Beiträge von Doris im Thema „Karma und Geburtsgeschlecht“

    Ich würde mich da von all den Schriften nicht kirre machen lassen. Sie sind in einem bestimmten gesellschaftlichen Kontext, in einem bestimmen Glaubenssystem verfasst worden. Das kann man getrost hinter sich lassen. Auch die hinduistische Vorstellung von "Karma", die im Kanon präsent ist.
    Da steht nämlich in der Tat drin, dass es schlimm sei als Frau geboren zu sein.


    Nun, ich bin eine Frau, genetisch und vom Erscheinungsbild und von meiner Identität. Und ja, ich kenne alle Nachteile, die damit verbunden sind. Aber ich empfinde mein Geschlecht nicht als Strafe. Ich will gar nichts anderes sein. Laut Kanon müsste ich jeden Tag damit hadern. Wenn ich für mein Geschlecht bestraft werde, dann ist das Menschenwerk: Sexismus, Gewalt, Benachteiligung … Aber da es Menschenwerk ist, kann man das auch ändern.
    Das einzige, was mich immer gestört hat, war die Menstruation. Denn die war für mich immer schmerzvoll und sehr unangenehm und die Arbeitswelt nimmt darauf keine Rücksicht. Dafür klagen Männer über andere Dinge: ungewollte Erektionen, hängendes Gemächt, Rasiererei … Der Körper ist halt ein Ort des Leides.
    Laut Kanon müsste ich mich ganz anders fühlen. :D


    Dass Du eine Ambivalenz hast zwischen Körper und Körperempfindung ist halt einfach so. Das hat nichts mit Karma zu tun. Du weißt da sicher mehr über die aktuelle Forschungslage als ich. Halte Dich daran.
    Fühlst Du Dich bestraft? Nun, das ist sicher nicht der leichteste Weg, den das Leben Dir auferlegt hat. Aber eine Strafe ist das nicht, keine Schuld für irgendwas in Sicht. Es ist einfach so. Eine Laune der Natur.
    Hilft es Dir, einen Sinn darin zu finden? Belastet Dich diese Willkürlichkeit?


    Zitat

    Ich habe diesen Weg jetzt fast vollständig hinter mich gebracht aber ich habe keine Lust das in jedem weiteren Leben mein Geist wieder in einen Mann gesteckt wird und die Hölle wieder von vorne beginnt.


    Sollte es so sein, wer sagt denn, dass Du Dich nicht pudelwohl als Junge fühlen würdest?
    Deine Angst resultiert wohl daraus, dass Du jetzt in dieser bestimmten Gemengelage lebst. Beim nächsten Mal – sollte es denn so sein, was ich persönlich nicht glaube – könnte es vollkommen anders sein und Deine Probleme völlig andere. Und vielleicht wünscht Du Dir dann sogar, solltest Du ein Mädchen werden, als Junge geboren worden zu sein?
    Ist es nicht besser, sich keinen Kopf darum zu machen, sondern sich um die Aufgaben und Probleme und auch die Freuden zu kümmern, die in diesem Leben anstehen?


    Übrigens haben mir meine Vajrayana-Lehrer das so erklärt:
    Frauen sind gesellschaftlich stark benachteiligt. Im Indien des Buddha war das noch viel krasser (und ist es im heutigen Indien immer noch). Eine Frau zu sein bedeutete früher zu sterben, verachtet zu werden, Hunger zu leiden, im Kindbett zu sterben, schuften zu müssen, als Witwe höchstens geduldet zu werden, völlig rechtlos zu sein … In der Tat keine guten Aussichten.


    Wenn man nun an Wiedergeburt glaubt, dann ist es kein Wunder, dass die Geburt als Frau in so einer Gesellschaft als sehr nachteilig empfunden wird.
    Anders sähe dies in einer Gesellschaft aus, in der Frauen einen hohen Stellenwert haben. Es gibt da einige, die Mong, ein paar Völker in Südamerika, bei Indianern, sogar in Nordspanien … und bald auch hier in Europa (hoffe ich). Da ist es zwar keine Strafe als Mann auf die Welt zu kommen, denn denen geht es recht gut, aber sie haben halt nicht mehr diese privilegierte Stellung und Alleinherrschaft.