheng Yens Schule keinen "großen Durchbruch" zu geben scheint, spielt das natürlich dort kaum eine Rolle.

    Zitat

    blue, diamant, könnt ihr euren Kleinkrieg per PN austragen


    Es gibt keinen, ich hatte Doris Hinweise auf die Versuche anderer versprochen, das Thema auf ad hominem et al. zu verschieben. Ich werde künftig einfach nur noch [2. Hinweis ] etc. ohne weiteren Kommentar posten, um Dir entgegenzukommen.


    Mein obiger Satz an blue ist allgemeingültig. Im Buddhismus findet sehr oft eine Idealisierung von Lehrern statt. Der Lehrer kann dem vorbeugen, indem er das Spiel nicht mitspielt und nicht versucht, dem Wunsch (Bilde) der anderen zu genügen, sondern möglichst transparent wird. Mit allen Schattenseiten.


    Dieses Forum bildet freilich keine Lehrer-Schüler-Beziehung ab und kann das auch gar nicht, denn es lebt ja von der Anonymität vieler Beteiligter. Die Möglichkeiten, hier wirksam zu werden, sehen demnach anders aus als bei Begegnungen unter vier Augen.

    [An Doris: 1. Hinweis auf Versuch der Themenverschiebung. Dagegen Michael Elliston, Atlanta: "define the Zen priest as a perfect person who won’t do any harm, including offending conventional mores ... I doubt that many of the Masters of history would fit that picture.” Bereits von mir aufgezählt - die bekanntesten Lehrer waren unmoralisch. Hinweis auf Lernresistenz und Idealisierung von Lehrern. Die richtige Frage an blue wäre, wer ihr Lehrer ist, und dann seine Vergehen zu benennen. Zur Verweigerung der Einsicht gehört aber auch, den Lehrer nicht zu benennen, der diese Idealisierung befördert und sich damit gerade als unmoralisch erweist.]

    Auch ich. Freilich auch dem, was Thursday sagte.
    Und danke für die (vorübergehende) Schließung des anderen Threads.


    Ein Zenlehrer sagte einmal, es sei die Aufgabe eines Lehrers, dem Schüler, der im Allgemeinen zur Idealisierung des "Meisters" neigt, immer wieder vor Augen zu führen, welche Ecken und Kanten der Lehrer tatsächlich habe. Bis ihm die Illusion des Gutmenschen ausgetrieben sei.